LYCHGATE - Precipice
Mehr über Lychgate
- Genre:
- Avantgarde Black Metal / Doom
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Debemur Morti
- Release:
- 19.12.2025
- Introduction - The Sleeper Awakes
- Mausoleum Of Steel
- Renunciation
- The Meeting Of Orion And Scorpio
- Hive Of Parasites
- Death's Twilight Kingdom
- Terror Silence
- Anagnorisis
- Pangaea
Verdammt harter, schwer durchschaubarer Avantgarde-Brocken!
Dass es im avantgardistischen Black Metal keinen leicht verdaulichen Stoff gibt, sollte niemanden überraschen. Doch die jeweilige Auslegung der kunstfertigeren, progressiven Form der finsteren Klänge ist doch immer wieder sehr individuell und weicht inzwischen weit davon ab, was Wegbereiter wie ARCTURUS vor mehreren Jahrzehnten einst zum Maßstab dieses Sounds erklärt haben. Bei den Briten von LYCHGATE schleichen sich zudem Elemente der modernen Klassik ein, die den weit verschachtelten Stoff von "Precipice" nicht gerade leichter zugänglich erscheinen lassen - vor allem wenn man bedenkt, dass die vierte Scheibe der Avantgarde/Doom-Truppe gleich aus mehreren inhaltlichen Sinneinheiten besteht, die nicht immer in purer Harmonie zusammenlaufen.
Gerade in der ersten Albumhälfte wehren sich die Musiker nämlich vehement dagegen, irgendwelche Zugangspunkte zu kreieren und zumindest Optionen zu offerieren, die wilde, manchmal leider auch krude Mischung entsprechend aufzusaugen. Die Songs sind nicht nur sperrig, sie wirken phasenweise auch beliebig zusammengewürfelt und ein wenig überladen, nicht zuletzt, weil auch eine gewisse Theatralik bemüht wird, der ebenfalls nur schwerlich gefolgt werden kann. Erst zu einem späteren Zeitpunkt, und ausgerechnet ab dem Moment, in dem LYCHGATE harscher und brachialer vorgeht, wirft die Band erstmals den Anker, schafft etwas überschaubar Mitreißendes und kann sich von den arg verkrampften Strukturen des neuen Materials lösen. 'Hive Of Parasites' ist hier eine Art Knotenlöser, anfangs sicherlich auch noch relativ kopflastig, dann aber doch straighter ausgerichtet und mit einigen angenehm explosiven Momenten versehen, in denen die verschiedenen Ideen passend zusammenlaufen. Dies geschieht im weiteren Verlauf zwar nicht immer auf diesem Niveau und in dieser vermeintlichen Linearität, doch irgendwie haben die Briten in der Mitte des Albums die schwere Last ihrer Arrangements abgeworfen, von der sich die Band bis dahin nie so recht befreien konnte.
Nichtsdestotrotz ist "Precipice" ein enorm harter Brocken und definitiv keine Scheibe, die man mal so eben mitnimmt, sondern ein kopfgesteuertes Gesamtwerk, das nie so recht in den Fluss kommt und trotz der teils beeindruckenden Passagen im hinteren Abschnitt immer wieder auf die Euphoriebremse tritt. Selbst die Zielgruppe dürfte hier Schwierigkeiten haben - und das ist ein bisweilen bitteres Fazit.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Björn Backes


