LYE - To All Of Those
Mehr über Lye
- Genre:
- Prog
- The Devil And His Queens
- Well?
- Something
- To All Of Those..
- The Sore
Ihr steht auf PORCUPINE TREE und TOOL? Dann schreibt euch diesen Bandnamen ganz groß auf euren Einkaufszettel! Die fünf Songs, die LYE auf ihrem ersten Rundling für die Ewigkeit digital versilbern ließen, lassen jede Kinnlade, deren Besitzer auf die beiden genannten Bands steht, die Schwerkraft spüren.
Eingebettet in ein schlichtes Schwarz-Weiß-Cover, auf dem lediglich plakativ das ebenso schlichte, aber gleichsam effektive Bandlogo zu sehen ist, schlummert der kleine Silberling unschuldig in seiner Schachtel. Aber wehe, er wird einem Laser zur Abtastung vorgesetzt! Dann explodiert ein musikalisches Feuerwerk der Sonderklasse, wie man es sonst nur von den langjährig erfahrenen Ausnahmebands erhoffen würde. Und neben aller kompositorischen Klasse, knallen uns LYE auch noch mit einem grandiosen Sound die letzten Gehirnwindungen krumm.
Gleich im siebenminütigen Opener 'The Devil And His Queens' bekommt der völlig überraschte Genuss-Hörer die volle Gitarrenbreitseite um die Löffel geblasen, bevor man nach wenigen Takten auf behutsamen Pfaden einfühlsame Muster häkelt. Nate Storm näselt sich mit einer grandiosen Sangesleistung durch diese musikalische Achterbahnfahrt und beweist im saitenverzerrten Part, dass er durchaus wütend klingen kann. Ich bekomme Angst.
'Well?' knarzt dann mit pumpenden Beats angenehm an meinen Nerven, während auch hier das kleine Stimmwunder mit einer rezeptpflichtigen Melodien die Balance hält. Die Welt beginnt sich aus den Angeln zu heben. 'Something' verfügt dann neben akustischen Streicheleinheiten über fiese Metal-Riffs und lässt zwischendurch gar COHEED & CAMBRIA zum Fenster herein blicken. Im Hintergrund kloppt der leider ausgestiegene und durch Steve Street (ex-ZERO PRNCIPLE) ausgetauschte Tyler Wunder irrwitzige Rhythmen und versetzt der ganzen Chose noch eine hektische Note, die mir natürlich gut gefällt.
Beim Titelsong wird auch der Letzte verstehen, warum Basser Dylan Parker eine Story im Bassplayer-Magazin bekommen hat. Heil'ges Blechle! Der Junge groovt sich die Finger blutig und klingt dabei so verflucht lässig, dass man fast schon von Swinging Metal reden möchte. Da es aber eh' kein Metal ist, entfällt das leider.
Der Rausschmeißer - oder Repeat-Drücker - 'The Sore' lässt dann die Nähe zu TOOL noch einmal ganz hervorragenden durchschimmern. Sehr hypnotische Rhythmusfiguren, fast schon einer Soundcollage ähnlich wirkende Songstrukturen und ein Spannungsbogen, der sich in einem fantastischen Gitarrensolo entlädt. Hier stimmt einfach alles.
Diese Wunderwerk sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen, bevor die Band von einem Major unter Vertrag genommen wird und "To All Of Those" als Rarität für dreistellige Summen bei ebay zu ersteigern sein wird.
Anspieltipp: die Repeat-Funktion des CD-Players.
- Redakteur:
- Holger Andrae