MýRDAL - Helvíti
Mehr über Mýrdal
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Vendetta Records
- Release:
- 28.06.2024
- Martröd
- Brand
- VRDRBN
- Eldfell
- Teufelsfaust
Beinahe die Faust auf Teufels Auge.
Die isländische Black-Metal-Bewegung mag quantitativ nur einen Bruchteil der europäischen Szene ausmachen, qualitativ haben sich etliche Truppen einen Namen gemacht. Allen voran natürlich MISÞYRMING, das Vorbild für die deutsche Kombo MÝRDAL. Mýrdalur ist eine Gemeinde im isländischen Süden und bei der Benennung nach isländischen Orten denkt man unweigerlich an Dimmuborgir. Doch im Gegensatz zu den in Richtung Bombast abgedrifteten Norwegern orientiert sich das Duo auch auf der zweiten Veröffentlichung "Helvíti" musikalisch am isländischen Black Metal. Die Wurzeln unverkennbar natürlich dennoch im Norsk Black Metal habend, finden wir die größten Unterschiede für meine Ohren in den Harmonien bzw. dissonanten Tonfolgen. Dahingehend befindet sich Island deutlich näher an Frankreich als an Norwegen.
Der Reigen des Albums (mit 26 Minuten eher Mini-Album oder EP) wird von 'Martröð' eröffnet, das mit vielen Trademarks des ersehnten Sounds aufwartet: Treibende Drums mit Tremolo-Riffing, das für die typisch isländischen Akkorde in höhere Tonregister ausbricht, nebst facettenreichen Vocals mit besonders starken Akzenten während der Midtempo-Attacken. So gut die Leipziger diese Spielart auch darbieten, sie bringen hin und wieder auch mehr Eigenständigkeit ein. 'VRDRBN' wäre ein recht orthodoxer Track, wären da nicht das Heavy-Metal-Riffing im letzten Drittel oder der wehklagende Klargesang im Teil zuvor. Von solchen Ideen hätte ich gerne mehr gehört. Denn obwohl auch die anderen drei Nummern 'Brand', 'Eldfell' und 'Teufelsfaust' gut ins Ohr gehen, vermisse ich dort das Aha-Erlebnis. Da die Band auch im Promotext kein Geheimnis um ihre Inspirationsquelle macht, muss ich zwangsläufig wieder an D.G. und seine Mitstreiter denken. Was ich dort am meisten schätze, ist das Ungestüme der atlantischen Wellen, das scheinbar in jedem Song der Isländer zu spüren ist.
Letztlich sind es die kleinen Details, die am Ende den Ausschlag geben. Mit ein bisschen mehr Druck, Mut und Eigenständigkeit würde ich MÝRDAL sofort abfeiern. Bis dahin stehen zwei starke Songs neben drei durchschnittlichen auf meinem Notizzettel. Freunde nordischer Spielarten sollten "Helvíti" trotzdem antesten. Gut möglich, dass die Scheibe mit weiteren Umdrehungen noch mehr Potenzial entfaltet.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Nils Macher