MADAM X - Monstrocity
Mehr über Madam X
- Genre:
- Heavy Metal/Hard Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- EMP Label Group / SPV
- Release:
- 03.11.2017
- Resurrection
- Monstrocity
- Nitrous
- Freak Parade
- Die Trying
- Hello Cleveland
- Big Rock Rolls Heavy
- Detroit Black
- The Rise
- Good Stuff
- Wish You Away
- High In High School
- Bride Of Frankenstein
Manchmal kommen sie wieder...
An den Titel von Stephen Kings Kurzgeschichte "Manchmal kommen sie wieder" musste ich denken, als mir zugetragen wurde, dass MADAM X schlappe 33 Jahre nach ihrem Debüt "We Reserve The Night" im Jahre 1984 nun mit "Monstrocity" einen nicht mehr für möglich gehaltenen Nachfolger präsentieren.
MADAM X wurde bereits 1981 von den Schwestern Roxy und Maxine Petrucci ins Leben gerufen und setzte in der damals aufkommenden Hair-Metal-Szene mit ihrem Albumeinstand ein dickes Ausrufezeichen. Komplettiert wurde die Band dabei durch Bassist Chris "GODZILLA" Doliber und Bret Kaiser am Gesang. Vor allem ihre Hit-Single 'High In High School' samt der damals unverzichtbaren Videoauskopplung schlug mächtig hohe Wellen und sorgte für Dauerrotation auf MTV. Warum die Band letztendlich bereits ein paar Jahre später zu Grabe getragen wurde, ist mir nicht vollständig bekannt. Ich vermute stark, dass der Abgang von Schlagzeugerin Roxy im Jahre 1988 zu den damals gerade durchstartenden Mädels von VIXEN mit ein Grund war. Aber auch am Mikro gab es zwischenzeitlich einen nicht ganz unbedeutenden Wechsel. Der damals noch unbekannte kanadische Sangesbarde Sebastian Bach, der später mit seiner Band SKID ROW noch für mächtig Wirbel und leere Haarspraydosen in der Hard-Rock-Szene sorgen sollte, sprang kurzzeitig für Bret Kaiser ein. Den musikalischen Qualitäten von "We Reserve The Right", das durchweg mit guten bis sehr guten Songs gespickt war, konnte die Auflösung der Band nicht angehängt werden. Die Reunion fand im Jahr 2014 statt, als eine Anfrage für einen Auftritt auf dem Schweden Rock in Originalformation an die Verantwortlichen herangetragen wurde.
Für "Monstrocity" konnte die Band keinen geringeren als Produzenten-Legende Michael Wagner (u.a. METALLICA, OZZY OSBOUNE, SKID ROW) gewinnen, der sich für den finalen Mix noch zusätzlich die Dienste der 80er-Ikone Mark Slaughter (SLAUGHTER) sicherte. Klotzen, nicht kleckern, scheint heute also die Devise im Hause MADAM X zu sein. Dürfen sich ihre treuen Anhänger also angesichts des tief in den 80ern verwurzelten Produzententeams und der Tatsache, dass MADAM X einen Klassiker der Hair-Metal-Szene veröffentlichte, berechtigte Hoffnungen auf eine Reise zurück in besagte Dekade machen? Was erwartet den geneigten MADAM X-Hörer schlussendlich nach einer so langen Wartezeit auf Album Nummer zwei?
Ein erster sichtbarer Unterschied zu ihrem Frühwerk stellt bereits das im Comic-Stil gehaltene Cover des Albums dar, auf dem die Band ziemlich düster und futuristisch dargestellt wird. Vorbei scheinen endgültig die guten alten Zeiten, in denen es noch ausreichte, sich mit einem schlichten Bandfoto und mächtig Make-Up im Gesicht auf dem Cover zu präsentieren, um das Interesse der Öffentlichkeit auf sich zu ziehen. Deutet das Cover eventuell schon eine musikalische Reise Richtung Gegenwart an?
Was beim ersten Hördurchgang sofort auffällt und meine Vermutung diesbezüglich unterstreicht, ist die moderne, zeitgemäße, druckvolle Produktion des Albums, mit der ich so nicht gerechnet hätte. Die Songs selbst sind kompositorisch allesamt auf einem durchweg hohen Niveau angesiedelt und werden auch musikalisch ohne Fehl und Tadel dargeboten. Mit zunehmender Dauer bestätigt sich meine Befürchtung dann jedoch, dass "Monstrocity" etwas zu modern ausgerichtet wurde. Ganze fünf der dreizehn Nummern tönen für meinen Geschmack zu zeitgemäß und verlangen mir anfangs doch einiges an Geduld ab. 'Freak Parade' und 'The Rise' hinterlassen dabei den schwächsten Eindruck. 'Good Stuff' klingt hingegen wie eine locker rockende Kreuzung aus ALICE COOPER und THE 69 EYES. Generell fällt gerade bei den besagten fünf Songs, zu denen noch 'Bride Of Frankenstein' und 'Detroit Black' gehören, auf, dass diese zum Teil stark von ALICE COOPERs "Brutal Planet" oder "Dragontown" beeinflusst wurden. Es handelt sich dabei zwar um gute Kompositionen, die ich aber von Madam X so nicht erhofft hätte.
Aber liebe MADAM X-Gemeinde, wo viel Schatten, da ist auch viel Licht. Wenden wir uns nun den anderen verbleibenden Stücken zu, die eine komplett andere Seite der Band ans Tageslicht fördern. Mit dem Opener 'Resurrection' erinnert MADAM X an "Fighting For The Earth" der legendären Band WARRIOR. Reinsten amerikanischen Heavy Metal versprüht auch 'Nitrous' und mit dem starken Titelstück 'Monstrocity', das sogleich auch die härteste Nummer des Albums darstellt, demonstriert die Band eindrucksvoll, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehört. Mit den bärenstarken 'Die Trying', 'Hello Cleveland' oder der gekonnt härteren Neuinterpretation ihres Hits 'High In High School' gelingt dem Vierer eindrucksvoll der von mir erhoffte Brückenschlag zu den goldenen 80ern. Mit 'Wish You Away' hat die Band dann auch noch eine schöne Ballade mit einem starken 70er-Jahre-Vibe am Start. Bret Kaiser hat zudem in all den Jahren nichts von seiner charismatischen Stimme eingebüßt und klingt wie Graham Bonnet, wenn dieser mehr singen und weniger brüllen würde. Ganz stark! Maxine Petrucci haut ein cooles Riff nach dem anderen heraus und demonstriert damit auf eindrucksvolle Art und Weise ihr Können an der Gitarre.
Unterm Strich ist MADAM X mit "Monstrocity" ein sehr gelungenes, kurzweiliges und facettenreiches Comeback geglückt, das mit jedem Hördurchgang etwas wächst. Für einen etwaigen Nachfolger würde ich mir trotzdem weniger Moderne und dafür etwas mehr Tradition wünschen. Welcome back MADAM X.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Mahoni Ledl