MAGNUM - Here Comes The Rain
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/24
Mehr über Magnum
- Genre:
- Classic Rock / Hard Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Steamhammer / SPV
- Release:
- 12.01.2024
- Run Into The Shadows
- Here Comes The Rain
- Some Kind Of Treachery
- After The Silence
- Blue Tango
- The Day He Lied
- The Seventh Darkness
- Broken City
- I Wanna Live
- Borderline
Verlässlich, eingängig und unbeirrbar.
MAGNUM und der Januar, das gehört inzwischen irgendwie zusammen, denn die altgediente Rock-Legende hat die letzten drei Studioalben immer in den ersten drei Wochen eines neuen Jahres veröffentlicht. Auch "Here Comes The Rain" bildet hier keine Ausnahme, sondern markiert eine der ersten Veröffentlichungen des Jahres 2024. Gleichzeitig könnte die Scheibe aber auch der Schwanengesang für die Briten sein, denn nur drei Tage vor dem Release verstarb Gitarrist und Hauptsongwriter Tony Clarkin tragischerweise nach kurzer Krankheit. Gut, dass angesichts dieser Tragödie immerhin diese zehn frischen Kompositionen als kleines Trostpflaster für uns bereitstehen. Trotzdem möchten wir an dieser Stelle unser Mitgefühl mit der gesamten Band und der Familie von Tony zum Ausdruck bringen, bevor wir uns nun der Musik widmen.
Qualitativ und auch quantitativ ist MAGNUM ja schon seit Jahren als gut geölte Maschine unterwegs, die uns mit beständiger Regelmäßigkeit neue und gleichzeitig starke Alben um die Ohren haut. Der Vorgänger "The Monster Roars" war allerdings eine Nuss, die erst einmal geknackt werden wollte, denn nicht nur das für Bandverhältnisse unheimlich schlichte Artwork war ein ungewohnter Ausreißer, auch die Songs wollten zumindest bei mir nicht so gut reinlaufen wie bei vielen anderen Klassikern. Inzwischen ist der Silberling in meiner Gunst allerdings mächtig gestiegen und gehört für mich zwei Jahre nach Release zum oberen Mittelfeld der Diskografie, die übrigens an Highlights nicht gerade arm ist. Optisch bietet "Here Comes The Rain" zwei Jahre später nun aber wieder gewohntere Kost, denn das herrlich fantasievolle Artwork passt deutlich besser in die Reihe der bisherigen Veröffentlichungen. Ob die Musik dieses mal auch wieder schneller zündet?
Der Einstand 'Run Into The Shadows' scheint die Frage mit Ja zu beantworten, geht die getragene Nummer, die vor allem von einem coolen Keyboard- und Gitarrenlead nach vorne gepeitscht und von Bob Catleys gewohnt grandioser Gesangsleistung veredelt wird, sofort ins Ohr. Insgesamt eine vielversprechende Eröffnung, die den gewohnten MAGNUM-Sound verpackt in einen kurzweiligen Track abliefert. Der folgende Titeltrack ist dagegen etwas balladesker unterwegs und wird sogar in weiten Teilen von der akustischen Gitarre bestimmt. Und wenn man sich gerade beim Gedanken ertappt, dass die Nummer doch etwas bieder klingt, bringt die ungewohnte Gesangsharmonie und das eingeschobene Clarkin-Lead doch noch den nötigen Farbtupfer, um den Song interessant zu machen. 'After The Silence' hat eine ähnliche Rettung erst gar nicht nötig, denn die treibende und überraschend rockige Nummer überzeugt sofort mit tollen Gesangslinien und einem Refrain, der sich nach nur einer Wiederholung ins Gedächtnis brennt. Auf einem ähnlichen Niveau operiert ansonsten nur noch 'The Seventh Darkness', das mit Bläser- und Saxophoneinsatz und flottem Beat ebenfalls schon nach einem Durchlauf zum Volltreffer wird.
Das soll natürlich auf der anderen Seite nicht heißen, dass die übrigen Songs von "Here Comes The Rain" schlecht wären, doch die beiden eben genannten Tracks stechen einfach noch einmal ganz besonders hervor. Echte Ausfälle suche ich aber auch nach mehreren Runden im Player noch immer vergebens und könnte maximal 'Broken City' als Track ausmachen, der dank besonders düsterer Stimmung und sehr reduziertem Tempo ein paar mehr Anläufe braucht. Dafür drängt sich das recht flotte 'I Wanna Live' mit jeder Umdrehung mehr auf und gehört für mich inzwischen zum Kreis der Tracks, die man unbedingt als Anspieltipp empfehlen sollte.
Insgesamt ist "Here Comes The Rain" damit ein gewohnt starkes Album geworden, das sich, ähnlich wie der direkte Vorgänger, im oberen Mittelfeld der Diskografie einsortieren wird. Klar, ein weiterer Klassiker im Stile von "On A Storyteller's Night" oder gar ein furioses Spätwerk wie "Lost On The Road To Eternity" ist der Silberling nicht, aber wer den MAGNUM-Sound liebt, bekommt wie gewohnt drei bis vier echte Hits und sehr viele tolle Deepcuts, die mit etwas Zeit auch ihre Wirkung entfalten. Empfehlen darf ich euch bei Interesse übrigens direkt die Special Edition, die nicht nur im feinen Digipack daherkommt, sondern als Bonus-DVD auch noch ein komplettes Konzert der letzten Tour enthält, was das Gesamterlebnis noch einmal abrundet.
So gut das Album damit ist, so traurig macht mich die tolle Musik auch gleichzeitig, wenn ich bedenke, dass wir vielleicht das letzte Album von MAGNUM in den Händen halten. Ich jedenfalls kann mir die Band nicht ohne Tony Clarkins großartiges und geschmackvolles Gitarrenspiel und sein untrügliches Gespür für tolle Riffs und große Melodien vorstellen. Was die Zukunft bringt, bleibt daher abzuwarten.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs