MAGNUM - Live At The Symphony Hall
Mehr über Magnum
- Genre:
- AOR
- Label:
- Steamhammer / SPV
- Release:
- 18.01.2019
- When We Were Younger
- Sacred Blood, 'Divine' Lies
- Lost On The Road To Eternity
- Crazy Old Mothers
- Without Love
- Your Dreams Won't Die
- Peaches And Cream
- How Far Jerusalem
- Les Morts Dansant
- Show Me Your Hands
- All England's Eyes
- Vigilante
- Don't Wake The Lion (Too Old To Die Young)
- The Spirit
- WhenThe World Comes Down
MAGNUM Live, was für ein Fest!
Was kann eigentlich schiefgehen, wenn wir uns "Live At The Symphony Hall" von den Bombast-Rock-Königen von MAGNUM anhören? Wenn selbst das Cover eines Live-Konzertes großartig ist, macht man sich wenig Sorgen. Das Konzert wurde am 19.04.2018 in der Birminghamer Symphony Hall aufgenommen und stellte den Abschluss der "Road To Eternity"-Tour dar. Das Ergebnis gibt es als Doppel-CD, Dreifach-Vinyl oder natürlich als schnöden Download.
Geboten werden 15 Songs in 97 Minuten von einer der größten noch aktiven Melodic-Rock-Bands. Die Herren können aus einem unerschöpflichen Reservoir an Megahits schöpfen, und dankenswerterweise gibt es keine Best-Of-Achtziger-Setlist, wie bei viel zu vielen ähnlich alten Bands, sondern auch viele aktuelle Songs. Schon der Opener 'When We Were Younger' stammt von "Princess Alice & The Broken Arrow" und dürfte der beste Titel des Albums sein. Bob Catley singt weiter großartig, der Sound ist großartig, jedes Instrument ist klar zu hören, trotzdem klingt alles live, das Publikum enthusiastisch. Als zweiten Song gibt es den Titeltrack der zweitneuesten Scheiben, 'Sacred Blood, "Divine" Lies', der noch rockiger als auf dem Studioalbum klingt. Ich liebe das, wenn Tracks nach einer Tour nicht wieder in der Mottenkiste verschwinden! Es folgt der Titeltrack des aktuellen Longplayers, 'Lost On The Road To Eternity', der vorab schon bekannt war. Tatsächlich wurde Tobias Sammet (AVANTASIA, EDGUY) auch für das Live-Konzert eingeflogen. Aus meiner Sicht ist Tobi einer der unterschätztesten und besten Sänger der deutschen Metal-Szene. Auch diesem Track kann er eine eigene Note hinzufügen und neben einem Großmeister wie Catley bestehen. Trotzdem fällt das Niveau nach den ersten beiden Songs ganz leicht ab, einfach weil der Titel nicht so überragend ist.
Mit 'Crazy Old Mothers' folgt dann wieder eine Nummer vom Vorgänger, und auch hier gibt es nichts zu meckern. Die Songauswahl hebt dieses Scheibchen klar von anderen Live-Alben ab. Das mit einem feinen Solo gestartete 'Without Love' gehört zu den besten Titeln des aktuellen Rundlings mit unvergesslichen Gesangslinien. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht jedermanns Sache ist, aber aus meiner Sicht musste der Song auch live präsentiert werden - und das gelingt gut, vor allem aufgrund des genialen Basses. 'Peaches And Cream' ist dann der Opener des Studio-Outputs, der live um einiges rauer klingt.
Anschließend etwas besonderes: Als achter (!) Track kommt mit 'How Far Jerusalem' die erste Nummer, die vor 2007 veröffentlicht wurde. Davor nur relativ neues Material, und dann so ein Klassiker, das ist schon mutig. Über diese Hymne zu diskutieren wäre müßig, jeder Leser sollte sie kennen und lieben. Und die Zehn-Minuten-Version mit viel Gejamme und Soli funktioniert super. 'Les Morts Dansant' ist wieder so eine Übernummer (von einem der besten AOR-Alben aller Zeiten!). Ich bin begeistert, wie hier mit dem Klavier eine gänzlich andere Note als auf dem Album beigesteuert wird. 'Show Me Your Hands' vom aktuellen Opus kann das Niveau gut halten, es folgt das wunderschöne 'All England's Eyes', das für mich einen ganz kleinen Tick schleppender sein dürfte, aber das ist schon fast Erbsenzählerei. Mit 'Vigilante' folgt eines meiner ganz großen Highlights. So ab Mitte der Achtziger orientierten sich die Jungs ja stark am amerikanischen Stadion-Rock, den ich auch sehr stark finde. Und es gelingt auch heute noch vorzüglich, diese Hymnen zu präsentieren.
Wie kann da ein krönendes Ende gelingen? In den Schlussspurt geht es mit 'Don't Wake The Lion (Too Old To Die Young)', ebenfalls aus den späten Achtzigern. Der Titel wird auf über elf Minuten gestreckt, ist aber ja auch im Original schon das wohl längste Studiomanifest der Jungs und klar einer der besten MAGNUM-Songs. Der Schlussspurt ist damit gebührend eingeleitet. Auch 'The Spirit' ist wohl einer der großen Evergreens, der hier mit ganz wunderbaren Piano-Klängen eingeleitet wird, mir aber nicht so viel bedeutet wie vielen anderen. 'When The World Comes Down' von der "Vigilante" ist aus meiner Sicht ein ungewöhnlicher Abschluss. Auch hier ist Sammet wieder mit von der Partie, wie auch weitere Gastmusiker. Die schnulzige Nummer läuft mir erstklassig rein und beendet ein bärenstarkes Live-Scheibchen, das mit hoher Wahrscheinlichkeit in meiner Sammlung landen wird.
Fanboys kommen um das Album natürlich ohnehin nicht herum, aber auch alle, die nur ein paar MAGNUM-Alben in ihrer Sammlung stehen haben, sollten dem Doppel-Dreher eine Chance geben. Ich glaube, sie werden nicht enttäuscht werden. Unfassbar, was für einen Fundus an Übersongs diese Band parat hat!
Anspieltipps: When We Were Younger, Without Love, Les Morts Dansant, When The World Comes Down.
- Redakteur:
- Jonathan Walzer