MAGNUM - Sleepwalking
Mehr über Magnum
- Genre:
- Melodic Hard Rock
- Label:
- EMI
- Stormy Wheather
- Too Much To Ask
- You´re The One
- The Flood
- Broken Wheel
- Just One More Heartbreak
- Every Woman, Every Man
- Only In America
- Sleepwalking
- Prayer For A Stranger
- The Long Ride
MAGNUM, ein klangvoller Name im eher unscheinbaren Bereich des harten Rocks. Unscheinbar deswegen, weil MAGNUM noch nie die Massen bediente und schon immer ein Schattendasein fristete. Meiner bescheidenen Meinung nach ist dies eine der tragischsten Tatsachen der ereignisreichen Rockgeschichte, bieten doch die Briten seit ihren Gründungstagen Mitte der Siebziger melancholisch-düster angehauchten Hard Rock für den Kopf. Leicht konsumierbar und doch keine Massenware. Die perfekte Symbiose aus leichtgängigen Melodien und schwermütiger Heaviness, die zu fast einhundert Prozent in meinem zentralen Nervensystem zündet.
Dem stetigen Aufstieg bis hin zum Mammutwerk "Goodnight L. A." von 1990 folgten die ruhigen neunziger Jahre, die MAGNUM sogar zur Auflösung der Ausnahmeerscheinung brachte. Warum? Weil sich in den Grunge- und Nu-Metal-Jahren kein Schwein für melodiösen Hard Rock interessierte. Dennoch veröffentlichten MAGNUM noch zwei weitere Alben, die solide die hervorragende Arbeit des vergangenen Jahrzehnts in die Neunziger transportierte. Vor allem "Sleepwalking" bietet einmal mehr eine ausgewogene Mischung aus waschechten MAGNUM-Hits der Marke 'Stormy Weather', das sich subtil an den melancholischen Rezeptoren säugt, und straighten Rockern wie 'Too Much To Ask'. Während letzterer Song etwas die ganz einvernehmenden Melodien und Hooklines solcher Melodikmeisterwerke wie zum Beispiel 'Days Of No Trust' vom 88er "Wings Of Heaven"-Album vermissen lässt, zieht das folgende 'You´re The One' vom ersten Moment an in seinen endlosen Bann. Welch schöne Melodie und welch ein mitreißendes Entertainment!
Es folgt mein persönlicher Liebling des Albums. 'The Flood' vereint MAGNUM-typische Epik mit einem schwer rockenden Fundament und lässt mich auch heute noch in der Breitwandmelodik versinken. Die Ballade 'Broken Wheel' lässt sogar Erinnerungen an die balladeske Großtat 'Les Morts Dansant' erwachen, während das folgende 'Just One More Heartbreak' fast BON JOVI-mäßige Klänge trifft. Rock 'n' Roll mit Herz, wenn der grandiose Refrain mit den blaserflankierten Keyboardsounds in den Arsch tritt. Klasse!
'Every Woman, Every Man' ist leider etwas schwülstig, obwohl man auch dieser Ballade Growerqualitäten zugestehen muss. Keineswegs schlechte Ware also, was man auch nicht über das hypergrandiose Groovemonster 'Only In America' sagen kann. In ein funkiges Rhythmuskorsett eingebettet, offenbart sich dem Hörer eine Hymne, die ich wohl nicht zu Unrecht zu einer der großartigsten MAGNUM-Nummern überhaupt zähle.
Ein Refrain für die Ewigkeit kennzeichnet auch den Titelsong, der mit hypnotisch rockender Gradlinigkeit die Sinne in Beschlag nimmt. Der Track atmet zu jeder Sekunde alles, was MAGNUM jemals ausmachte. Verträumtheit, Schwermut, Hymnenhaftigkeit, Epik und purer Rock 'n' Roll geben sich die Klinke in die Hand und setzen mit 'Sleepwalking' ein zentnerschweres Highlight.
'Prayer For A Stranger' lädt noch einmal mit leichtfüßiger Melodieführung zum Schwofen ein und kreist mit seiner Hookline den akustischen Radius des Hörers einvernehmend ein, während das abschließende 'The Long Ride' noch einmal alles auf eine Karte setzt und MAGNUMs urtypische Düsternis beschwört.
Insgesamt kann man sagen, dass "Sleepwalking" softer und rhythmusbetonter ausgefallen ist als die vorangegangenen MAGNUM-Scheiben. Die Klampfen braten selten richtig fett und das Hauptaugenmerk liegt auf den Keyboards. Mich persönlich stört das nicht die Bohne, da sämtliche liebgewonnene Trademarks MAGNUMs auch auf "Sleepwalking" zu finden sind. Clarkin und Co. ist somit ein weiteres feines MAGNUM-Album geglückt, das seinerzeit leider völlig unbeachtet in der Versenkung verschwand. Wer wie ich glaubt, dass dies zu Unrecht geschah, darf jetzt sofort zum Plattendealer hechten und sich die Scheibe ziehen.
Anspieltipps: Stormy Weather, You´re The One, The Flood, Only In America, Sleepwalking
- Redakteur:
- Alex Straka