MALMSTEEN, YNGWIE - Perpetual Flame
Mehr über Malmsteen, Yngwie
- Genre:
- Neoclassic Metal
- Label:
- Rising Force/Rough Trade
- Release:
- 07.11.2008
- Death Dealer
- Damnation Game
- Live To Fight (Another Day)
- Red Devil
- Four Horsemen (Of The Apocalypse)
- Priest Of The Unholy
- Be Careful What You Wish For
- Caprici Di Diablo
- Lament
- Magic City
- Eleventh Hour
- Heavy Heart
Unser Lieblings-Gitarren-Akrobat ist wieder da und macht das, was er am besten kann.
Mit schöner Regelmäßigkeit schippert wieder eine neue CD des Schweden in die CD Player der Welt, egal ob unter seinem eigenen Namen oder RISING FORCE, wir wissen immer, was wir kriegen. Oder zumindest fast immer, natürlich variiert die Qualität geschmacksabhängig ein wenig, aber zumindest ist ein "War To End All Wars" eine ziemliche Ausnahme. Da wir wohl davon ausgehen können, dass jeder, der hier liest, eine Scheibe des Shred-Meisters daheim hat oder zumindest gehört hat, brauchen wir den Hundert-Noten-Pro-Sekunde–Stil nicht weiter zu beschreiben, oder? (Wenn ich diese Besprechung so schreiben sollte, wie er spielt, dann müsstetihrdashierganzschnelllesenunddürftetaufkeinenfallabsetzenbiszumende. Klar?) Ob man auf so etwas steht oder nicht, in jedem Fall hat Yngwie Metal-Geschichte geschrieben mit seinen ersten drei Alben, die phantastische Referenzwerke des Neoklassischen Metals sind.
Stattdessen gucken wir doch mal, was sich so verändert hat seit dem guten, aber nicht herausragenden letzten Album "Unleash The Fury". Der wichtigste Unterschied ist der neue Sänger. Das ist im Hause Malmsteen nichts Neues, da geben sich herausragende Sänger die Klinke in die Hand. Denn Yngwie hatte sie alle: Doug White und Mats Leven, Joe Lynn Turner und Jeff Scott Soto. Und jetzt Tim "Ripper" Owens, der bei seinen letzten Bands in Fußstapfen treten musste, die definitiv zu groß für ihn waren, aber dennoch häufig unter Wert wegkommt. Auch hier beweist er erneut, dass es es drauf hat, wird aber wie immer gemessen werden an den obigen Metal-Gesangsikonen, und er zieht mal wieder den Kürzeren gegen mindestens drei der Genannten. Aber das würden die meisten Stimmband-Jongleure, wenn man sie mit einer solchen Runde vergleicht.
Wie auch auf dem letzten Album singt der Gitarrenhexer auch mal selbst, wobei er eine gute Figur macht und seinem Sänger auch einen großen Gefallen getan hat: Yngwie singt nämlich den mit Abstand langweiligsten Song des Albums. Über sieben Minuten gediegene Langeweile, die dem Ripper erspart geblieben sind. Uns leider nicht. Ach ja, 'Magic City' heißt der Stinker. Und hier kann der Ripper im Vergleich tatsächlich glänzen, obwohl auch Malmsteen einen ordentlichen Job am Mikro abliefert.
Die übrigen Musiker sind natürlich Beiwerk, ein Derek Sherinian am Keyboard ist hier wirklich eine Perle vor die Säue, da er nicht glänzen kann – wenn hier einer glänzt, dann der Boss. Patrick Johannson an den Drums macht einen guten Job, aber er ist sicher auch nur deshalb engagiert worden, weil Yngwie leider nur "Lead Guitar, Rhythm Guitar, Bass, Acoustic Guitar, 12 String Guitar, Synthesizer Guitar, Vocals, Keyboards, Sitar" spielen kann. Eben keine Drums. Lernt der aber bestimmt auch noch, und dann können die Double-Bass-Spezis mal hören was wirklich schnell ist… Bestimmt.
Das soll jetzt aber in keiner Weise die musikalische Leistung des Schweden schmälern, dessen Ego-Trip stellvertretend für eine ganze Meute Sechs-Saiten-Verwurstler das Genre definiert. Die Musik auf "Perpetual Flame" zeigt mal wieder einigen der selbsternannten Helden des neoklassischen oder melodischen Metals, dass die Früchte doch höher hängen als sie es selbst gerne hätten. Hatten die letzten Alben ein paar Highlights und einiges an Füllmaterial, ist es hier genau umgekehrt. Zahlreiche sehr gute Songs stehen ein paar mittelmäßigen Tracks gegenüber, vor allem der Eröffnungs-Dreier ist sicher mit das Beste, was Herr Malmsteen seit "Rising Force" geschaffen hat. Da ballert ein typischer schneller Song namens 'Death Dealer' gleich mal die Stimmung in die Höhe. Natürlich ist das tatsächlich vor allem "typisch", wer einen Stilwechsel erwartet… ach Quatsch, das tut doch niemand wirklich. Die folgenden 'Damnation Game' und 'Live To Fight (Another Day)' könnten ebenfalls locker aus der "Marching Out"-Phase stammen. Kleinere Experimente gibt es dann aber doch. 'Red Devil' ist ein treibender Melodic Metal Song, der in Richtung AOR lehnt. Eine schöne Melodie, da müssen die Füßchen einfach mitwippen. Und die Hüfte. Und überhaupt.
Der Rest ist ebenfalls schnell beschrieben, da das Rezept bekannt ist. Es gibt noch zwei schnelle Songs, zwei Midtempo-Stampfer und drei Instrumentals, die sich alle unter den letzten fünf Stücken verbergen. Dabei ist besonders das mitreißende 'Caprici Di Diablo' herausragend. Yngwie Malmsteen beweist hier sein berühmtes Können und lässt den einen oder anderen Mund offen stehen.
Als Kritikpunkte bleiben neben dem oben genannten 'Magic City' noch zwei mittelmäßige Songs namens 'Priest Of The Unholy', wo das Keyboard irgendwie merkwürdig klingt, so nach der Titelmelodie des "Exorzist", und 'Eleventh Hour', das einfach zu lang ist. Neben der Musik bedürfen die Texte hier keiner Erwähnung, da sie die typischen Standards von "schnell Auto fahren" bis "Schwert einpacken und jemanden hauen gehen" auf klischeehafte Weise bedienen, aber dabei durchaus ordentlich sind. Auch hier nichts Neues im Hause Malmsteen.
Dass seine Cover auch immer wieder von ausgesuchter Hässlichkeit waren und sind, ist ebenfalls kein Geheimnis, dennoch setzt dieses tuntige Poserbild, das mit zu viel offensichtlichem Photoshop und dem Tuschkasten des kleinen Neffen den Gitarrenhelden den Anschein erwecken lässt, er müsste sich durch Dienste hinter den Büschen im Stadtpark finanziell über Wasser halten, dem Ganzen mal wieder die Krone auf. Und innen posiert der Herr dann mit Stiefeln, Lederhose, Goldkettchen und Ferrari. Oh Mann, der Typ ist das fleischgewordene Klischee und schämt sich nicht mal. Aber da man sich das ja nicht angucken muss, bleibt unterm Strich ein starkes Album, das die letzten beiden Outputs in den Schatten stellt. Auf "Perpetual Flame" sind die stärksten Songs, die Malmsteen dieses Jahrtausend geschrieben hat.
Anspieltipps: Death Dealer, Damnation Game, Live To Fight
- Redakteur:
- Frank Jaeger