MANIC STREET PREACHERS - Rewind The Film
Mehr über Manic Street Preachers
- Genre:
- Rock/ Soul/ Pop/ Alternative
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Columbia/ Sony
- Release:
- 13.09.2013
- This Sullen Welsh Heart
- Show Me The Wonder
- Rewind The Film
- Builder Of Routines
- 4 Lonely Roads
- (I Miss The) Tokyo Skyline
- Anthem For A Lost Cause
- As Holy As The Soil (That Buries Your Skin)
- 3 Ways To See Despair
- Running Out Of Fantasy
- Manorbier
- 30-Year War
Das geht alles.
Die MANIC STREET PREACHERS haben ihr elftes Studio-Album fertig. Endlich. Das Schönste daran ist, dass es diese Band trotz heftiger Rückschläge wie dem Verschwinden des Gitarristen Richey James Edwards im Jahre 1995 geschafft hat, immer wieder kreativ hochwertige Liedsammlungen voller Melancholie, Unbekümmertheit, moderner Pop Art, Aggressionen und politischem Statement zusammenzustellen. Konzertreisen auf Kuba, Einbindungen und Zusammenarbeiten mit politischen Aktivisten oder und einer Pornodarstellerin, symbolgetränkte Videos – von den MANIC STREET PREACHERS sind immer Überraschungen zu erwarten gewesen. Staksten die walisischen Musiker vor 20 Jahren noch in High Heels und Federboas zu Punkglamrock über Bühnen, so ernsthaft und musikalisch leichtfüßig produziert das Trio immer wieder hochmelodische Harmonie-Portionen. Dabei gibt und gab es nie einen Imagewechsel: das ist eine der wenigen Bands, die das nicht nötig haben. Die Welt um sie hat sich verändert.
Auch auf dem neuen Album, "Rewind The Film" - bereits vielfach und ausgiebig medial gelobt – erschrecken die Melodien. Weil sie so gut, so eindrücklich sind. Sie bekriechen einen, beklemmen einen, sind ausschweifend, ausholend und doch so einfach gebaut. Auch hier tummeln sich Gastgestalten wie die sehr unterschiedlichen Sängerinnen Cate Le Bon und Lucy Rose sowie der in England gerade sehr bekannte Sänger Richard Hawley. Auch sie sind bunte Punkte in einem sehr abwechslungsreichen Album. Das clevere 'The Sullen Welsh Heart' hebt die Spannung sofort auf eine hohe Stufe. Auweia, 'Show Me The Wonder' – ein sommerlicher Zirkus, sehr stimmungsabhängig, bunt und flockig, ein grauseliger Gute-Laune-Spaß. '(I Miss The) Tokyo Skyline' sollte in jedem besseren Flughafen beim Ein- und Aus-Checken laufen, soviel Horizont wie sich hier angesammelt hat. Das Titelstück – eine eigene Geschichte, tiefgründig, fesselnd, in tiefer Schwermut vorgetragen, auf herrlichen zuckersüßen Violinen dahinschwimmend, eine Hommage an den Bombast der längst vergangenen Pop-Arenen. Die es sowieso nie wirklich gab.
Und immer wieder diese kleinen Songs, Akkustikgitarren, die sich zu Las-Vegas-Melodien hinaufschrauben, immer verbunden mit dem biestigen Lächeln des Trios. Harmonien kurz vor der Schmerzgrenze, die aus den Jahrzehnten des Glamrocks und des Folks herausgezerrt zu sein scheinen, mit dem Willen, "sie nicht vergessen zu machen". Würde man im Volksmusik-Jargon sagen.
Ich kenne keine Band, die derzeit solch eine Mixtur hingezaubert bekommt, 'Manorbier' als ein schönster Instrumentallauf, die Barbarei eines Dreißigjährigen Krieges in einem Poprocker. Wer traut sich schon so etwas? Alles ist möglich.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben