MANILLA ROAD - Voyager
Mehr über Manilla Road
- Genre:
- Epic Metal
- Label:
- My Graveyard Productions/ Twilight
- Release:
- 29.02.2008
- Tomb Of The Serpent King/Butchers Of The Sea
- Frost And Fire
- Tree Of Life
- Blood Eagle
- Voyager
- Eye Of The Storm
- Return Of The Serpent King
- Conquest
- Totentanz (The Dance Of Death)
Zu den bemerkenswertesten und auch kauzigsten Kapellen, die mit dem Label "Epic Metal" versehen werden, dürften zweifelsohne MANILLA ROAD aus Wichita in den USA zählen. In den Achtzigern von vielen Metalfans leider geschmäht oder gar ignoriert ist die Band seit jeher ein Garant für hochwertigen Stahl eigener Güteklasse, den in dieser Form wohl niemand sonst zu schmieden vermag. Das aktuelle Werk "Voyager" basiert auf einem ausgefeilten inhaltlichen Konzept von Bandkopf Mark Shelton. Grob gesagt dreht sich alles um einen Stamm von Wikingern, der von König Holgar angeführt wird. Eine Konvertierung zum christlichen Glauben - wie ihn König Sigurd von Norwegen fordert - kommt für Holgar und seine Gefolgschaft nicht in Frage. Die Horde setzt daher die Segel des Drachenschiffs "Voyager", um die Heimat Norwegen zu verlassen. Weitere Ausführungen würden den Rahmen dieser Kritik sprengen, weshalb ich auf die Erläuterungen im Booklet der CD verweisen darf.
Nun zur Scheibe selbst: Das mystisch klingende Intro von 'Tomb Of The Serpent King/Butchers Of The Sea' fällt mit vier Minuten Dauer leider etwas langatmig aus, ehe dann urplötzlich ein gewaltiges Grundriff und der nasale, rauhe Gesang von Mark "The Shark" Shelton aus den Boxen dringt. Das Stück ist recht langsam angelegt und es fällt wuchtig aus. Insgesamt ein ziemlich guter Opener, der Lust auf den Rest der Scheibe macht. Schön schroff und massivem Riffing gehen Shelton und Co. dann mit dem kraftvollen 'Frost And Fire' (Anspieltipp) zu Werke. Man fühlt sich hier in die "Open The Gates"-Zeit versetzt. Das Solo im Mittelteil ist allererste Sahne und mit 'Frost And Fire' ist auf dem nunmehr 14. Studioalbum (!) gleich der erste Volltreffer auf der Habenseite zu verbuchen. Mit dem von einer zwölfsaitigen Gitarre dominierten 'Tree Of Life' erfreut uns Mark Shelton mit einem atmosphärisch dichten, von warmen Gitarrenklängen getragenen Stück, bei dem der rauhe, charismatische Gesang des Meisters perfekt mit den Klängen der Zwölfsaitigen zu einem Klangerlebnis der besonderen Art verschmelzen. Das Stück ist für meine Begriff exzellent arrangiert und zählt ohne Zweifel zu den Highlights dieser Veröffentlichung. Ein Novum im Hause MANILLA ROAD stellt der Einsatz einer Kirchenorgel dar, die das recht lange Intro zu 'Blood Eagle' verschönern darf. Das Grundriff spaltet Schädel und Mark Shelton singt hier sehr tief, fast ein wenig growl-artig. In diesem Zusammenhang ist jedoch anzumerken, dass der auf dem Vorgängeralbum "Gates Of Fire" recht häufig in dieser Art eingesetzte Gesang eher selten auf "Voyager" zu hören ist. 'Blood Eagle' hat Drive, einen eingängigen Refrain und dieser Titel funktioniert auch live prächtig, wie KEEP IT TRUE-Festivalgänger bereits am 05.04.2008 in Lauda-Königshofen feststellen konnten.
Das Titelstück 'Voyager' wird wiederum von einem feinsinnig arragierten Akustikgitarren-Intro eingeleitet und Meister Shelton (der übrigens für alle Gesangsspuren dieses Album verantwortlich zeichnet) singt hier überraschend gefühlvoll. Im weiteren Verlauf entwickelt sich 'Voyager' zu einer glorreichen MANILLA ROAD-Hymne mit einem mitreißenden Refrain. Fortan wird 'Voyager' als wahrer Klassiker bezeichnet werden, so meine These. Das sind neueneinhalb Minuten feinsten Epic Metals - grandios! Ein reines Akustikstück, das von der feinsinnig gespielten Gitarre des Sharks und dessen Gesang geprägt wird, ist mit dem irgendwie bluesig klingenden Stück 'Eye Of The Storm' zu verzeichnen. Dieser etwas ungewöhnliche Titel lädt zum Träumen und zum Entspannen ein. Alles in allem ein in dieser Form MANILLA ROAD-untypisches aber sehr schönes Stück. Doch auch in Sachen Härte hat "Voyager" ein musikalisches Prachtstück zu bieten: die Up-Tempo-Granate 'Conquest' setzt dank des druckvollen Drummings von Cory Christner und dem durchgetretenen Gaspedal einiges an Energie frei und erinnert gar an den alten Bandklassiker 'Up From The Crypt' von "Mystification". Das wilde Gitarrensolo fällt hervorragend aus und auch der Growl-artige Gesang von Mark Shelton passt hier wie die Faust aufs Auge.
Als suboptimal sind leider - wie schon bei "Gates Of Fire" - Sound und Produktion zu bezeichnen. Der Klang ist zwar relativ transparent aber für meinen Geschmack einfach zu dumpf. Die Bassspuren, die auf "Voyager" noch von Harvey Patrick eingespielt wurden, klingen allerdings druckvoller als auf dem Vorgängeralbum, was als rundum positiv zu bewerten ist.
Nach ausgiebigem Hören von "Voyager" stehen für mich folgende Dinge fest: a) "Voyager" schlägt das starke Vorgängeralbum "Gates Of Fire" qualitativ; b) "Voyager" ist für mich persönlich die stärkste MANILLA ROAD-Scheibe seit dem grandiosen Comeback "Atlantis Rising"; c) das Album bietet qualitativ homogenere Stücke als sein Vorgänger, klingt abwechslungsreicher und beinhaltet mehr Songs mit Hitpotenzial. d) derart häufig wurden noch nie Akustikgitarren bei MR eingesetzt. Da sich diese sehr vorteilhaft im Sound der Band machen, dürfen beim nächsten Mal gerne wieder einige Akustik-Passagen auftauchen. e) "Voyager" ist eine grandiose Scheibe, die eine Bereicherung für jede anständige Sammlung mit Epic-Metal-Scheiben darstellt und sie ist ein Muss für alle MANILLA ROAD-Fans! Hoffentlich bleibt uns diese Band noch lange erhalten. Ich darf an dieser Stelle Mark Shelton zitieren: "Up the hammers and down the nails!".
Anspieltipps: Frost And Fire, Voyager, Conquest, Blood Eagle, Tree Of Life
- Redakteur:
- Martin Loga