MARDUK - Frontschwein
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2015
Mehr über Marduk
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Century Media (Universal)
- Release:
- 16.01.2015
- Frontschwein
- The Blond Beast
- Afrika
- Wartheland
- Rope Of Regret
- Between The Wolf-Packs
- Nebelwerfer
- Falaise - Cauldron Of Blood
- Doomsday Elite
- 503
- Thousand-Fold Death
Der Maßstab im klassischen schwedischen Black Metal.
Das unheilige dreizehnte Album markiert für MARDUK gleichzeitig das fünfundzwanzigste Jahr des Bestehens, und - man mag es kaum glauben - Sänger Mortuus (Daniel Rostén), für den "Frontschwein" das fünfte Studioalbum mit MARDUK ist, begleitet die Band nun auch schon ein volles Jahrzehnt, womit er der langjährigste Sänger ist, den Morgan & Co. je hatten. Seine markant und charismatisch geifernde und knurrende Stimme ist längst ein Markenzeichen der aktuellen Inkarnation der schwedischen Black-Metal-Institution geworden, und so schwindet die Zahl jener, die sich Jocke oder Legion zurück wünschen, mit jedem neuen Album nochmals ein bisschen mehr. Doch bekanntlich ist der Gesang nicht alles, auch wenn er von einem der fraglos besten schwedischen Black-Metal-Fronter aller Zeiten stammt, und so muss sich das martialisch betitelte und natürlich ebenso martialisch klingende neue Album an seinen bärenstarken Vorgängern "Wormwood" und vor allem "Serpent Sermon" messen.
Die Rahmendaten stimmen erst einmal: Der Sound ist knallhart und unbarmherzig kalt, dabei aber sehr transparent, so dass alle Instrumente und der Gesang sehr gut zu differenzieren sind, auch und gerade beim großartigen neuen Drummer Fredrik Widigs, dessen Drumsound in all dem Getrümmer überraschend viele Feinheiten erkennen lässt, oder bei Devos Bass, der bei 'Doomsday Elite' überraschende Akzente setzen darf. Das Artwork passt ebenfalls zu hundert Prozent ins kämpferische Konzept der Weltkriegshistoriker, und es wird natürlich mit der Stabhandgranate nach der "Panzerdivision" und diversen rastlosen und friedlosen EPs gewunken, die MARDUK als klirrendes und rasendes Hochgeschwindikeitsbataillon etablierten. Der eröffnende Titelsong lässt diese Erwartung dann auch gleich erstarken, denn nach kurz flirrenden Riffs und wirbelnden Trommeln legt der Opener rasend, voranpreschend, prügelnd und vernichtend los. Doch "Frontschwein" wird keine eindimensionale Hochgeschwindigkeitsorgie, so viel macht bereits das sich um Reinhard Heydrich drehende 'The Blond Beast' klar, ein eiskalter Stampfer mit schleppendem Tanzflächengroove, wie er auch von SATYRICON in rockenden Zeiten nicht hätte besser ersonnen werden können.
Immer gibt eine wild ballernde MG-Salve wie 'Afrika' einem stoischen Panzerkettengroove wie 'Wartheland' die Klinke in die Hand, wobei insbesondere die beklemmende Atmosphäre der schleppenden Songs den besonderen Reiz der Scheibe ausmacht. Gerade wenn Mortuus hier manchmal mit sich fast überschlagender Stimme etwas hysterische Töne anschlägt und seine Stimme besonders vielseitig einsetzt, kann das Stück über das Reichsgau auch ganz schön unter die Haut gehen. Lange Zeit, ja, an sich die ganze Spielzeit über, hält das Album indes dieses stete Wechselspiel zwischen schnellen und getrageneren Stücken durch, so dass es fast ein wenig schematisch zu wirken beginnt. Doch einerseits finden sich auch in den langsameren Tracks teils krasse Ausbrüche, wie beispielsweise bei 'Between The Wolf-Packs' mit seinen infernalischen Blastattacken und dem überraschend melodischen Lead, und andererseits gibt es auch ganz besondere Stücke wie das fast schon doomige 'Nebelwerfer', die von MARDUK mit ungeahnt dichter Atmosphäre zelebriert werden. Gerade die teils deutschsprachigen Parts im Refrain bringt Mortuus unglaublich intensiv und hasserfüllt. Auch zum Ende hin gibt es mit '503' dann nocheinmal eine langsame Walze, bevor der Geschwindigkeitsrekord von 'Thousand-Fold Death' dem Hörer und der Scheibe das Licht auspustet.
Trotz aller Klasse übertrifft "Frontschwein" für mich seinen direkten Vorgänger "Serpent Sermon" zwar nicht, da jener insgesamt noch einen Tick schlüssiger, homogener, finsterer und bedrohlicher wirkte, doch auch auf der neuen Scheibe zieht der altbabylonische Stadtgott aus Östergötland alle Register seines Könnens, so dass sich nur wenige MARDUK-Fans dieser Eindringlichkeit werden entziehen können. Klar ist jedenfalls, dass die Band um Gründer Morgan Steinmeyer Håkansson auch nach einem Vierteljahrhundert noch der Maßstab schlechthin ist, in Sachen schwedischen Black Metals der alten Neunziger-Schule.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle