MARDUK - Plague Angel
Mehr über Marduk
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Blooddawn/Regain
- Release:
- 22.11.2004
- The Hangman Of Prague
- Throne Of Rats
- Seven Angels, Seven Trumpets
- Life's Emblem
- Steel Inferno
- Perish In Flames
- Holy Blood, Holy Grail
- Warschau
- Deathmarch
- Everything Bleeds
- Blutrache
Auf MARDUK ist Verlass. Mit "Plague Angel" legen sie ihr neuntes Album vor und viel geändert hat sich auch dieses Mal nicht. Es ist gibt die volle Dröhnung todessüchtigen Black Metal. Die einzigen Veränderungen spielen sich wieder mal im Line-up ab. Legion flog wegen Untreue und Mortuus stieg ein, um genauso morbide herumzukeifen. Allerdings mangelt es seiner Stimme noch etwas an dem Legion-typischen Hall. Bassklampfe B.War wurde wieder durch Devo Andersson ersetzt, der schon auf den ersten beiden MARDUK-Scheiben den Tod an die Wand spielte und nun gleich mal sein Endarker Studio als Produktionsstätte zur Verfügung stellt. Ein bisschen macht sich die Rückkehr auch bemerkbar, denn "Plague Angel" fällt im Vergleich zum Wendepunkt "Panzer Division Marduk" deutlich atmosphärischer und düsterer aus.
Dafür spricht ein Song wie 'Deathmarch', der ganz ohne Gebolze auskommt. Stattdessen gibt es Trompeten und Trommeln, kirchliche Choräle mit engelsgleichen Stimmen und satanisches Gefauche - der Rhythmus erinnert an alte Neofolk-Hymnen. So wie dieses dunkle Intermezzo stinkt die ganze Scheibe von vorne bis hinten nach Mittelalter. Sakrale Engelsfiguren stürzen ins Bodenlose, Tod und Verderben ziehen durch die Städte, der Plageengel tritt seinen verwüstenden Siegeszug an und MARDUK spielen die Musik dazu. In dem tempogedämpften 'Seven Angels, Seven Trumpets' kommen denn auch mal Mönchsgesänge zum Einsatz. Das zermalmende 'Perish In Flames' zeichnet sich gar durch ungewohnte Melodiösität aus. Was für eine schleppende Black-Metal-Walze! Auch ein Panzer muss mal spüren ... Und noch etwas hat sich das schwedische "Sonnenkalb" einfallen lassen: Im Studio wurde zur Abwechslung mal auf echten Menschenschädeln herumgeknüppelt. Ob man das heraushört? Mit viel Fantasie ...
Auch die Deutschkenntnisse werden weiter vertieft. 'Blutrache' ist ein weiteres Zeugnis für die MARDUKsche Vorliebe für germanische Sprachkultur. Aber mal abgesehen von solch oberflächlichen Provokationen (ist das denn überhaupt noch provokativ?) beweisen sie, dass doch noch überaus kraftvolle Songs erschaffbar sind. Das Teil ist die Wucht! Da können sich MARDUK ja glatt mal in eine Reihe stellen mit modernen Vertretern des Genres. In Dichte, Power und spiritueller Antimacht steht der sieben Minuten und fünfzig Sekunden lange Song auf selber Ebene wie BEHEMOTHsche Chaosausgeburten, nur dass er sich etwas eingängiger und weniger komplex ins Ohr bohrt, gegen Ende hin immer mantrahafter im Midtempo dahintreibend. Blut muss fließen!
Bei allem Mut zu langsamen Tempi ballern die restlichen Songs aber wie von MARDUK gewohnt gnadenlos auf alles, was nicht flüchten kann. Der Panzer rollt wieder! 'The Hangman Of Prague' als Opener, das Schnellflakfeuer 'Warschau' oder 'Throne Of Rats', zu dem auch ein Video gedreht wurde, räumen jeden Zweifel darüber aus. Laden, Zielen, Feuer! Ja, MARDUK sind konservativ und viel Neues lässt sich weiter auch nicht konstatieren. Seit 14 Jahren bringen sie in regelmäßigen Abständen Platten raus und touren sich ansonsten den Arsch ab. Zwischendurch wechseln immer mal ein paar Mitglieder und das Artwork. Thematisch bleibt es durch und durch morbide. Aber schlechter geworden sind sie dabei nicht. Mir kommt es eher so vor, als entdecke man mit "Plague Angel" zwischenzeitlich verloren gegangene okkulte Traditionen wieder. Bei einem Song soll Mortuus nämlich durch den Schädelschuss, äh Verzeihung, die Schädelöffnung, eines Totenkopfes aus dem 14. Jahrhundert brüllen. (Ein Kopfschuss um diese Zeit wäre dann wohl doch etwas zu mystisch.) Man mag davon halten, was man will, aber eines bleibt Fakt: "Plague Angel" ist eine selten düstere Veröffentlichung, mit der MARDUK ihre Krone im Reich des brutalen Black Metal machtvoll verteidigen.
"Plague Angel" wird auf drei verschiedenen Formaten erscheinen. Die Vinyl-Version ist auf 1000 Stücker limitiert, das Digipack inklusive Bonus-Video zu 'Steel Inferno' wird 5000fach verlegt. Zugreifen!
Anspieltipps: The Hangman Of Prague, Throne Of Rats, Perish In Flames, Warschau, Blutrache
- Redakteur:
- Wiebke Rost