MARDUK - Viktoria
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2018
Mehr über Marduk
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Century Media
- Release:
- 22.06.2018
- Werewolf
- June 44
- Equestrial Bloodlust
- Tiger I
- Narva
- The Last Fallen
- Viktoria
- The Devil's Song
- Silent Night
Trotz erneut starker Scheibe verliert die Band ein wenig an Boden gegenüber den jüngeren Highlights des Genres.
Der alte babylonische Gott MARDUK sendet mit "Viktoria" seine vierzehnte vollständige Division in die Schlacht um die Gestade der Welt, und seine vier fahl getünchten Vollstrecker schicken sich an kurzen Prozess zu machen. Daher dauert das Gewitter auch nur eine gute halbe Stunde, doch die hat es - wie nicht anders zu erwarten - neuerlich in sich. Die Luftschutzsirenen heulen auf, und mit 'Werwolf' prescht ein kurzer, knackiger Zweiminüter hackend, black'n'rollig und mit durchaus prägnanter Nähe zu späteren SATYRICON-Werken drauf los, der den hoffnungslosen und sinnlosen Widerstand nach der totalen Niederlage zum Thema hat. Ein untypisches Stück für MARDUK, auch nicht unbedingt eines, das intensiven Nachhall habe dürfte, doch es rüttelt ganz gut wach und macht sich auch im Liveset recht gut.
Mit dem folgenden 'June 44' - wenig überraschend kauen wir einmal mehr die Geschichte des zweiten Weltkrieges durch - agiert die Band nun urtypisch, rasend mit den gleich einem MG 34 ratternden Blastbeats von Fredrik, Mogges flirrenden Riffs, sowie Mortuus' charismatischer Stimme. Dem setzt das erneut unter drei Minuten ins Ziel galoppierende 'Equestrian Bloodlust' sowohl in Sachen Durchschlagskraft als auch in Punkto Geschwindigkeit nochmal eins drauf, bevor 'Tiger I' mit einem stoischen orgasmatronischen Hauptriff die Geschwindigkeit erstmals merklich drosselt. Ein hinterhältiger, verschleppter Groove baut sich auf, und Mortuus bedient weidlich das rollende R, wohl um inhaltlich zum besungenen Panzer passend möglichst deutsch zu klingen. Ebenfalls zur Thematik mag es passen, dass der schleppende CELTIC FROST-Touch des Stückes durchaus spürbar an DARKTHRONEs "Panzerfaust" gemahnt.
Doch direkt danach ist es wieder vorbei mit der getragenen Wucht, denn bei 'Narva' heißt es wieder "Leinen los!" und das Geprügel bricht sich neuerlich Bahn. Bemerkenswert sind hier vor allem Devo Anderssons kurzes aber effektives Basslick am Ende des ersten Drittels und der recht melodische, mitreißende Mittelpart. Einen Gang zurück, vorwiegend ins gehobene Midtempo - jedoch sehr wohl mit Ausbrüchen in die Raserei - schaltet das recht rockige und sehr nach den Mittneunzigern klingende 'The Last Fallen', das allerdings am Ende etwas unspektakulär ausfadet und damit einen der schwächeren Songs des Albums abgibt. Dafür überrascht das Titelstück sodann mit einigen weit im Hintergrund versteckten, aber doch sehr gut wahrnehmbaren Melodieläufen auf dem Bass, die durch ein wahres Inferno an Highspeed-Gebolze strahlen. Ein Stilelement, das man in dieser Weise von militanten Schwarzmetallern eher selten aufgetischt bekommt. Damit nähern wir uns dann aber auch schon dem Ende; für die rasende Attacke 'The Devil's Song' wird der Karabiner durchgeladen und die wilde Hatz beginnt; nur damit die Band ihr neues Werk am Ende mit 'Silent Night' einem urbösen, finsteren, diabolisch zähen, Gift und Galle speienden Creeper beschließen kann, der sich auch auf Alben wie "Serpent Sermon", "Wormwood" oder gar "World Funeral" gut gemacht hätte.
Damit ist MARDUK zwar ein weiteres starkes Album gelungen, das sich sehr gut und ziemlich nahtlos in die doch recht eindrucksvolle Diskographie einreiht, und das dabei auch einige sehr durchschlagskräftige Geschosse im Magazin hat, die ausreichen dürften, die meisten Fans bei der Fahne zu halten. Auf der anderen Seite reicht es allerdings nicht ganz für den direkten Sprung an die absolute Spitze der ersten schwedischen Schwarzstahlliga, denn zum einen haben die Kollegen um Lord Ahriman sehr stark vorgelegt, und zum anderen hat auch MARDUK selbst mit "Serpent Sermon" doch noch mehr beeindruckt als mit "Frontschwein" und "Viktoria". So verliert die Band trotz untadeliger Arbeit doch ein wenig an Boden im Vergleich zu den großen jüngeren Highlights des Genres.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle