MASSIVE SCAR ERA - Color Blind
Mehr über Massive Scar Era
- Genre:
- Metalcore / World Music
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 05.10.2018
- Color Blind
- Unfollow
- Interlude
- Oblivious
- Rogue
Feiner Mix aus ägyptischer Tradition und modernem Metal
Die Entschlossenheit mancher Menschen muss man einfach bewundern, insbesondere wenn sie sich gegen gesellschaftliche Konventionen auflehen, um ihre Träume zu verfolgen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Ägypterin Cherine Amr, die mit ihrer Band MASSIVE SCAR ERA einen mehr als holprigen Weg hinter sich hat. Immerhin ist es in Ägypten nicht unbedingt üblich, dass Frauen sich insbesondere in der Metalszene engagieren und auch ihre Elten wollten ihr vorerst nur die Mitgliedschaft in einer ausschließlich aus Frauen bestehenden Band erlauben. Doch über all diese Hindernisse hat sich Cherine inzwischen hinweggesetzt und mit Nancy Mounir an der Violine, sowie Dylan Wijdenes-Charles am Bass zwei musikalische Partner gefunden, mit denen sie gemeinsam nun die EP "Color Blind" veröffentlicht.
Und musikalisch haben es die dabei präsentierten fünf Tracks durchaus in sich, denn nicht ganz unähnlich zu OPRHANED LAND verknüpft auch das Trio die musikalische Tradition seiner Heimat mit modernen Metal- und Rock-Klängen. Zu Beginn mag diese Mischung für viele Hörer noch etwas eigentümlich anmuten und entsprechend tut sich der Opener 'Color Blind' auch noch etwas schwer, doch spätestens beim folgenden 'Unfollow' hat man sich an die orientalisch angehauchten Melodien, die zumeist auf der Violine vorgetragen werden, gewöhnt und dann entfaltet der bunte Stilmix seine gesamten Qualitäten. Prompt entwickelt sich der Track dank feiner Hookline und den immer wieder eingestreuten Melodie-Breaks zum absoluten Glanzlicht der Platte. Getragen wird die insgesamt hervorragende Leistung der Band dabei ganz klar von den beiden weiblichen Bandköpfen. So überzeugt Nancy nicht nur an der Geige, sondern auch mit einer ganzen Vielzahl von orientalischen Instrumenten, während Fronterin Cherine quasi mühelos zwischen wütenden Screams, kantigen Shouts und melodischem Klargesang hin und her wechselt und damit für jede Menge Abwechslung im Sound des Trios sorgt.
Unterm Strich bleibt das einzige Manko des Silberlings die viel zu knappe Spielzeit, die durch den recht unscheinbaren 'Interlude' in der Mitte der EP hin auch noch unnötig verkürzt wird. Trotzdem ist "Color Blind" eine faustdicke Überraschung, die Hörern mit einem offen Ohr für ungewöhnliche musikalische Kombinationen eine Band präsentiert, die für die Zukunft jede Menge Potential mitbringt. Jetzt muss die Truppe nur noch beweisen, dass sie das hohe Niveau auch auf Albumdistanz halten kann.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs