MASTERS OF DISGUISE - The Fine Art Of Aging Gracefully
Mehr über Masters Of Disguise
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Release:
- 10.05.2016
- Torture Me (OMEN)
- Goblin's Blade (HEATHEN)
- Battalions (METAL CHURCH)
- Back To Reign (AGENT STEEL
- Master Of Disguise (SAVAGE GRACE)
- Frost And Fire (CIRITH UNGOL)
<br />Ein Cover-Schmankerl für Vollblutmetaller.
Auf Tour gehen ohne neuen Tonträger? Blöd. Außerdem haben wir gerade einen neuen Gitarristen, da muss man doch etwas tun! Sagte sich auch die deutsche Band MASTERS OF DISGUISE und nahm kurzerhand einen 6-Tracker auf, auf dem sie ein paar Klassiker covern. Nun bin ich ja grundsätzlich immer etwas skeptisch, was solche Platten angeht, aber der erste Eindruck ist erst einmal gut, denn die Burschen haben mit großer Geschmackssicherheit ein paar echte Oberhämmer aus der zweiten Reihe verarbeitet, also nicht die größten Hits der jeweiligen Bands, sondern eher unerwartete Stücke.
Bevor es aber ans Eingemachte geht, schnell ein paar Worte zum Thema Sinn von Cover-Versionen. Meine bereits erwähnte Skepsis gegenüber Coverscheiben rührt daher, dass ich üblicherweise dann solche Neueinspielungen mag, wenn sie ein Lied neu interpretieren, verändern, originell verwursten. Die zweite Möglichkeit ist natürlich, seinen Einflüssen zu huldigen und möglicherweise die Klassiker einer neuen Generation von Metallern näherzubringen. Ob nun viele Fans von MASTERS OF DISGUISE solchen Nachhilfeunterricht brauchen, vermag ich nicht zu sagen, aber in jedem Fall gehört "The Fine Art Of Aging Gracefully" in die zweite Kategorie.
So, nun werfen wir aber mal einen Blick auf die einzelnen Lieder. Es beginnt mit OMENs 'Torture me', einem der eher unbekannten Songs der US-Amerikaner, weil er auf keinem Album enthalten ist sondern seinerzeit nur im Rahmen der Metal Massacre Sampler-Serie von Metal Blade veröffentlicht worden ist. Die Sampler sind übrigens bis Nummer 7 uneingeschränkt zu empfehlen und metallisch-historisches Pflichtprogramm. Die vorliegende Version hält sich nah an das Original, klingt modern und kraftvoll, und auch wenn Alexx Stahl nicht J.D. Kimball ist, so macht er eine wirklich hervorragende Figur. Das folgende 'Goblin’s Blade', im Original von HEATHEN, fällt leider etwas ab, ist aber dennoch gelungen. Dass Stahl übrigens überhaupt in der Lage ist, alle Lieder auf dieser CD, oder sagen wir fast alle, so großartig zu singen, ringt Respekt ab. Und instrumental gibt es auch nichts auzusetzen, sodass meine größere Euphorie für den OMEN-Song ganz einfach wohl reine Geschmackssache ist, weil mit beim HEATHEN-Track das Wilde, Rohe fehlt, dass die Originalaufnahme, abgesehen vom damals eher schauerlichen Sound, auszeichnet.
Dafür klingt 'Back To Reign' von AGENT STEEL klasse. Ich habe ja nichts gegen die Sirene von John Cyriis, aber ein bisschen anstrengend ist das schon. Nicht aber von den MASTERS OF DISGUISE. Ja, ich möchte sagen, das Lied gewinnt dadurch sogar ein wenig, auch wenn Originale immer Originale bleiben werden. Vorher aber darf man noch eine äußerst kraftvolle Version von 'Battalions' von METAL CHURCH durchbangen. Wiederum eng am Original versucht die Band hier nicht, irgendetwas zu verbessern, sondern lässt die makellose Komposition einfach neu aufleben. Dass es nun endlich auch den bandnamengebenden SAVAGE GRACE-Song in einer Coverversion gibt, ist eigentlich überfällig gewesen. Das gibt also einen Gummipunkt für den Vollzug des Erwarteten.
Aber zum Schluss muss ich dann doch einmal mosern. Es ist toll, dass MASTERS OF DISGUISE sich an einen CIRITH UNGOL-Klassiker traut. Allerdings schaffen es die Mannen zu keinem Zeitpunkt, dem Original gerecht zu werden. Zwar arbeiten sie sich professionell und gekonnt an dem Lied ab, aber die Magie des Originals kommt nicht mehr zum Vorschein. Diese Version ist Metal, doch das Original ist einfach mehr. Die reduzierte Fragilität, der einzigartige Gitarrensound und dann noch das unnachahmliche Organ von Tim Baker fehlen, und damit leider auch das, was den Song besonders macht. Trotzdem schön, dass die Band das Lied ausgewählt hat, denn ich bin sicher, CIRITH UNGOL kennt sicher nicht jeder! Und wenn ich das Original nicht kennen würde, könnte ich mir vorstellen, dass ich viel milder mit MASTERS OF DISGUISE ins Gericht gehen würde. So allerdings trifft die Version meinen Nerv nicht. Das hat die Band aber sicher einkalkuliert, wer CIRITH UNGOL covert, rechnet nicht nur mit Beifallsstürmen.
Die EP wird es auf der anstehenden Tour im Merchandise geben. Klar, auch für nur 8 Euro über die Bandwebseite aber echte Headbanger holen sich das Scheibchen natürlich auf den Konzerten, bei denen die Band für MANILLA ROAD eröffnen wird. Vielleicht spielen sie ja sogar den einen oder anderen Song live. Also, da fänd ich ja 'Frost And Fire' wieder ganz okay.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger