MASTERS OF REALITY - Give Us Barabbas
Mehr über Masters Of Reality
- Genre:
- Stoner Rock
- Label:
- Mascot Rec / Rough Trade
- Release:
- 26.04.2002
- The Ballad Of Jody Frosty
- Voice And The Vision
- I Walk Beside Your Love
- Bela Alef Rose
- Brown House On The Green Road
- Hey Diana
- The Desert Song
- Off To Tiki Ti
- It's So Hard
- Jindalee Jindalie
- Don't Get Caught By The Huntsman's Bow
Chris Goss ist ein musikalischer König Midas. Was er anfasst, wird in der Regel zu Gold oder gar Platin, und zwar unabhängig davon, ob er als Produzent (siehe das famose Debüt von MELISSA AUF DER MAUR), Freund und Gehilfe (siehe QUEENS OF THE STONE AGE) oder selbst als Musiker auftritt (siehe DESERT SESSIONS). Mit seiner eigenen Band, den MASTERS OF REALITY, blieb ihm der wirklich große Durchbruch, den die obigen Acts alle mehr oder weniger geschafft haben, zwar bisher verwehrt, selbiges hindert ihn aber ihn keinster Weise daran, mit dem krypto-biblisch betitelten "Give Us Barabbas" ein weiteres Album auf den Markt zu werfen, auf dem zu hören ist: Goss' Musik. Nicht mehr und nicht weniger. Fernab von jedem Kommerzgedanken, dafür tief verwurzelt in den hippie-esken Zeiten amerikanischer und englischer Rockmusik.
Man könnte Chris Goss mit "Give Us Barabbas" leicht den Ausverkauf vorwerfen: Ein paar der Songs kennt man schon, einige sind Überbleibsel, aber ein b-Seiten-Album oder gar ein Ramschverkauf ist diese Platte trotzdem zu keinem Zeitpunkt, da sie dafür einfach zu homogen, zu natürlich ist und die Songs zu gut aufeinander passen: Wenn nach dem schlichtweg großartigen, melancholisch-akustischen Track 'The Ballad of Jody Frosty' (mit einer tollen Brechung des Songflusses in der Mitte) der erste richtige von vielen Ohrwürmern folgt ('Voice And The Vision'), ist es eigentlich längst um den Zuhörer geschehen, obwohl klar bleibt: Dieses Album wird noch viele, viele Male in dieser Stereoanlage rotieren.
'I Walk Beside Your Love' ist vollkommener, purer, vertonter BEATLES–Sound, 'Brown House On The Green Road' und 'Off To Tiki Ti' klingen wie gecoverte Folksongs, mindestens aber wie alte, irische Volkslieder, kurzum: Zeitlos. Klassisch. Songwriting in Reinkultur und das schlichtweg umwerfende, pychedelisch-intime 'Jindalee Jindalie', ein Duett mit dem ehemaligen STONE TEMPLE PILOTS- und jetztigem VELVET REVOLVER-Frontmann Scott Weiland, schlägt locker den Bogen zu eben dem letzten STONE TEMPLE PILOTS-Album "Shangri-La Dee Da", welches von der stilistischen Ausrichtung her wie eine Rockversion von "Give Us Barabbas" anmutet.
In der hier vorliegenden Form sind die MASTERS OF REALITY in jedem Fall so etwas wie die JEFFERSON AIRPLANE des 21. Jahrhunderts: Sie gießen Tonnen von Melodien über manchmal simple, manchmal simpel-psychedelische Songkonstrukte und erschaffen dadurch ein Album, über das man als größte Kompliment eigentlich nur sagen kann, dass es wie eine Coverplatte mit lauter 70er-Hits klingt, in die sich das einzige tatsächliche Cover 'It's So Hard' (im Original von JOHN LENNON) so nahtlos einfügt, dass man es, ohne das Vorwissen darum, kaum von den restlichen Stücken differenzieren könnte.
"Give Us Barrabbas" ist trotz allem, und das liegt eigentlich nur daran, dass es so zeitlos und damit auch ab und an auf den ersten Blick altbacken scheint, weniger die große Liebe oder eine heiße Affäre, sondern einfach ein guter Freund. Aber manchmal ist selbiger viel wichtiger als alles andere.
Anspieltipps: Brown House On The Green Road; Voice And The Vision; Jindalee Jindalie
- Redakteur:
- Sebastian Baumer