MASTORD - To Whom Bow Even The Trees
Mehr über Mastord
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Inverse Records
- Release:
- 19.02.2021
- The Walls
- Mediocre
- Humble Professor
- Master - Savior
- Silence Chime
- Fallen Angel
- Going Down
- Endless Confusion
- Closer To The Void
- Circles Lies
Diese Stimme ist eine Brücke.
Das MASTORD-Debüt "Trail Of Consequence" war eines meiner progmetallischen Highlights 2019, eine emotional vorgetragene Aufarbeitung des sensiblen Themas "häusliche Gewalt" (siehe auch mein Interview mit Bandkopf Kari) , das in diesen Zeiten wohl aktueller denn je ist.
Ein übergreifendes textliches Konzept ist mir beim mit Freude erwarteten Nachfolger "To Whom Bow Even The Trees" nicht bekannt, doch ich bin ohnehin ein Hörer, für den zuallererst die Musik zählt. Und diese zeigt sich hier in vielen Belangen offener, vielseitiger, variabler als zuvor, was aber auf keinen Fall das auf "Train Of Consequences" Gebotene entwerten soll.
'The Walls' beginnt mit einer prägnanten Pianomelodie, die mir sehr bekannt vorkommt, doch es fällt mir partout nicht ein, woher. Sie geht in etwas über, das auch von TOOL oder den Landsmännern WHEEL kommen könnte, verschachtelte Rhythmen und Delay-Gitarren, doch diese Parallelen sind ausgelöscht sobald sie auftauchen, denn die charismatische Stimme von Markku ist unverwechselbar und entpuppt sich einmal mehr als MASTORDS schärfste Waffe. Ich habe das gefühlvoll-raue Timbre, das, wenn dann überhaupt, an Mischa Mang (IVANHOE und KAISER'S BART) erinnert, wirklich lieb gewonnen.
MASTORD reiht vor allem in der ersten Albenhälfte eine Folge wunderbarer Songs auf, die von orgelnden Retro-Tönen über IRON MAIDEN-artigen Metal bis zu modernem Prog alles integriert, was Lust und Laune macht. Man höre nur das sich langsam aufbauende 'Humble Professor' oder das etwas orientalische proggelnde 'Master - Saviour'. Beides sind achtminütigen Epen, die man sicherlich öfter hören muss, dafür aber bei Zündung reichlich belohnen.
Was MASTORD diesmal aber ein klein wenig abgeht, sind diese tief unter die Haut gehenden Melodien, die das Debüt zu einer Emotionsbombe gemacht haben. Sie sind zwar immer noch vorhanden, diese ganz besonderen Passagen, doch diesmal muss man sie mehr suchen und vor allem in der zweiten Hälfte des Albums geht die Aufmerksamkeit-Kurve beim Hören doch ein wenig nach unten, schon ob der schieren Länge des Langspielers. Dabei verzettelt man sich zwischendurch immer mal wieder etwas in instrumentalem Gewirr ('Endless Confusion'), das ganz unter uns gesagt seit "Images & Words" (DREAM THEATER) und "Into The Everflow" (PSYCHOTIOC WALTZ) ohnehin keine Band überzeugender dargeboten hat. So bin ich am Ende des abschließenden Dreizehnminüters 'Circle Lines' immer ein wenig erschöpft.
Das heißt aber noch lange nicht, dass man als Prog-Metal-Fan die Finger von MASTORD lassen darf. Nein, ganz im Gegenteil. Die Finnen bringen frischen Wind, viel Gefühl und spürbare Liebe für diese Musik ins Wohnzimmer und sollten vor allem für Fans interessant sein, die den modernen Prog zwar mögen, ihn aber immer als etwas unnahbar wahrnehmen. Diese Stimme ist zumindest für mich eine wunderbare Brücke und rückt die komplexe Musik irgendwie näher an mich heran als bei TOOL, WHEEL, LEPROUS und Konsorten.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Thomas Becker