MAYFAIR - Frevel
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2019
Mehr über Mayfair
- Genre:
- Avantgarde Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Pure Steel
- Release:
- 14.06.2019
- Evil Christin
- Hinter dem Leben
- Ungetaktet
- Himmel in Gefahr
- Gestern und nicht heut'
- Hitze
- Der Teufel
- Atme (Frevel)
- Annelise
- Phosphor
- Das Ufer hat Zeit
Mehr Eigenständigkeit, mehr Gefühl, mehr MAYFAIR!
Wer unsere Seiten ein bisschen aufmerksamer verfolgt, wird es gemerkt haben: Wir haben uns in MAYFAIR verliebt! Im letzten Jahr habe ich es in meinem Konzertbericht erneut durchblicken lassen, denn das, was die vier Mega-Sympathen da an neuen Songs auf unsere völlig unvorbereitete Ohren losgelassen haben, war in Wort und Bildern kaum zu schildern. Zum damaligen Zeitpunkt war auch noch gar nicht klar, ob und in welcher Form das neue Material überhaupt erscheinen würde - und nun liegt uns "Frevel" vor. Aufgenommen in den Hallen des einstigen Drummers, gibt es ein Rundum-Sorglos-Paket für jeden Anhänger dieser Ausnahmenband.
Was aber erwartet so ein alteingesessener Fan? Genau. Er hofft, dass sich die Band erneut ein bisschen neu erfindet, ohne dabei einen komplett anderen Stil zu spielen. Wobei dies die nächste Frage aufwirft: Welche Stilistik bedient das Quartett eigentlich? An dieser Stelle kommen wir auf des Wuschelhundes Kern: Die Musik von MAYFAIR definiert sich eigentlich über die Emotionalität im Zusammenspiel zwischen Wort und Text. Ich bin eigentlich kein großer Freund von deutschsprachigen Texten, da ich die Klangfarbe oftmals als zu kantig empfinde. Obendrein sind viele Texte in unserer Landessprache einfach zu plakativ. Hier beweist Sänger Mario schon seit Ewigkeiten, dass es auch komplett anders klingen kann. Auch musikalisch geht die Band seit jeher ihre eigenen Wege und schert sich einen feuchten Wurstsalat um Konventionen und Trends. Dazu kommt noch ein optisches Erscheinungsbild und Umgangsformen, die im kompletten Paket ein Künstlerkonzentrat ergeben, welches man als Freund emotionaler und authentischer Musik einfach lieb haben muss. Das ist nicht einfach toll oder schön, es geht darüber hinaus, weil man zutiefst berührt wird.
Und "Frevel" berührt mich mit jedem Anhören mehr. Schon das aussagekräftige Video zum Vorabsong "Ungetaktet" hatte es mir sehr angetan. Alle akustischen Trademarks der letzten Werke gebündelt in einem kompakten Longtrack, in dem Mario alle Schattierungen seiner Lunge durch das Mikrophon drückt. Dazu eine Aussage, mit der man sich in der rechten Szene sicherlich keine Freunde machen wird. Ganz toll!
Aber dies ist nur eines von vielen wunderbaren Stücken auf "Frevel". Da haben wir mit dem ruppigen Eröffner 'Evil Christine' (ja, auch ein deutscher Text!) einen überraschend wuchtigen Einstieg, während man zwischendrin von mystisch-rockend ('Teufel') bis melancholisch-träumerisch ('Das Ufer hat Zeit') gewohnt abwechslungsreich agiert. Diese Abschlussnummer ist übrigens ganz fies platziert, denn wie kann man mit einer Pfütze im Auge einfach in die Stille entlassen werden? Danach muss man ja einfach wieder Musik hören. Hinterlistige Emotionstrickser, diese MAYFAIR-Jungs.
Mitten in diesem Emotionsdschungel gibt es mit 'Atme (Frevel)' dann noch eine Keule, die psychedelisch doomend den Körper mit einer Entenpelle überzieht. Das war livehaftig schon ganz phantastisch, aber diese Studioversion ist zum Verlieben! Der wabernde Bass von Neuzugang Medi Maier tönt so herrlich warm und gibt Rene die richtige Grundlage zum Schweben. Dazu streichelt Jolly gewohnt einfühlsam seine Felle. Mehr geht nicht!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Holger Andrae