MAYHEM - Atavistic Black Disorder / Kommando
Mehr über Mayhem
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Century Media / Sony
- Release:
- 09.07.2021
- Voces Ab Alta
- Black Glass Communion
- Everlasting Dying Flame
- In Defense Of Our Future (DISCHARGE-Cover)
- Hellnation (DEAD KENNEDYS-Cover)
- Only Death (RUDIMENTARY PENI-Cover)
- Commando (RAMONES-Cover)
Spannender Nachschlag zum Meilenstein "Daemon".
Wer wie der Verfasser dieser Zeilen von MAYHEMs aktuellstem Studioalbum "Daemon" völlig begeistert war, der darf sich über einen kleinen aber durchaus spannenden Nachschlag in Form der EP "Atavistic Black Disorder / Kommando" freuen, die für euch einige feine Überraschungen bereit hält, handelt es sich doch um eine zweigeteilte EP, deren erster Teil - "Atavistic Black Disorder" - drei MAYHEM-Eigenkompositionen aus den "Daemon"-Sessions enthält, deren erste bisher gänzlich unveröffentlicht ist:
'Voces Ab Alta' hätte auch auf einem durch und durch bärenstarken Album wie "Daemon" ein Highlight abgegeben, begeistert es doch vom ersten Ton an mit allen Markenzeichen, die der heutige MAYHEM-Fan an dieser Band zu schätzen weiß. Teloch hat sich längst zu einem mehr als würdigen Nachfolger großer Vorgänger wie Euronymous und Blasphemer entwickelt und zelebriert den unverkennbaren MAYHEM-Sound sowohl in seinem Gitarrenspiel als auch in Sachen Komposition meisterlich, und so besticht dieser exklusive Opener schon allein mit seinem flächigen, raumgreifenden und doch stets schneidenden und erdrückenden Gitarrensound, während sich Hellhammer und Necrobutcher ein spannendes Duell in Sachen variabler Rhythmizität liefern, und Attila eben das tut, was Attila am besten kann, nämlich dunkel, okkult, beschwörend und raunend dunkle Weisen in seiner unnachahmlichen Art und Weise zwischen fiesem Groll, agonischem Klagen und sakraler Andacht zu intonieren.
Diesem perfekten Einstieg folgen mit dem eher rockigen 'Black Glass Communion' und dem extrem traditionell angelegten 'Everlasting Dying Flame' die beiden Bonustracks der Deluxe-Auflage des letzten Studioalbums, die daher vielen Fans schon bekannt sind. Da sich jedoch auch diese im Albumkontext gut sehen lassen konnten, schadet diese Zweitverwertung an dieser Stelle kein bisschen, denn zum einen haben eben nicht alle Fans die Sonderedition gekauft, und wenn die ausverkauft sein sollte, wäre es auch schade, wenn die Songs gar nicht mehr erhältlich wären.
Damit kommen wir zur anderen Seite der EP, die auf den Namen "Kommando" getauft wurde, ihr eigenes Artwork bekommen hat, und auf der sich die Band vier klassischen Punksongs gewidmet hat. Sie serviert uns Coverversionen einiger Bands, die durchaus ihren Einfluss hatte, auf die frühe musikalische Prägung der MAYHEM-Musiker, und zwar nicht nur der jetzigen, sondern auch der ehemaligen. Daher ließen sich die beiden ex-Sänger Maniac und Messiah auch nicht zweimal bitten, als Necrobutcher sie gefragt hat, ob sie bei dem Projekt gerne mit am Start wären. Geboten werden uns 'In Defence Of Our Future' von DISCHARGE gesungen von Attila, 'Hellnation' von den DEAD KENNEDYS, dem passenderweise Maniac seine Stimme leiht, unterstützt von Messiah mit diversen Backing Shouts, dazu noch das erneut von Attila intonierte 'Only Death' von RUDIMENTARY PENI und zum Abschluss 'Commando' von den RAMONES, grandios derb gesungen von Messiah.
Eine tolle EP also, an der man, wenn man denn unbedingt möchte, allenfalls zwei Kleinigkeiten kritisieren kann: Zum einen mag sich der eine oder andere wünschen, dass die Coverversionen stärker durch den MAYHEM-Wolf gedreht und auf Black Metal getrimmt worden wären. Das ist nicht der Fall, denn die klingen schon relativ originalgetreu, aber auf der anderen Seite machen sie wahnsinnig viel Spaß, und die drei Herren Sänger werten das Unterfangen unglaublich auf. Zum anderen wäre es zur Abrundung des Kapitels "Daemon" tatsächlich verdammt lässig gewesen, wenn uns Century Media auch noch die drei Bonustracks der "Daemon"-Vinyl-Box (Coverversionen von MORBID, DEATH und DEATHSTRIKE) mit dazu gepackt hätte, denn dann wäre die MCD der ideale Lückenschließer für den CD-Sammler geworden. Doch auch so ist das Scheibchen als sehr gelungener Zwischendurch-Happen mit tollem Artwork und feinen Songs essentiell für den MAYHEM-Fan.
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle