MENHIR - Hildebrandslied
Mehr über Menhir
- Genre:
- Pagan Metal
- Label:
- TrollZorn
- Release:
- 22.06.2007
- Das alte Lied des Windes
- Des Kriegers Gesicht-Ulfhednar
- Intro
- Das Hildebrandslied Teil 1
- Das Hildebrandslied Teil 2
- Dein Ahn
- Weit in der Ferne
Eigentlich ist es dreist. Sehr dreist sogar. Da lassen die Thüringer Jungs MENHIR doch spontan mal sechs (!) Jahre Zeit, um 'ne neue Scheibe rauszubringen, und dann hat das Teil gerade mal knapp 42 Minuten Spielzeit. Aber na ja, Qualität steht ja bekanntlich über Quantität, und den ersten Punkt erfüllen die Jungs definitiv mit ihrem neuen Werk "Hildebrandslied".
Was ist das Hildebrandslied überhaupt? Diese Frage stellte ich dem großen und mächtigen Gott der Weisheit, genannt "Wikipedia", und erhielt folgende Antwort:
"Das Hildebrandslied ist eines der frühesten poetischen Textzeugnisse in deutscher Sprache. Das unvollständig erhaltene heldenepische Stabreimgedicht (Hiltibrant enti Hadubrant untar heriun tuem) besteht aus 68 Langversen. Es erzählt in althochdeutscher Sprache eine Episode aus dem Sagenkreis um Dietrich von Bern."
Dass dieses Lied von MENHIR vertont werden würde, hätte man sich eigentlich denken können. Und ihr Handwerk ist in diesem Fall sicher nicht schlechter geworden. Zwar auch nicht besser, aber auf jeden Fall anders. So kommt das Werk diesmal deutlich heroischer rüber und glänzt mit wunderschönen Melodien, typischen MENHIR-Gitarrenläufen und viel mehr cleanem Gesang als eh und je. Gerade dieser cleane Gesang von Heiko (welcher sich hörbar stark gesteigert hat) gibt der Scheibe einen besonderen, atmosphärischen Charakter, der sich durch das ganze Album zieht.
Der erste Song 'Das alte Lied des Windes' ist durchsetzt von frickeligem Gitarrenhandwerk und kommt sehr machtvoll und erhaben rüber. Hier kommt auch das im Album eher spärlich vorhandene Keifen des Sängers kurz zum Tragen, was in diesem Fall irgendwie kraftloser klingt als sonst und nicht wirklich in den Song passt. Der chorale Refrain geht richtig ins Mark und drängt förmlich zum Mitsingen. Gegen Ende kommt der Hörer noch in den Genuss eines langen, traumhaften Gitarrensolos, welches den Song würdig ausklingen lässt.
'Des Kriegers Gesicht - Ulfhednar' ist leider nur eine fast gleich klingende Nachmache vom ersten Song, welche zwar fast genauso schön klingt, aber eben nicht viele Eigenheiten aufweist. Höchstens ein fieseres Growling und Keifen ist eingebaut. Von einem Höhepunkt kann hier weniger die Rede sein.
Als Nächstes folgt eine kurze Einleitung zum zweiteiligen Titelsong, welche auch hätte weggelassen werden oder in 'Hildebrandslied' eingebaut werden können. Dieses "Zwischenintro" - wie ich es mal nenne - als einzelnen Song auf den Silberling zu klatschen, ist meiner Meinung nach nur eine künstliche Verlängerung der Playlist. Aber die Jungs werden sich schon was dabei gedacht haben.
'Hildebrandslied' (Teil 1+2) an sich ist zusammen mit 'Das alte Lied des Windes' der absolute Höhepunkt des Albums. Der Song hält sich im Low-, und Midtempo-Bereich und wird von einer Geige unterstützt, die eine gewisse Epik verbreitet, aber auch andere atmosphärische Momente zu schaffen weiß. Der Text wird ausschließlich in Althochdeutsch vorgetragen und wechselt zwischen sehr heroischen Gesangs- und seichten Sprechpassagen, die zum Beispiel von Kampfgeschepper (Wenn auch an textlich unpassenden Stellen) oder Ähnlichem unterbrochen werden. Zum Abschluss von Teil 1 gibt es wieder ein wunderschönes Gitarrensolo zu hören, was ein sehr passendes Ende darstellt.
Teil 2 ist dagegen unelektronisch gehalten und erinnert eher an mittelalterliche Klänge samt Pauke, Geige und Akustikgitarre, was an sich sehr minimalistisch ist, aber die passende Wirkung entfaltet. Ein sehr schönes Stück also.
Die Spannungskurve sinkt mit 'Dein Ahn' wieder etwas, was aber nicht so sehr ins Gewicht fällt, denn dieser Song ist einfach mal wieder etwas anderes im Vergleich zu den ersten beiden Songs des Albums. Hier geht es etwas düsterer zur Sache und Heikos Gesang wechselt zwischen fieserem Gekeife und düsteren Gesängen. Das Schlagwerk verfällt desöfteren in schwarzmetallische Blasts und die Gitarren schrabbeln vergleichsweise heftig, was dann aber wieder in typisch erhabene Klänge wechselt.
Das letzte Stück 'Weit in der Ferne' wird wieder wie gewohnt hymnisch gehalten und spart im positiven Sinne nicht an klanglichen Klischees. Besonders das Keyboard unterstreicht hier heftigst das Soundgewand und die Gitarren "fiedeln", was das Zeug hält. Der übliche cleane Gesang wird öfters als in anderen Songs von Keifattacken abgerundet, welche von kurzen Blastbeats unterlegt sind, die etwas mehr Würze hinein geben. An sich ist das Stück ein etwas abruptes Ende von "Hildebrandslied", aber das Gesamtwerk ist einfach in sich geschlossen der absolute Hammer.
Man braucht auf jeden Fall etwas Zeit, um sich an das Album zu gewöhnen, da es klanglich nicht wie "Ziuwari" noch sehr schwarzmetallisch ausgelegt und der Gesang einfach fast durchgehend clean ist. Einmal durchhören reich definitiv nicht! Es muss im Ohr "reifen" wie ein guter Wein, auch wenn der Vergleich etwas komisch klingt. MENHIR haben sich einfach weiterentwickelt und schaffen es, ein Stück beste Thüringer Klangkunst in die Metal-Welt zu werfen. Und zwar nicht nur klanglich, sondern auch optisch. Denn das "Hildebrandslied" kommt im schicken A5-Digibook und macht sich wunderbar auf jedem CD-Altar. Danke, MENHIR!
- Redakteur:
- Sebastian Schneider