MERCURY TREE, THE - Spidermilk
Mehr über Mercury Tree, The
- Genre:
- Progressive / Experimental Rock
- ∅-Note:
- 4.00
- Label:
- Mother Turf / Just For kicks
- Release:
- 10.05.2019
- I Am A Husk
- Vestments
- Arc Of An Ilk
- I'll Pay
- Interglacial
- Superposition Of Silhouettes
- Kept Man
- (Throw Up My) Hands
- Disremembered
- Brake For Genius
- Tides Of The Spine
Spinnenmilch oder die seltsame Welt der Mikrotöne.
THE MERCURY TREE aus Portland ist eine besondere Band im progressiven Universum, denn sie zählt zu den seltenen Vertretern, die sich musikalisch wie klanglich so gar nicht irgendwo einsortieren lassen wollen. Nicht in die DREAM THEATER-Ecke, nicht zu den Alterna-Proggern, nicht zu den TOOL-Worshippern und schon gar nicht in die Djent-Ecke. Allein schon deshalb sollte der Genre-Interessierte meines Erachtens zumindest die letzten beiden Alben "Countenance" und "Permutations" kennen.
Mit "Spidermilk" entfernt sich THE MERCURY TREE nun endgültig aus der konventionellen Klangwelt. Diese beruht darauf, dass die Oktave in 12 Töne unterteilt ist und im Prinzip alle Melodien und Akkorde auf diesen 12 Tönen beruhen. Was passiert nun, wenn man die Oktave in 13, 17 oder gar 23 Töne unterteilt? Nun, es klingt schräg. Verstimmt. Verwirrend. Verstörend. Mikrotonalität nennt man das und in anderen Kulturen wird diese durchaus zum Musizieren verwendet. Mikrotonale Stimmungen verwendet nun auch THE MERCURY TREE auf "Spidermilk". Dazu hat man extra die Instrumente umdesigned und zudem die Hilfe einer Größe im mikrotonalen Universum namens Igliashon Jones hinzugezogen. Und so ist "Spidermilk" tatsächlich ein sehr ernsthafter Versuch, mikrotonale Musik mit komplexem Prog zu kombinieren und somit etwas völlig Neues zu etablieren. Die technische Ausnahmequalität der Musiker sowie eine sagenhaft gute Aufnahmequalität schaffen dafür beste Vorraussetzungen.
Vielleicht bin ich unwürdig. Ich kämpfe mit "Spidermilk", ich will mich wirklich dafür öffnen, ich vertraue auf die Aussagen der Band, dass man sich daran mit der Zeit gewöhnt. Und Schrägie-Zeug verleibe ich mir doch auch immer wieder gerne ein. Aber es geht nicht. Es bleibt schräg und es wird einfach nicht besser. Meine Güte, was könnten 'Ark Of An Ilk' oder 'Disremebered' wieder für geile Prog-Achterbahnfahrten sein, wenn bloß die Instrumente "gestimmt" wären, denke ich mir. Doch bei ein paar Passagen bilde ich mir mittlerweile ein, sie tatsächlich als "rund" zu empfinden. Aber zu oft ist das einfach immer noch derart "off", als würde man einer Katze in der falschen Richtung übers Fell streicheln. Dann rennt sie weg, und dieses Gefühl habe ich ebenso. So weiß ich nun auch gar nicht so recht, wie ich "Spidermilk" bewerten soll. Zwischen einzigartig, irgendwie genial und unhörbar gibt es keine Note. Das Album werde ich auf jeden Fall behalten, bin aber momentan froh, es nach dem Review nicht mehr hören zu müssen. Wenn in zehn Jahren Microtal-Prog aber der große Hype wird, habe ich eines der ersten Vorreiter-Alben in der Hand und kann schön damit angeben, als hätte ich es schon immer gewusst. Und vielleicht gefällt mir dann auch diese CD.
- Note:
- 4.00
- Redakteur:
- Thomas Becker