MESHUGGAH - The Violent Sleep Of Reason
Mehr über Meshuggah
- Genre:
- Math Metal/Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 07.10.2016
- Clockworks
- Born In Dissonance
- MonstroCity
- By The Ton
- Violent Sleep Of Reason
- Ivory Tower
- Stifled
- Nostrum
- Our Rage Won't Die
- Into Decay
One album to rule them all!
Ein neues MESHUGGAH-Album wird von vielen so sehnsüchtig erwartet, wie andere etwa einem neuen METALLICA- oder IRON MAIDEN-Album entgegenfiebern. MESHUGGAH ist Kult, wurde oft kopiert, nie erreicht. Und spätestens seit "Obzen" (2008) erfahren die Schweden einen Aufwind nach dem anderen. Und "The Violent Sleep Of Reason" wird einen Sturm entfachen, da bin ich mir sicher.
Klar, MESHUGGAH erfindet sich nicht neu. Das neue Album bietet alles, was der geneigte Fan erwartet: Rhythmisch hochkomplex, dennoch höllisch groovend, verfeinert mit dem angejazztem Drumming Haakes und den herrlich wirren - diesmal wieder überraschend präsenten - dissonanten Gitarren-Soli, wird ein Monster nach dem anderen aus dem Käfig gelassen. Darüber keift und schreit Jens Kidman, dass es eine Freude ist.
Los geht's mit 'Clockworks', einem Ungetüm an Song, in dem Haake sogleich seine Tentakeln ausfährt. Das sich abwechselnde Sechzehntel-Zweiunddreißigstel-Pattern dürfte ihn ähnlich wie einst 'Bleed' fordern. Dann: Urplötzlich bricht die Groove-Hölle los und ich sehe mich die Wände hochlaufen. Rückwärts. Und doch gibt es einen genialen roten Faden, auf den man erstmal kommen muss. Was für ein heftiger Start!
Sogleich werde ich von 'Born In Dissonance' überrollt, einem sehr typischen MESHUGGAH-Track, der mit seinen mathematisch ausgeklügelten Pattern auch auf "Obzen" Platz gefunden hätte. Höhepunkt auch hier: Das Anti-Gitarrensolo. Jetzt nimmt das Album aber erst richtig Fahrt auf und präsentiert nicht nur ein nettes Wortspiel, sondern vor allem den Hit des Albums: 'MonstroCity'. Hier geht MESHUGGAH ansatzweise eingängiger zu Werke, da es tatsächlich so was wie einen klar zu erkennden Refrain gibt - eine Seltenheit in der Band-Geschichte. Nicht falsch verstehen: radio-tauglich geht immer noch deutlich anders.
Mit 'By The Ton' und dem anschließenden Titeltrack stehen nun die härtesten Brocken auf dem Programm. Tonnenschwer und kaum nachvollziehbar brettern die Herren erbarmungslos den Hörer nieder. Unfassbar heftig kommt auch 'Ivory Tower' daher, der ähnlich wie 'MonstroCity' einen hohen Wiedererkennungswert und eine gewisse Eingängigkeit zu verzeichnen hat. Und doch ist es ein Song, wie ihn nur diese Band zu schreiben vermag: Ein seltsames, schräges Riff dreht sich einem ins Gehör, besonders auffällig hier ist Jens Kidman, der auf "The Violent Sleep Of Reason" sicherlich eine seiner besten Gesangsdarbietungen abgibt. Der Groove dazu verschiebt sich ständig und ist dennoch extrem packend! Nerd-Fakt: Der Song wurde ohne Metronom eingespielt.
Mit 'Nostrum' schießt MESHUGGAH endgültig den Vogel ab. Man schwitzt geradezu mit den Musikern mit, während sie sich unsterblich spielen. Eine sehr intensive, dichte Nummer, mit Haake in Bestform und einem gigantischem Gitarrensolo.
Um dem Album gerecht zu werden, müsste ich eigentlich eine Song-für-Song-Analyse verfassen, denn wirklich jeder Track ist packend und fordert alles vom Hörer ab. Das würde jedoch den Rahmen sprengen. Insgesamt fällt auf, dass MESHUGGAH im Vergleich zum letzten Output "Koloss" um einiges fieser und unberechenbarer klingt. Dennoch hat es den modernen Groove von "Koloss" inne, zieht dabei aber gekonnt den Spagat zur geordneten Unordnung "Chaospheres" (1998) und den maschinengenauen Pattern von "Obzen".
MESHUGGAH hat es also wieder mal geschafft: "The Violent Sleep Of Reason" stellt alle Nachahmer in den Schatten und unterstreicht die Ausnahmestellung der Band in der Musikwelt. Das Beste kommt jetzt zum Schluss: Das Album wurde komplett live eingespielt und gesungen. Die dabei freigesetzte Energie hört man zu jeder Sekunde. Für mich ist es nur eine Frage der Zeit, bis "The Violent Sleep Of Reason" Klassikerstatus erreicht.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jakob Ehmke