METAL CHURCH - A Light In The Dark
Mehr über Metal Church
- Genre:
- Power Metal
- Label:
- Steamhammer / SPV
- Release:
- 16.06.2006
- A Light In The Dark
- Beyond All Reason
- Mirror Of Lies
- Disappear
- The Believer
- Temples Of The Sea
- Pill For The Kill
- Son Of The Son
- More ThanYour Master
- Blinded By Life
- Watch The Children Pray 2006
Live haben die Traditionsmetaller unter uns das aktuelle Line-up mit Sänger Ronny Munroe längst tief ins Herz geschlossen. So kraftvoll, intensiv und vor Spielfreude strotzend waren die Gigs, welche sie in den letzten zwei Jahren gespielt haben. In Sachen Studioalben waren die Resonanzen auf die erneute Wiederkehr von METAL CHURCH demgegenüber eher zwiegespalten. Sowohl das aus meiner Sicht überraschend starke Comeback "Weight Of The World" als auch das nun vorliegende achte Studioalbum "A Light In The Dark" sind augenscheinlich bei Presse und Fans recht umstritten: Vom Totalverriss bis hin zur völlig euphorischen Abfeier-Orgie hab ich jedenfalls schon alles gelesen, wobei die kritischen Töne irgendwie zu überwiegen scheinen. Das überrascht kaum, denn Reunions sorgen ja fast immer für zwiespältige Reaktionen, umso mehr, wenn eines oder mehrere Gründungsmitglieder nicht mehr mit dabei sind. Dabei kann ich gerade die Kritik an den neuen Mitgliedern nur kaum nachvollziehen. Ronny Munroe ist ein absolut hervorragender und charismatischer Sänger und hat der ganzen Band zumindest live all die Energie zurück gegeben, die ihr noch auf der gründlich gescheiterten Reunion mit dem mittlerweile leider verstorbenen David Wayne gänzlich abging. Auch Jay Reynolds ergänzt sich perfekt mit Kurdt Vanderhoof und die Rhythmusgruppe um Steve Unger und Jeff Plate, der seit einer Weile den krankheitsbedingt ausgeschiedenen Kirk Arrington vertritt, legt einen satten und tighten Groove auf die Bretter. Die Grundvoraussetzungen passen also schon mal.
Was mit all den unsterblichen Klassikern im Gepäck live blendend funktioniert, muss natürlich auf dem Album noch lange kein Selbstläufer sein, denn hier kommt es vor allem auf die neuen Songs an. Darauf, ob die Band sich noch was einfallen lässt, oder einfach versucht alte Motive zu recyclen. Wie verhält sich die Sache nun bei "A Light In The Dark"? Nun, schon das eröffnende Titelstück ist eine schön dynamisch im Uptempo losrockende Abrissbirne, die absolut typisch für die Band ist, auch wenn die Hooklines etwas zwingender hätten sein dürfen. Der fette, wenn auch etwas dumpfe Gitarrensound irritiert zunächst ein kleines bisschen, doch daran gewöhnt sich das Ohr recht schnell. 'Beyond All Reason' walzt sich etwas gezügelter voran, die Verse leben von coolen Gesangsmelodien. Der Refrain würde allerdings eher eine starke Bridge abgeben, wenn denn noch was kommen würde, was diesem noch eins draufsetzt. Ein guter Song mit schönen cleanen Gitarrenparts, der mit einem fetteren Refrain aber noch viel besser hätte sein können - schade drum. Das speedige 'Mirror Of Lies' mit seiner spürbaren NWoBHM-Schlagseite kann trotz des etwas MAIDEN-mäßig repetitiven Refrains dafür auf ganzer Linie überzeugen, während 'Disappear' ein wenig grooviger ist und Ronny 'nen richtig kraftvollen Refrain shouten lässt.
Bei 'The Believer' überzeugt Steve Ungers pumpender Bass genauso wie das insgesamt getragene Arrangement, das was von SABBATH zu "Headless Cross"-Zeiten hat, und der chorale Einschub vor dem akustischen Intermezzo mit dem schönen Gitarrensolo. Ein wenig experimentiert wird mit dem Zehnminüter 'Temples Of The Sea': Der beginnt verträumt und erinnert so an manche Stücke aus den jeweiligen Dio-Phasen von BLACK SABBATH und RAINBOW. Sehr episch arrangiert und - besonders in der Bridge - gefühlvoll gesungen, vielleicht etwas zu lang für die Anzahl der zündenden Ideen. 'Pill For The Kill' ist hackender, stakkato-lastiger und wieder typischer für METAL CHURCH, was auch für 'Son Of The Son' mit seinem etwas rockigeren Touch gilt. Schöne zweistimmige Leads und rockige Riffs. Das cleane Intro zu 'More Than Your Master' kommt mit leichtem METALLICA-Touch um die Ecke, ist aber insgesamt sicher weit davon entfernt sich unter den Klassikern aus dem Hause METAL CHURCH einreihen zu dürfen. Da geht das letzte neue Stück 'Blinded By Life' schon wieder um einiges mehr ab, doch auch hier fehlen die großen Melodien. Ein harter, aggressiver Headbanger, der gut in den Nacken geht, ist's aber allemal. Zum Abschluss folgt noch eine Neueinspielung des Überklassikers 'Watch The Children Pray' als Tribut an den verstorbenen David Wayne, die ich deshalb gänzlich unkommentiert lassen möchte.
So bleibt auch mein Fazit ein wenig gespalten. Die Band hält im Mittel etwa das Level des Vorgängers, wobei dieser doch einige Titel mit mehr Hitpotential, mit höherem Wiedererkennungswert hatte. Das ist mir damals aber auch erst nach einigen Monaten aufgefallen, so dass ich auch bei "A Light In The Dark" die Hoffnung noch nicht aufgegeben habe. In jedem Fall kann die Truppe an die mit "Weight Of The World" eingeleitete positive Entwicklung anknüpfen und bürgt für ein gewisses Qualitätslevel, das nie unterschritten wird. Der Stil, den die Band auffährt, ist trotz all der Umbesetzungen so unverkennbar eindeutig METAL CHURCH, dass sich die Frage nach der Berechtigung zum Führen des Bandnamens eigentlich nicht stellen sollte: Was wir hier zu hören bekommen ist METAL CHURCH, und zwar hundertprozentig. Vorwerfen kann man der Seattle-Legende vielleicht, dass sie sich stilistisch sehr stark an ihrer eigenen Frühphase orientiert und kaum mit neuen Songwriting-Ideen überrascht. Für treue Anhänger, die auch den Vorgänger gerne mochten, ist die Neue eine halbwegs sichere Bank. Skeptiker sollten aber unbedingt vorher reinhören.
Anspieltipps: Mirror Of Lies, The Believer, Temples Of The Sea
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle