METALLICA - Death Magnetic
Auch im Soundcheck: Der METALLICA-Soundcheck
Mehr über Metallica
- Genre:
- Thrash Metal
- Label:
- Universal
- Release:
- 12.09.2008
- That Was Just Your Life
- The End Of The Line
- Broken, Beat & Scarred
- The Day That Never Comes
- All Nightmare Long
- Cyanide
- The Unforgiven III
- The Judas Kiss
- Suicide & Redemption
- My Apocalypse
Man kann zum unkontrollierten Wutausbrauch vor fünf Jahren stehen, wie man will, aber kein einziger METALLICA-Fan kann behaupten, die Jungs wären damals auf Nummer sicher gegangen. So nervig ich den Sound und die einfallslosen Lyrics auch fand, ohne "St. Anger" würde "Death Magnetic" nicht so klingen wie's jetzt klingt. Das behaupten nicht nur Ulrich & Co. in allen Interviews, sondern auch der mehr oder weniger geneigte Fan kommt ohne ellenlange Psychositzungen zu diesem Schluss. Allein das "St. Anger"-Cover sprach Bände, denn die festgezurrte Faust konnte sich keinen Zentimeter bewegen, war – wie auf dem Cover schön illustriert – gefesselt. Genauso wirkte auch die Musik: Die Band wollte ausbrechen, entwickelte sich aber zurück und warf alle Stilelemente, wofür sie von allen Fans auf der Welt geliebt wurden über Bord und presste ihre Wut in die CD-Rillen. Aus Extremsituationen kann man zwei Schlüsse ziehen: Entweder man zerbricht an ihnen oder geht gestärkt aus der Krise heraus. Auf METALLICA trifft der zweite Punkt zu, denn das neue Werk ist irgendwo zwischen "...And Justice For All" und dem "Black Album" angesiedelt.
Allein im Opener 'That Was Just Your Life' verbraten die Jungs mehr Riffs als auf der kompletten Wutsackgasse. Trotz der Rückbesinnung auf alte lyrische und musikalische Werte geht das Quartett nicht auf Nummer sicher. Dies liegt zuerst einmal am Sound, denn der ist extrem übersteuert, auf der anderen Seite aber auch natürlich. Quasi so, als ob die Jungs ins Studio gegangen sind und die Basictracks live eingespielt haben. Das selbe trifft auch auf James' Stimme zu, der ebenfalls ohne Netz und doppelten Boden die Scheibe eingesungen hat und ohne Effekte auskommt. Wenn man sich heutzutage anschaut, wieviele Scheiben zusammengepuzzelt werden und gleich klingen, kann man zumindest in diesem Punkt der Truppe auf die breiten Schultern klopfen. Mit diesem Umstand werden einige, wenn nicht sogar viele übereinstimmen, aber bis auf die Tatsache, dass die CD sehr laut aus der Anlage dröhnt, hab ich am Sound nicht allzu viel auszusetzen.
Ein weiterer Punkt sind die Songs, die zwischen sechs und zehn Minuten angesiedelt sind. Die Tracks sind komplex und erschließen sich dem geneigten Hörer nicht auf Anhieb, aber das taten Meisterwerke wie "Master Of Puppets" und "...And Justice For All" auch nicht. Nach den ersten zwei bis drei Durchläufen fand ich, wenn's hochkommt, gerade Mal die ersten drei Tracks gut. Alle andere Songs flutschten ins eine Ohr rein und kamen aus dem anderen wieder raus. Auch dieses Manko wird mit jedem weiteren Durchlauf ausgemerzt. So sehr, dass einige Passagen in meinem Kopf rumspuken, was bei mir nur bei guten bis sehr guten Scheiben der Fall ist.
Was die Texte angeht, so hat James mit die persönlichsten in seiner gesamten Karriere verfasst. Auch wenn mir kein Textblatt vorliegt, kann man ahnen, durch welche Hölle er in den letzten Jahren gegangen ist. Das ist für ihn schlecht, für den Fan, der sich nach "St. Anger" gefragt hat, ob sich Mr. Hetfield sein komplettes Hirn weggesoffen hat und nur noch mit einem minimalen Wortschatz auskommt, eine feine Sache.
Kirks' Soli sind wieder eine richtige Ohrenweide. Hört euch allein nur 'The Day That Never Comes' an, und ihr wisst was ich meine. Man merkt in jeder Sekunde, dass er wieder Spaß am Solieren und Duellieren mit James hat. Dieser Punkt zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Spielzeit der Scheibe, was ebenfalls auf der Habeseite zu verbuchen ist.
An Lars' Drumspiel scheiden sich wie immer die Geister. Klar, ein Mike Portnoy (DREAM THEATER) ist Lars nicht, auch wenn man sich nach dem Hörgenuss von 'Constant Motion' vom letzten Traumtheater-Werk "Systematic Chaos" der versierten Truppe attestieren muss, dass sie allein bei diesem Stück ihren Vorbildern verdammt nahe kamen. Egal. Schwamm drüber. Die einzige Frage, die sich mir stellt, ist, ob Lars seine Leistung auch auf der kommenden Tour abrufen kann. Denn das Drumming ist für seine Verhältnisse verdammt komplex und knüpft an seine Leistung bei "...And Justice For All" an, auch wenn sie nicht ganz heranreicht.
Insgesamt kann man attestieren, dass auf der kompletten Scheibe keine Ausfälle zu verzeichnen sind. Selbst das Instrumentalstück 'Suicide & Redemption' entwickelt bei jedem weiteren Durchlauf seinen Reiz, kann aber an Überklassiker wie 'Orion' ("Master Of Puppets") oder 'To Live Is To Die' ("...And Justice For All) nicht ganz heranreichen. Ansonsten könnt ihr euch den Einstieg mit dem Opener 'That Was Just Your Life', der an 'Fade To Black' angelehnten Halbballade 'The Day That Never Comes', das mit einem coolen Midtempopart gesegnete Abgehmonster 'The End Of The Line' und zu guter Letzt der RAGE AGAINST THE MACHINE-Hommage (zumindest der groovebetonte Part und der Gitarrensound klingen ganz nach den Pionieren) 'Cyanide' erleichtern.
- Redakteur:
- Tolga Karabagli