METALLICA - Some Kind Of Monster (Re-Release, Blu-ray)
Mehr über Metallica
- Genre:
- Dokumentation
- Label:
- Universal
- Release:
- 12.12.2014
- Dokumentation: Some Kind Of Monster
- This Monster Lives, A New 25-Minute Short Film
- 40 Additional Scenes
- Interview with METALLICA About The Film
- Highlights From Festivals And Premieres
- Audio-Commentaries
- Trailers
- Music Video
Klartext!
Ich möchte an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen, um meine leicht genervte Haltung zu rechtfertigen, wenn das Thema METALLICA aufkommt. Legen wir einmal die Fakten auf den Tisch: Meine einstigen Heroen haben 2008 das bis dato letzte Studioalbum "Death Magnetic" veröffentlicht. Seitdem kam zumindest musikalisch nüscht, wenn man einmal von dem verkorksten "Lulu"-Projekt absieht. Sicherlich, hier ein Auftritt in der Antarktik und ein kommerzieller 3D-Film-Flop (obwohl er wirklich gut war) (die Musik schon, der Rest nicht - PK), dort eine Kooperation mit Lang Lang und der Plan, 27 Live-CDs auf einen Schlag zu veröffentlichten. All diese Punkte sorgten allesamt dafür, dass METALLICA in aller Munde bleibt. Während sich manch andere Band den Allerwertesten abspielt, in schönen Zwei- oder Drei-Jahres-Rhythmen wirklich gute Alben auf den Markt bringt, um kurze Zeit danach erneut auf große Promotiontournee zu gehen, höre ich derweil von Rob Trujillo, dass das neue METALLICA-Album noch einige Zeit dauern wird. Natürlich, es sind ja auch erst mehr als sechs lange Jahre seit "Death Magnetic" vergangen. Es ist daher unwahrscheinlich, dass das neue Album vor 2016 in die Läden kommt. Versteht mich nicht falsch, auch ich vergöttere die 80er-Jahre dieser Band, die meine Jugend wie keine zweite Band geprägt hat. Trotzdem wird es so langsam doch Zeit, den Fans und Anhängern richtige Neuigkeiten zu präsentieren, anstatt alte Kamellen neu aufzuwärmen und den Markt mit Live-Vorstellungen zu überschwemmen.
Wo wir einmal beim Thema sind: "Some Kind Of Monster", der Dokumentarfilm von 2004, der die Band während der doch problematischen Aufnahmen zum "St. Anger"-Album zeigt, kommt nun zehn Jahre später als Blu-ray-Version auf den Markt, obgleich mir der Sinn jedoch erst im Nachhinein klar wird. Doch reisen wir zurück in die Zeit vor "St. Anger" und blicken auf die Bandsituation: Jason Newsted verließ nach 15 Jahren die Band, Lars Ulrich verklagte Napster und James Hetfield musste in die Reha, um sein Alkoholproblem in den Griff zu bekommen. Wo METALLICA Anfang des noch jungen Jahrtausends standen, wusste keiner, noch nicht einmal die Band selbst. "Some Kind Of Monster" zeigt die ungeschönte Wahrheit der über zwei Jahre andauernden "St. Anger"-Aufnahmeprozesse, die Probleme innerhalb der Band, die sogar vor therapeutischen Maßnahmen nicht zurückschreckte, um den "worst case" zu verhindern. Über den Film an sich kann ich kein schlechtes Wort verlieren: Die Doku ist interessant, zeigt die Realität im Hause METALLICA und ist vor allem menschlich. So präsentieren sich Ulrich, Hetfield und Hammett als Typen von nebenan, die genau die gleichen Probleme haben, wie du und ich. Ohne auf "St. Anger" näher einzugehen, kann man durch "Some Kind Of Monster" im Ansatz verstehen, warum das Album so klingt, wie es am Ende klingt. Natürlich spielt auch die Bassistensuche eine ebenso große Rolle wie kleine Sequenzen mit Jason Newsted und Dave Mustaine, die durch ihre offenherzige und ehrliche Art zusätzliche Sympathiepunkte ernten können (Ja, auch Dave Mustaine!). "Some Kind Of Monster" zeigt auf professionelle Weise den Umbruch METALLICAs, bei dem nicht einmal die Mitglieder selbst wussten, was die Zukunft bringt. Geht es, wie Hammett sagte, irgendwann weiter und wird man wieder als vollwertige Band agieren können oder hat Ulrich mit seinen düsteren Sorgen recht, dass Hetfields Reha-Aufenthalt das Ende bedeuten könnte? Wir sind schlauer und wissen, dass "St. Anger", so gut oder schlecht das Album auch sein mag, ein wütendes Statement, ein regelrechter Aufschrei war. Ja, METALLICA war zurück!
Zudem kommt "Some Kind Of Monster" qualitativ durchaus hochwertig daher, offenbart bildlich ein ums andere mal auch die Band-Vergangenheit und lässt uns in das tiefe Innere des "Monsters" blicken. So weit, so gut. Warum man jedoch jene Doku, die jeder Fan vor neun, zehn Jahren schon einmal sah, noch einmal veröffentlichen muss, wird erst bei genauerem Blick verständlich. Eine Wiederveröffentlichung macht zumindest für mich nur dann Sinn, wenn sie erstens mit einer stark verbesserten Ton- und Bildqualität daherkommt, zweitens eine gewisse Aktualität besitzt, drittens die Ursprungsfassung nicht mehr erhältlich ist oder viertens die Boni des Re-Releases eine abermalige Abschaffung (Erst kaufen, dann wieder verkaufen? Ist auch eine Strategie. - PK) rechtfertigen.
Die technische Qualität war vor zehn Jahren bereits gut, bei der Blu-ray zwar ein wenig besser, doch das ist bei solch einer Dokumentation nicht der alles entscheidende Faktor. Wirklich aktuell sind "St. Anger" bzw. die Aufnahmeprozesse und die Probleme innerhalb der Band, soweit ich das beurteilen kann, auch nicht. Die DVD-Version ist zudem zehn Jahre später keine absolute Rarität, bleibt jedoch noch das angesprochene Bonusmaterial zu begutachten. Dort befindet sich auch der springende Punkt. Das kleine Filmchen "This Monster Lives" befasst sich mit den Jahren 2004 – 2013 und zeigt uns Szenen vom letztjährigen Toronto International Film Festival, auf dem METALLICA "Through The Never" vorstellte. Dank dieser 25 Minuten ist also, und jetzt dürfen alle Fans aufatmen, der Re-Release durchaus gerechtfertigt und bekommt überdies zu aller Überraschung doch eine leicht aktuelle Note.
Doch als METALLICA-Fan muss man nicht nur viel Zeit, sondern sollte auch ein nimmermüdes Sparschwein besitzen. Zwar bekommt man bei der Blu-ray "Some Kind Of Monster" wirklich viel für sein Geld geboten und findet abschließend keinerlei Haare in der Suppe. Doch wenn man daneben noch 27 Live-CDs hören, irgendwelche Konzertausschnitte sehen, METALLICA leibhaftig bei einem ihrer Festivalauftritte im kommenden Jahr spüren will, muss man viele Opfer bringen. Schließlich will man als junger Metalhead doch alles von seinen Helden gierig aufsaugen. Und ist einem all der Aufwand wirklich wert? (Davon abgesehen sind 25 extra Minuten für eine erneute Anschaffung der Doku zum Vollpreis nur sehr bedingt gerechtfertigt - PK)
- Redakteur:
- Marcel Rapp