MIKE LEPOND'S SILENT ASSASSINS - Silent Assassins
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2014
Mehr über Mike Lepond's Silent Assassins
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- UDR
- Release:
- 26.09.2014
- Apocalypse Rider
- Red Death
- The Quest
- The Outsider
- Masada
- Silent Assassins
- Ragnarok
- The Progeny
- Oath Of Honor
SYMPHONY X-Bassist auf Solopfaden!
Ich denke, Mike LePond muss ich kaum einem Leser dieser Seiten vorstellen. Der Bassist ist seit Jahren Tieftonakrobat bei SYMPHONY X und dort seit der 2000er Scheibe "V:The New Mythology Suite" mit von der Partie. Dass er außerdem noch als Gastmusiker bei solch' feinen Projekten wie AFFECTOR tätig ist und sogar die vier Saiten auf der kultigen EP von HEATHEN'S RAGE gespielt hat, belegt nicht nur seinen Background, sondern auch sein Können. Mit SILENT ASSASSINS erfüllt sich Mike nun einen Herzenswunsch. Per Crowdfunding hat der mega-aktive Musiker sein erstes Soloprojekt finanziert und unter Mithilfe von Metal Mike Chlasciak (gt.; HALFORD, TESTAMENT etc.), Alan Tecchio (voc.,HADES,WATCHTOWER etc.) und Bandkollegen Michael Romeo (gt.,key.,dr.) dieses Album fertig gestellt.
Über die Ausrichtung des Materials lässt Mike schon bei den ersten Ankündigungen keinerlei Zweifel aufkommen: Traditionellen Stahl, der an Bands wie MANOWAR, JUDAS PRIEST und BLIND GUARDIAN erinnert, nennt er in seinem Video an die Gemeinde. Während ich bei der Erwähnung der Krefelder immer etwas in Panik verfalle, lassen mich die anderen beiden Namen noch hellhöriger werden als ich es durch Alan Tecchios Mitwirken eh schon bin. Immerhin sind die ersten MANOWAR-Alben noch immer absolute Großtaten in Sachen Epik und über die Priester muss man nicht viel schreiben.
Soviel zur Vorgeschichte. Kommen wir nun zum eigentlichen Album. Neun Songs bekommen wir serviert, die sich in der oben genannten Stilistik bewegen. Traditionelle, teils recht einfach strukturierte Songs, in denen das Bassspiel oftmals eine zentrale Rolle einnimmt, hat Mike LePond hier komponiert und damit schon einmal sein Wort gehalten. Mit seiner Stammband hat das Ganze gar nichts zu tun, dafür gibt es diverse epische Momente, einige Passage, die mir zu cheesy klingen und auch Vollgas-Nummern.
Aber mal der Reihe nach:
Los geht das Ganze mit dem zackigen 'Apocalypse Rider', einer Nummer, die flott ins Ohr geht. Herausragend klingt für mich – natürlich – Alan Tecchio, der zwar nicht mehr ganz so extrem in die Kopftsimme geht, dafür aber in den gemäßigten Lagen eine ausgezeichnete Figur abgibt. Leider merkt man sofort, dass wir hier keinen humanoiden Drummer mit an Bord haben, denn das von Romeo programmierte Drumming ist recht simpel und obendrein noch pappig produziert. Ein Manko.
Weiter im Takt geht es mit dem hackenden Stampfer namens 'Red Death', bei dem ich unwillkürlich an 'Masque Of The Red Death' von Alans' ursprünglicher Stammband HADES denken muss. Die Klasse dieses Knallers erreicht man 2014 zwar nicht, aber der Song knallt gut ins Ohr. Allerdings habe ich den Eindruck, dass das Bass-Intro nicht so recht zum eigentlichen Song zu gehören scheint.
'The Quest' geht es dann deutlich besinnlicher an: Akustische Gitarren und Streicher aus der Dose leiten diesen Sieben-Minuten-Song ein, ehe es dann recht ruppig aus den Boxen schreddert. Der epische Mittelteil mit Chor und Bass-Einlage hat rhythmisch beinahe einen BLACKMORE'S NIGHT-Charakter und wenn dann erneut die Streicher aus der Dose geholt werden, bin ich leicht genervt. Mir ist klar, dass es sich hier um eine Eigenproduktion per Crowdfunding handelt, aber dieses süßliche Gezirpse klingt furchtbar unecht.
Leider ist auch das anschließende 'The Outsider' nicht besonders gelungen. Ein abgehackter Stampfer, der bei mir leider nicht zünden will. Da hilft dann auch der Gesangsbonus nicht weiter. Zum Glück folgt mit der heroischen Halb-Ballade 'Masada' dann wieder Ohrenbalsam für mich. Musikalisch zwar sehr schlicht gehalten, wird diese Nummer vom einmaligen Gesang des Meisters getragen. Beim Chorus ballt sich meine Faust zum Himmel und ich singe inbrünstig mit. Kitsch kann auch toll klingen.
Bevor man nun zum Taschentuch greifen muss, kracht der Titelsong mit Hochgeschwindigkeits-Riffing über den Hörer herein. Natürlich wird hier das Rad nicht neu erfunden, aber solange das so mitreißend klingt wie im vorliegenden Fall bin ich zufrieden. Das anschließende 'Ragnarök' kann bis auf den etwas arg einfachen Refrain dann ebenfalls überzeugen und das lange 'The Progeny' punktet durch seinen gelungenen Aufbau. Schön.
Der Titel und die Länge des abschließenden 'Oath Of Honor' deuten die Ausrichtung der Nummer bereits an: Es wird episch und die Band MANOWAR darf als Parallele genannt werden. Ich muss hierbei natürlich versuchen das Kopfkino abzuschalten, denn ich kann schon die guten Songs der Vorbilder kaum noch anhören, ohne mich fremd zu schämen. Versuche ich diesen Hintergrund auszublenden – was mir aufgrund der rosaroten Tecchio-Ohren recht gut gelingt – höre ich einen etwas zu lang geratenen, insgesamt aber durchaus mitreißenden, vor Pathos triefenden Song, der vor allem in den ruhigen Passagen belegt, wie gut Tecchio noch immer bei Stimme ist.
Insgesamt haben wir also ein Album mit Höhen und Tiefen. Man hört an allen Ecken, dass die Musik von einem Bassisten komponiert wurde, was ich grundsätzlich erst einmal begrüße, da ich prominent in Szene gesetzte Tieftöner sehr schätze. Einige der Songeinleitungen scheinen mir aber nicht zum wirklichen Song zu passen, da ihnen der Übergang fehlt. Angenehmer finde ich es, wenn die Soloausflüge innerhalb des Songs zu hören sind, was wir auf diesem Album auch mehrfach hören können. An diesen Stellen finde ich das auch sehr gelungen. Obendrein stört mich das unechte Schlagzeugspiel leider bei einigen Songs ziemlich stark. Dagegen stehen aber auch etliche Songs, die mir sehr viel Freude bereiten. Das mag an meiner Vorliebe für diesen Sänger liegen, eventuell aber auch daran, dass die Songs einfach kurzweilig sind.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Holger Andrae