MILLSTONE - Isle
Mehr über Millstone
- Genre:
- Modern Groove Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 15.05.2021
- Patres Ignotum
- Promised Land
- Turned Inside Out
- Everything Is As It Should Be
- The Dark Tower
- Zombieland
- One-Way Ticket
- The War Of Fools
- Progressor
Amtlich groovender Hassbrocken aus Sibirien.
Die Geschichte der sibirischen Band MILLSTONE ist gar nicht so einfach zu ergründen. Im beigefügten Info wird vom Debütalbum gesprochen, im Netz finden sich jedoch bereits zwei vorangegangene Scheiben, die in der Diskografie auftauchen, aber unter dem Namen ANATOMY OF THE VOID laufen. Außerdem bin ich mir nicht ganz sicher, inwieweit wir es hier mit einer kompletten Band zu tun haben, denn mit Fronthüne Yan Novikov, der sich hier in russischer Sprache die Seele aus dem Leib schreit, und Gitarrist Ivan Scherbakov, der das komplette Album geschrieben hat, sind nur zwei Musiker tatsächlich gelistet. Ein Mysterium, das es vielleicht an anderer Stelle zu erforschen gilt. Unabhängig davon ist "Isle" ein moderner Hassbrocken geworden, der durchaus mit 90er-Groove-Elementen aufgelockert ist und zu überzeugen weiß.
Die Jungs machen von vornherein kurzen Prozess. Die Songs sind allesamt kurz und knackig gehalten, was dem Hörgenuss förderlich ist. Zwar hätte ich mir gewünscht, dass die Russen die eine oder andere polyrhytmische Andeutung mal ausgespielt und insgesamt noch ein bisschen mehr Mut gezeigt hätten, aber im Sinne der Aufmerksamkeitsspanne mussten eben Abstriche gemacht werden. Außerdem gibt es schon in den gut 33 Minuten einiges zu entdecken. Im groovigen Mid-Tempo-Bereich müssen die Überväter MESHUGGAH mit einer feinen Prise PANTERA, in den schnelleren Momenten auch Bands wie LAMB OF GOD als Vergleiche herhalten. Hier wird auf sieben Saiten mächtig gerifft, mit Breakdowns und Blastbeats gearbeitet, aber auch coole Gitarrenharmonien und orientalisch angehauchte Soli eingestreut. Das ist alles rund arrangiert und mehr als amtlich, braucht sich definitiv nicht vor der Konkurrenz zu verstecken. Der gutturale Gesang klingt super angepisst und seine Growls sind ryhthmisch und nachvollziehbar. Mir fehlen nur noch ein paar Ankerpunkte, mit denen sich die einzelnen Stücke noch mehr in meine Hirnwindungen fräsen könnten. Vielleicht liegt das auch nur an der mir fremden Sprache, was aber grundsätzlich kein Problem beim Genuss der Musik darstellt. Lyrisch basieren die Songs übrigens laut mitgeschicktem Schreiben auf der Sci-Fi-Novelle "The Inhabited Island" von Arkady und Boris Strugatsky.
Ein großer Pluspunkt ist auch die dicke Produktion, die bei dieser Art von Musik mittlerweile unumgänglich ist. Sie klingt fett und breit, alles ist perfekt an seinem Platz, was bei den vielen tiefen Frequenzen gar nicht so einfach ist, und vor allem der Bass knarzt so herrlich, da hüpft das Herz vor Freude. Alle Fans moderner Produktionen werden alles finden, was sie lieben, für Puristen ist sie dagegen der Prototyp ihrer grundsätzlichen Abneigung. Ich kann "Isle" von MILLSTONE allen Genreliebhaber nur wärmstens empfehlen. Das Wie und Wo müsst ihr allerdings selbst herausfinden – vielleicht könnt ihr bei dieser Gelegenheit ja auch ein bisschen Licht ins Dunkel der Bandgeschichte bringen.
Anspieltipps: Promised Land, Patres Ignotum, Everything Is As It Should Be
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Chris Staubach