MINAS MORGUL - Eisengott
Mehr über Minas Morgul
- Genre:
- Pagan Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Heiden Klangwerke
- Release:
- 16.10.2009
- Einleitung
- Der letzte Tag
- Sohnes Faden
- Minas Morgul
- Eisengott 2.0
- Rot
- Totes Leben
- Sinn und Ziel
- Hüter der Zeit
- Wende
Huldigt dem "Eisengott"!
Zu behaupten, MINAS MORGUL wären "zurück" würde den Kern der Sache nicht treffen, denn das aktuelle Album "Eisengott" ist schon seit ca zwei Jahren auf dem Markt, wurde aber weder groß beworben, noch intensiv rezipiert. Warum eigentlich? Die Band aus Brandenburg hat eine große und eingeschworene Fan-Basis, was nicht zuletzt auf dem mit VARG veröffentlichten Split "Schildfront" thematisiert wurde. Das Interesse sollte also da sein, was sich auch live manifestiert. Vor der Bühne vereinen MINAS MORGUL eine Menge Fans und dennoch sieht eine Erfolgsstory anders aus. Liegt es an den ewigen Vorwürfen politischer Verfehlungen? Nun, diesen wird aufgrund erhöhtem Unsinnigkeitsfaktor in dieser Rezension kein Platz eingeräumt. Da bleibt schlussendlich nur übrig eine Ursachenforschung in der Musik zu betreiben.
Der Sound von MINAS MORGUL lässt sich grob unter Pagan/Viking Metal zusammenfassen, stellt aber seit der ersten EP "Das dunkle Reich des Paganlords" eine sehr eigene Interpretation der Genrestilistika dar. Mut und Interesse an neuem ließen MINAS MORGUL bislang immer wieder aus der Ursuppe der Pagan-Bands auftauchen, nicht ohne sich trotzdem an bekannten Mustern dieser Musik zu bedienen. Vielleicht stellen diese Genrebrüche, die eine einfache Einordnung schwerfallen lassen, eine Antwort auf die Frage nach der Ignoranz dar, die diese äußerst interessante Band in den Kritiken – über einschlägige und qualitativ oft fragwürdige Szenemagazine hinaus – erfährt. Mit "Eisengott" gibt die Band nun das vielleicht ungewöhnlichste und dadurch interessanteste Album ab.
Das Thema ist der "Eisengott", möglicherweise eine Neuinterpretation alter Mythen? Die Band lässt das bewusst offen. Textlich wird mit Feinden abgerechnet, fantastisches abgehandelt und paganes gelebt. Mit einer kalten, ungewöhnlichen und in Teilen recht schwammigen Produktion fordert die Band einerseits das Konzept heraus, andererseits aber auch das Ohr des Hörers. Der Blick des Produzenten dieser klirrenden Kriegshymnen geht eindeutig nach Skandinavien, denn die vielen deutschen Produktionen eigene Wärme im Sound erstarrt, nein, gefriert hier völlig. Mit einer starken Rhythmik unterlegt, widmet sich die Band klassischen Metalsongstrukturen, verbindet kräftiges Riffing mit groovenden Breaks und lässt schwedische Meldodiegitarren über die Schlachtfelder sägen. Sänger Rico legt dabei eine enorme Bandbreite an den Tag: Von Genretypischen Growls über Flüstern und industriell-hallenden Sprachpassagen ist alles dabei.
Wieviel Engagement hinter dieser Band steckt, zeigt nicht nur die tolle Aufmachung des Din A5 Digibooks, sondern auch die Sorgfalt, mit der die Dynamik der Songs aufgebaut wurde. Die Mischung aus brachialen und melodischen Passagen, aus Zerstörung und Betrachtung des Zerstörten, scheint intelligent differenziert und verbreitet dennoch eine fast spröde Urwüchsigkeit, die den Raum für Überraschungen offen hält. So erhebt sich plötzlich klarer Gesang über den von schnellen Blast Beats angefeuerten Gitarren und wird zu einem weiteren Puzzleteil in diesem eng gewebten Netz voller Atmosphäre. Da lässt sich auch verschmerzen, dass die Qualität nicht über das gesamte Album gleichermaßen hoch bleibt. Das ein oder andere Mal ist der Rückgriff in die Neunziger, der sich dem aufmerksamen Hörer entfaltet, ein Fehlgriff, denn dann klingen MINAS MORGUL etwas einfallslos, allzu sehr in der Phalanx der groovenden Black-Metal-Bands des Endes dieses Jahrzehnts.
Fazit: MINAS MORGUL sind groß, mächtig und böse – vor allem dann, wenn sie Genregrenzen ohne jeden Respekt und ohne Erbarmen zerschmettern. Das gelingt zum Großteil sehr gut. Dem Fan eröffnen sich martialische Kampfhymnen, die am besten sind, wenn sie sich von musikalischen Vorbildern lösen. Darin liegt auch der Schlüssel der Eingangsfrage: Diese Musik, kann, darf und soll nicht jedem gefallen – das scheint ein Credo der Band zu sein. So soll es sein. Und nun: Huldigt dem "Eisengott"!
Anspieltipps: Der letzte Tag, Sinn und Ziel
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Julian Rohrer