MINDJUICE - Catharsis Theory
Mehr über Mindjuice
- Genre:
- Nu Metal
- Pig Apple
- Lemke vs. Dudikoff
- Flying Closeline
- Leaving
- Something More Than Good
- The Mu
- Travel
- Masterpint
- You Army
- Keep On Falling
Es ist ja bekannt, dass der Trend, der gemeinhin als Nu Metal bekannt war, mittlerweile seit geraumer Zeit ziemlich am Abebben ist. Das Medieninteresse verfliegt zusehends und die Bands schießen auch nicht mehr wie die Pilze aus dem Boden. Das nennt man wohl Gesundschrumpfungsprozess, und gemeinhin überleben nur ein paar große Bands, während man es als Undergroundband oder als Szeneneuling schlagartig ungleich schwerer hat. Dass aber dennoch qualitativ hochwertige Musik aus einer Szene kommen kann, die gerade einen derartigen Umbruch erlebt, belegt diese bereits seit sieben Jahren aktive Band aus der Oberpfalz, die heuer mit "Catharsis Theory" ein neues Album vorlegt, das mir weitestgehend gut gefällt, obwohl ich ja eigentlich kein großer Anhänger des Genres bin.
So tue ich mich auch ein wenig schwer mit direkten Vergleichen, aber ich hoffe, das nimmt mir keiner übel. Es ist jedenfalls während der gesamten Spielzeit erkennbar, dass MINDJUICE ihre Hauptinspirationen in den Bereichen des modernen Metals amerikanischer Prägung und des Emocores haben dürften. So begegnen uns viele harte Passagen mit massiven, runtergestimmten Riffs, die sich mit psychedelischen Passagen abwechseln, die mitunter auch sehr entspannte Klänge aufweisen können. So kommen bisweilen sogar sehr schöne akustische Intermezzi zum Tragen, was die Band wohl ihren Unplugged-Erfahrungen der letzten Zeit verdankt. Gesanglich treffen wir auf eine Mischung aus recht hohem, psychedelischem, emotionalem, manchmal recht entrückt wirkendem Klargesang und hysterischen Screams, was in dieser Art und Weise recht typisch für die Stilrichtung ist und durchaus hier und da was von STATIC-X hat. Auch LINKIN PARK fällt mir in den ruhigeren Momenten noch als Referenz ein, wobei aber auffällt, dass die Band zumindest gesanglich auf HipHop-Einflüsse verzichtet, was ich persönlich als sehr positiv empfinde, da sich die Jungs so ein wenig vom typischen Nu-Metal-Klischee ein wenig abheben. Turntables, Loops und die typisch fiependen Gitarrenschreie kommen aber durchaus zum Einsatz, wobei die Dosierung immer sehr dezent und ausgewogen ist und keines der üblichen Stilelemente so sehr ausgewalzt wird, dass es als störend empfunden werden könnte.
Am besten gefallen mir der Opener "Pig Apple", das den psychotisch wirkenden Wechselgesang sehr gelungen demonstriert, das melodisch sehr einprägsame 'Lemke vs. Dudikoff', sowie das sehr entspannte, fast balladeske Finale 'Keep On Falling' das eine sehr stimmige Mischung aus Loops, Ambient-artigen Klängen und akustischen Gitarren offenbart. Überraschenderweise gibt es wenig bis gar nichts, was ich am restlichen Material auszusetzen hätte, so dass den Jungs aus Amberg das seltene Kunststück gelungen ist, einen erklärten Genreskeptiker von ihrer Klasse zu überzeugen. Stücke wie 'Flying Closeline' oder der schön gesungene, groovende Brecher 'Something More Than Good' laufen einfach richtig gut rein und machen Laune. Deshalb meine Hochachtung für diese beachtliche Leistung, und die Anmerkung, dass ich ehrlich glaube, dass Anhänger des Genres viel Freude an dieser richtig schön aufgemachten Scheibe haben werden, die zudem noch die kunstvollen Foto-Illustrationen des Booklets als multimedialen Bonus enthält. Das ist doch mal was, oder? Wer vorher mal reinhören oder sich über die Band näher informieren möchte, der kann das hier tun. Unterstützt den heimischen Underground und sorgt dafür, dass Qualität auch in totgesagten Genres eine faire Chance erhält.
Anspieltipps: Pig Apple, Lemke vs. Dudikoff, Keep On Falling
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle