MIOSIS - Albedo Adaption
Mehr über Miosis
- Genre:
- Progressive Metal
- Label:
- Lion Music / H'art
- Release:
- 23.01.2009
- State Of Lacuna
- Once Divine
- Our Floods
- Benandandi
- Flow
- The Lucid
- Red
Episch, ausladend und vertrackt rhythmisch - bei MIOSIS treffen TOOL auf DREAM THEATER.
MIOSIS bzw. ihr erster offizieller musikalischer Happen sind selbst für geübvte Prog-Metal-Ohren ziemlich al dente. Die sieben Songs des regulären Debüts - im vorletzten Jahr veröffentlichten die Schweden bereits das erste Demo "Konvolut" - sind nur schwer greifbar und ziemlich vertrackt, überzeugen aber andererseits mit einer gewaltigen Atmosphäre, deren dichte Intensität so manches Mal im Widerspruch zu den brutal-experimentellen Arrangements der ausladend komponierten Nummern steht. Doch genau das macht "Albedo Adaptation" erst zu einem richtig interessanten, mitunter auch sehr innovativen Album!
Die Band aus Göteborg macht es ihrem Publikum aber stellenweise fast schon bewusst schwer. Der Opener 'State Of Lacuna' ist hierbei gleich schon die härteste Geduldsprobe, da der Song so viele unterschiedliche Stimmungen in sich vereint, dass man ihn unzählige Male analysieren muss, um sein Gerüst überhaupt erst zu begreifen. Musik für den Kopf, das aber aus dem Bauch - eine gefährliche Symbiose, die MIOSIS stets auf eine knifflige Gradwanderung zwischen Genialität und erhöhter Absturzgefahr bringt.
In den weiteren Kompositionen wird die epische Komponente gerne auch gegen ein rifflastiges Grundarrangement eingetauscht, in dem sich mehrere Querverweise zu einer Band wie TOOL sammeln. Was MIOSIS beispielsweise in 'Flow' kreieren, hätte auf den jüngsten Releases von Keenan sicherlich Erwähnung gefunden, würde man nicht zu offensichtlich mit den Inhalten des europäischen Prog Metals sowie Zitaten aus dem Petrucci/Portnoy-Katalog arbeiten. Dieser Umstand ist am Ende auch richtig kontraproduktiv, da sich die Band zu selten auf eine konkrete Vorgehensweise einigen kann und ständig zwischen sekündlichen Riff-Variationen und sphärischem Modern-Prog pendelt. Dies geht in Kompositionen wie 'Once Divine' und 'The Lucid' noch relativ unproblematisch vonstatten, entpuppt sich aber in Stücken wie 'Our Floods' und besagtem 'Flow' wegen der Fülle an stimmungsmäßigen Breaks als absoluter Songkiller, der mit der Quantität der Ideen nicht mehr zurechtkommt. Gerade hier wäre es sicher sinnvoll gewesen, die Ambitionen in Sachen Bombast in den Hintergrund zu stellen, um die vielen Fragmente sinnvoller aufeinander abzustimmen.
Doch auch wenn "Albedo Adaptation" insgesamt sehr sperrig und in manchen Passagen ein wenig überfrachtet scheint, entpuppt sich der Longplayer ebenso wie die Band als sehr interessante Installation in der modernen europäischen Prog-Metal-Szene. Die neue Scheibe ist in vielerlei Hinsicht zwar eine echte Geduldsprobe, die sich auf lange Sicht aber gerade wegen der innovativen Gehversuche richtig lohnt. Ein kurzer Check der MySpace-Page sei auf jeden Fall empfohlen, um sich mal näher mit der ansprechenden Materie vertraut zu machen!
Anspieltipps: Once Divine, The Lucid
- Redakteur:
- Björn Backes