MIRROR OF DECEPTION - Shards
Mehr über Mirror Of Deception
- Genre:
- Doom Metal
- Label:
- Cyclone Empire / Soulfood
- Release:
- 06.10.2006
- Haunted
- Ghost
- Swamped
- The Eruption
- Insomnia
- The Dead Pledge
- The Capital New
- Pyre
- Frozen Fortune
- Enigma
Ich hatte eigentlich gehofft, dass die Re-Releases der COUNT RAVEN-Klassiker die Szene noch einmal wachrütteln würden, und endlich auch mal wieder einige Doom-Bands den Sprung aus dem Underground bis nach ganz oben bewältigen könnten. Leider aber alles nur Wunschdenken, denn das Genre ist auch weiterhin eine Szene für Liebhaber geblieben, die ihre Musik aber dafür umso mehr schätzen und die wenigen treuen Verfechter dieses Sounds mit Leibeskräften unterstützen.
Eine Band, die diese Unterstützung wohl auch am dringlichsten verdient hat, ist MIRROR OF DECEPTION, ein im Schwabenland bereits seit längerer Zeit legendäres Quartett, welches mit den ersten beiden regulären Alben bereits große Teile der Szene aufmischen konnte. Trotzdem ist das Betätigungsfeld bis auf weiteres der Underground geblieben, ungeachtet der Tatsache, dass der Vierer aus Göppingen Bands wie CANDLEMASS mittlerweile hinter sich gelassen hat. Aber so ist das nun mal ohne finanzkräftiges Label im Rücken…
Nun, was dies angeht, hat die Band aber schon mal einen wichtigen Fortschritt machen können. Mittlerweile sind MIRROR OF DECEPTION nämlich bei den Doom-Experten von Cyclone Empire untergekommen, wo dieser Tage auch das dritte Album "Shards" erscheinen wird. Und dieses Werk hat es mal wieder so richtig in sich. MIRROR OF DECEPTION gehören zu den wenigen Truppen, die ihren Doom sowohl rockig und fies, als auch episch und monumental gestalten, wobei die letztgenannte Variante auf "Shards" weiterhin die bevorzugte ist. Gerade zu Beginn lassen sich die Jungs auf einer bedächtigen, sphärischen Woge dahin treiben und zerfließen dabei fast auf ihren herrlich düsteren Melodien, würde Fronmann Michael Siffermann seinen beschwörerischen Gesang nicht dazu einsetzen, einer allzu hypnotischen Wirkung seiner Musik vorzubeugen. Doch andererseits ist es auch ein sehr erhabenes Gefühl, sich von 'Haunted', 'Ghost' und dem etwas rifflastigeren 'Swamped' mitreißen zu lassen, ohne sich dabei Sorgen zu müssen, dass die Riffs eine entsprechende Heaviness aufweisen oder das Tempo nun auch langsam genug ist. Mit anderen Worten: Klischees zählen bei MIRROR OF DECEPTION nicht, es kommt lediglich auf das Feeling der einzelnen Songs an – und dieses ist bei "Shards" wahrhaftig majestätischer Natur.
Die gesamte Spieldauer über setzt das Quartett mit seinen zähen epischen Melodien Akzente, lockert die Musik durch einzelne akzentuierte Breaks auf und hält sich dennoch die Option offen, den Hörer mit Überraschungen zu überwältigen. Eine davon wäre die urplötzliche Eruption in 'The Capital New', wo die Band mit einem Mal das Tempo anzieht und ein Solo in der Tradition alter IRON MAIDEN aufs Parkett zaubert. Geil, dass es so etwas noch gibt!
"Shards" ist deswegen, aber vor allem aufgrund seiner vielseitigen Ausstrahlung, auch das beste Album in der nunmehr sechzehnjährigen Bandhistorie. Melancholisch und zuckersüß auf der einen Seite, folkig verträumt und dennoch rockig auf der anderen. Auch wenn der Beweis dafür, dass Deutschland mitunter die besten Vertreter der Doom-Szene aufweisen kann, eigentlich gar nicht mehr zu erbringen ist, liefern MIRROR OF DECEPTION ihn auf diesem genialen Meisterstück ein weiteres Mal ab. Seit besagten Re-Releases ist mir kein derart starkes Doom-Album mehr in den CD-Schacht gekommen wie dieser elegante Zehnteiler.
Anspieltipps: Haunted, Ghost, Dead Pledge, The Capital New
- Redakteur:
- Björn Backes