MISS BEHAVIOUR - Last Woman Standing (Re-Issue)
Mehr über Miss Behaviour
- Genre:
- AOR / Melodic Rock
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- AOR Heaven/ Soulfood
- Release:
- 24.04.2015
- 1988
- Cynthia
- Give Her A Sign
- Perfect War
- Average Hero
- Till We Meet Again
- Taking Hostage
- Emergency
- Living The Dream
- Last Woman Standing
- 11th Hour
- Run 2 You
- True Man Show
Zweite Liga.
Zunächst einmal ein kleiner Blick in die Geschichtsbücher: MISS BEHAVIOUR veröffenlichte 2006 das Banddebüt, wechselte im Anschluss den Sänger und brachte 2011 mit "Last Woman Standing" das Zweitwerk auf den Markt - beide Scheiben mehr oder minder in Eigenregie. Im letzten Jahr erblickte das dritte und aktuelle Album "Double Agent" über AOR Heaven das Licht der Welt, was die Firma dazu veranlasste, das Vorgängerscheibchen noch einmal neu mit zwei Bonustiteln aufzulegen. Das ist nett gemeint, sorgt jedoch nur für Verwirrung und ist qualitativ auch nicht unbedingt notwendig. So klingt es härter als beabsichtigt, doch wenn man vorab vom "breakthrough"-Album spricht, hängt man die Messlatte unnötig hoch. Diese Vorschusslorbeeren werden nämlich weder musikalisch noch aus kommerzieller Sicht gerechtfertigt.
Die Schweden haben gegenüber ihrem Debüt ein wenig an Energie herausgenommen und noch mehr in der Achtzigerkiste ihrer Eltern auf dem Dachboden gewühlt. Kein Wunder also, dass einem viele Riffs und Melodien schon beim ersten Hören mehr als bekannt vorkommen. Ihr Melodic Rock hat bewusst die Neunziger nie erreicht und orientiert sich an der Frühphase ihrer Landsleute von EUROPE (inklusive dem schrecklich charakteristischen Keyboardsound) und kratzt nur selten am US-AOR-Standard. Das ist weichgespülter Rock mit zuckersüßen Melodien, dem ein wenig Rotz bestimmt nicht geschadet hätte. So überrascht es dann auch nicht, dass MISS BEHAVIOUR gerade mit den etwas flotteren Songs glänzen kann ('Cynthia', 'Give Her A Sign', 'Emergency'). Geht man ganz wertfrei an die Sache heran, finden sich auch in den rockigeren ('Average Hero', 'Taking Hostage', 'Perfect War') und balladesken Songs ('Till We Meet Again') gelungene Momente, die jedoch nicht zur Legendenbildung taugen. Zumal auch Sänger Sebastian Roos seine Sache zwar sehr ordentlich macht, aber auch keine Bäume auszureißen vermag und sich teilweise in zu handzahmen Melodien verliert.
Ist das nun noch Pop oder schon Rock? Ist das Kitsch oder doch gut gemachter Retrosound? Auf jeden Fall bewegt sich MISS BEHAVIOUR haarscharf an der Geschmacksgrenze. Vielleicht sind die fünf Jungs ihrer Zeit ja auch einfach nur voraus, denn aktuell hat die Revival-Welle erst die rockigen Siebziger erreicht. Es ist jedoch unbestritten, dass sie sich konsequent für diese Zeitreise entschieden haben und das Ding in Sachen Musik, Produktion und Optik somit bis ins letzte Detail durchziehen. Das verdient zumindest Respekt. Zumal man objektiv gesehen sagen muss, dass sie ihre Sache gut machen und sicherlich in den Achtzigerdissen für die eine oder andere feuchte Spandexhose sorgen dürften. Braucht man heutzutage vielleicht nicht mehr unbedingt, aber wer schon in den Achtzigern die zweite Liga des Genres mochte, kann hier bedenkenlos mal ein Ohr riskieren.
Anspieltipps: Give Her A Sign, Cynthia, Till We Meet Again
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Chris Staubach