MOGWAI - The Bad Fire
Mehr über Mogwai
- Genre:
- Post Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Rock Action Records
- Release:
- 24.01.2025
- God Gets You Back
- Hi Chaos
- What Kind Of Mix Is This?
- Fanzine Made Of Flesh
- Pale Vegan Hip Pain
- If You Find This World Bad, You Should See Some Of The Others
- 18 Volcanoes
- Hammer Room
- Lion Rumpus
- Fact Boy
MOGWAI ist wie Whiskey. In allen seinen Formen: Schottisch, schwer, samtig, leicht, grandios im Abgang.
MOGWAI – kurz vor dem vollen Dutzend. "The Bad Fire" ist das nunschon elfte Album der Glasgower. Und auf dem eigenen Label Rock Action, auf dem sich auch Bands wie ARAB STRAP, bdrmm, CLOTH, PART CHIMP oder die japanischen Postrocker ENVY tummeln. Und exakt im dritten Jahrzehnt nach der Gründung 1995 erscheint immer noch klar und ausufernd, was die Schotten so als ungewöhnlich eigensinniges, feinsinniges, vielsinniges Musikerkollektiv auszeichnet. Hervorzuheben ist auch hier, dass keines der zehn Stücke sich hinter jeweils anderen verstecken muss und auch, dass sich keines besonders über die anderen erhebt. Die Stringenz, mit der das Quartett seine Konstanten in den Stücken immer wieder zusammenfügt ist deren Qualitätsmerkmal. Aleinstellungsmerkmal, behaupte ich. Da stelle mich gern neben Kollege Backes.
Egal ob 'God Gets You Back' sich nach der Anfangstropferei seiner Synthflächen zu einem entschlossenen Bass-Drum-Krautpsychedeliker mausert, 'Fanzine Made Of Flesh' ähnlich wie 'Richie Sacramento' vom Vorgängeralbum in der melodiösen Krachecke wiederfindet oder mit 'What Kind Of Mix Is This?' und 'Pale Vegan Hip Pain' instrumentale Wunderblumen wachsen. Man merkt, was sich da eingefunden hat, wer da das klassische Post-Rock-Equipment genauso bedienen kann wie im Verbund auch Ambientklänge mit Pianos verbindet, Drumcomputer zum Freund hat wie auch klassische Saiten, wer das Pedalbrett vor sich aber genauso malträtieren kann. Und das alles, ohne den Lack, den Glanz, die jugendliche Wut und die Sperrigkeit eingebüßt zu haben. Was aber immer ganz weit oben liegt im Korb: die Harmonie, das Anbieten der Ideen, die dieser Band schier nie auszugehen scheinen. Jede anders, alle neu und mit Nachdruck eingespielt und nach leichter Hand klingend. Man hat immer den Eindruck, dass sich nach dem ersten, fünften, zwölften Hören alles in den Alben, in den einzelnen Songs selbst wie natürlich ineinanderfügt, aufeinander gewartet hat. Wenn die Stücke dann beendet sind, fragt man sich, ob man erst mal weglegt oder wieder eintauchen möchte. Und dann ist man dem MOGWAI-Sog schon ziemlich ziemlich nah.
Versucht man eine Konstante zu legen, so hier der Vorschlag zur Qualitätsgüte: Man nehme 'Christmas Steps' vom 1999er "Come On Die Young", schwebe zu den 'Ratts Of The Capital' von 2003, wechsle zu 'The Precipice' von 2011 auf "The Hawk Is Howling", fängt sich 'Heard About You Last Night' von "Rave Tapes" von 2014 ein, '20 Size' von 2017 folgt und 'Ceiling Granny' von 2021- um dann beim diesjährigen grossartigen 'Hi Chaos' anzulanden.
Und dann ist MOGWAI auch noch live ein Erlebnis der besonderen Art. Gänzlich unaufgeregt agierend, ohne Pomp und Glanz und Pop-Appeal strömen die Töne von abgedunkelter uneitler Bühne, zeigen das klangliche Potential und die Wucht und Zartheit, es kann ein ruhiger Abend werden, es kann auch scheppern.
Unkonventionalität als Markenzeichen, Besonderheit in vermeintlicher Einfachheit. Und die Wiederentdeckung der Rauheit im Sound, des rostigen Gitarrenbretts und der trocken tupfenden Drums steht der Band ebenfalls wieder gut, wie 'Lion Riumpus' und 'If You Find This World Bad, You Should See Some Of The Others' beweisen. '18 Volcanoes', 'Hammer Room' und 'Fact Boy' zeigen wiederum Experimentierfreude – wodurch die Band alle ihre Register in dieser Zehnersammlung anzubieten versteht. MOGWAI legt vor, legt nach, legt auch wieder zu. Indem Bewährtes mit den neuen Ideen verwoben wird, ohne sich vom Original, von sich selbst zu trennen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben