MOJO BLIZZARD - The Evil Crown
Mehr über Mojo Blizzard
- Genre:
- Doom Metal / Heavy Metal / Hard Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- 7HARD / ZYX
- Release:
- 27.01.2023
- I Won't Change
- Never Wanted
- Something
- The Coward
- Family Affair
- Mother Mary
- Psycho Dance
- The Evil Crown
Ein sicherer Hafen für Freunde ehrlichen, erdigen, livehaftigen Heavy Rocks zwischen Prog, Doom und Metal der 70er und 80er.<br />
Ziemlich genau drei Jahre ist es her, dass ich euch mit einiger Begeisterung die Debüt-EP von MOJO BLIZZARD vorstellen durfte. Die Band konnte mich damals vom Fleck weg mit ihrem feinen, klassischen Mix aus doomigen und hardrockigen Klängen für sich einnehmen, und so lief "Lost In Space II" in den letzten Jahren das eine ums andere Mal. Nun gibt es von dem Quintett aus dem Südwesten Deutschlands endlich Nachschlag in Form des ersten vollständigen Studioalbums "The Evil Crown", welches über 7HARD/ZYX vertrieben wird und mit acht brandneuen Stücken und einer Spielzeit von gut vierzig Minuten zu Buche schlägt. Was direkt beim ersten Anspielen auffällt, das ist, dass die Produktion auf dem neuen Werk etwas dynamischer und weniger trocken ist als auf der Debüt-EP, dabei aber trotzdem oder gerade deswegen total erdig, echt und lebendig klingt. Zwar hatte ich daran bei besagter EP nichts auszusetzen, da ich auf reduziertere doomige Sounds durchaus abfahre, aber es ist zuzugeben, dass das etwas transparentere Klangbild vielleicht noch den einen oder anderen bisherigen Skeptiker anlocken könnte.
Dem doomigen Spektrum gänzlich enthoben wird "The Evil Crown" dadurch jedoch mitnichten, denn schon der Opener 'I Won't Change' macht durch sein schweres, packendes, episches Riffing bei dennoch dynamisch rockendem Groove klar, dass die doomrockenden Siebziger ebenso ihre Spuren hinterlassen haben wie der klassische Hardrock jener Zeit. Großartig hier auch die kurzen, nicht effekthascherischen, aber dennoch sehr wirkungsvollen zweistimmigen Leads von Denis Keller und Frank Hallok. Doch wie schon auf der EP lässt sich MOJO BLIZZARD auch auf dem Album nicht auf den Doom-Aspekt reduzieren, denn das folgende 'Never Wanted' hat eine ebenso mächtige Siebziger-Prog-Schlagsteite wie es eine Spätsiebziger/Frühachtziger-Metal-Wucht mitbringt, scheint es doch die Theatralik und Ausdrucksstärke von Ronnie James Dios Gastauftritten bei Kerry Livgren mit der protometallischen Kante von "Stained Class" zu vereinigen, was auch hervorragend zur gesanglichen Bandbreite von Frontmann Nicolaj Ruhnow passt; und zum prominenten Bass von Nino Hofmann.
Beider Kandidaten Schaffen setzt sodann auch in 'Something' bisher so nicht gehörte neue Akzente. So pflegt Nicolaj einen sehr spannenden wechselvollen Duktus, der von Singer/Songwriter-artigem Storytelling in entrückte Halford-"Rocka Rolla"-Style-Parts übergeht, um dann aber auch im Hauptpart metallischere, härtere Töne anzuschlagen. Ninos Basslines lassen immer wieder als tolle Farbtupfer aufhorchen, und ganz besonders ist auch die Arbeit von Schlagzeuger Mauro Welfens hervorzuheben, der dem Song eine herrliche Dynamik und sehr proggige Strukturen verleiht, die sich am Ende in einer wunderbar gelungenen Coda auflösen. Damit haben wir gerade mal ein gutes Drittel des Albums hinter uns, und das Pulver ist noch längst nicht verschossen. Mit feinem Basslick und einigem Augenzwinkern steigt der badische Fünfer in 'The Coward' ein, das ohne Frage der Groove-Rocker der Scheibe ist, der dem Stoner-Rock-Fan in der Anhängerschaft auf den Leib geschneidert ist. 'Family Affair' steigt dann lässig ein, entfaltet aber eine irre Dynamik und einen unwiderstehlichen Drive, der dich unweigerlich mitreißt. Auch hier zaubern Nino und Mauro wieder ein auffällig packendes Rhythmusfundament, und Nicolaj spielt mit kraftvollen, sonoren Vocals ebenso wie mit einigen "calling through the storm"-Voice-Effekten und ein paar High-Pitch-Highlights in der besten Gillan/Adams-Tradition.
'Mother Mary' wird dann wenig überraschend vom Riff regiert und präsentiert sich als doomigstes Exponat des neuen Werkes, in dem Denis und Frank MOJO BLIZZARD in bester NWoBHM-Doom-Tradition glänzen lassen, denn hier schimmert WITCHFINDER GENERAL ebenso durch wie aber auch NEMESIS oder - natürlich - BLACK SABBATH, wobei die phasenweise immer schneller werdenden Gitarrenriffs zum Ende hin auch deutlich flottere NWoBHM-Exponate als Einfluss erahnen lassen. Bei 'Psycho Dance' gibt es dann rhythmisch, strukturell und gesanglich wieder einige filigrane proggy Vibes und etwas mehr Exzentrik im durch und durch positiven Sinne, der mich hier und da gar ein ganz kleines bisschen an Brit-Prog denken lässt, wobei die Band in den Refrains dann doch wieder straightere, eingängigere Wege geht.
Mit dem abschießenden Titelstück 'The Evil Crown' schickt uns der Fünfer aus Baden dann nochmals - und mehr noch als es bisher auf diesem Album der Fall war - in Welten doomiger Schwere und Härte, die jedoch auch und gerade durch lockerere, akustische Parts and Dynamik und Tiefe gewinnt. Gerade zu den akustischen Parts singt Nicolaj bestechend und die Steigerung und der Übergang zum ersten Wutausbruch, zur ersten Gefühlsexplosion sind bestechend dramatisch. Hört es euch unbedingt selbst an, würde ich an dieser Stelle sagen, und damit die Rezension mit einer dringenden Empfehlung beschließen, "The Evil Crown" unbedingt eine Chance zu geben. Ganz egal, ob ihr auf epischen Doom steht, auf intensiven 70er-Hardrock, auf den Heavy Metal der NWoBHM oder auf dezente experimentelle Prog-Vibes: Wenn ihr euch bei einer livehaftigen, erdig-ehrlich arbeitenden und handwerklich voll überzeugenden Heavy-Rock-Band aufgehoben fühlen dürft, dann bei MOJO BLIZZARD.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle