MOONSPELL - Memorial
Mehr über Moonspell
- Genre:
- Gothic Metal
- Label:
- Steamhammer/SPV
- Release:
- 21.04.2006
- In Memoriam (Intro)
- Finisterra
- Memento Mori
- Sons Of Earth
- Blood Tells!
- Upon The Blood Of Men
- At The Image Of Pain
- Sanguine
- Proliferation
- Once It Was Ours!
- Mare Nostrum
- Luna
- Best Forgotten
Unheimlich düster, pechschwarz und finster wie im Hexenarsch: Die erfolgreichste portugiesische Metal-Band MOONSPELL gibt sich auf ihrer nunmehr siebten Studio-Scheibe "Memorial" nicht nur dem Albumnamen nach betont rückwärts gewandt. Nach der überragenden "The Antidote", auf der sie gekonnt groovige Eingängigkeit mit brachialer Härte mischten, geht es nun bei "Memorial" nur noch um musikalische Urgewalten. Das musikalische Experiment, nach so vielen Alben wieder den Spirit der ersten Scheiben zu finden, gelingt - wenn auch mit Abstrichen.
Denn MOONSPELL sind auf "Memorial" zwar hart und brutal wie noch nie. Doch gerade ihre Frühwerke wie das göttliche "Under The Moonspell" oder das nicht minder geniale "Wolfheart" besitzen noch mehr Qualitäten als das bloße bedingungslose Bekenntnis zu berstenden Riffs, dass auf "Memorial" ohne Kompromisse zelebriert wird. Denn auf ihren ersten Alben integrierten MOONSPELL gleichzeitig eine gewisse Leichtigkeit in die Songs, die so wohl nur Portugiesen mit ihrem ganz eigenem Verständnis von Melodien komponieren können. Aber genau dieses Element fehlt "Memorial" manchmal. Die CD wirkt streckenweise verbissen, fast trotzig. Dennoch: MOONSPELL haben mit ihren neuen Platte kein schlechtes Album abgeliefert. Denn dafür sind die vier kreativen Mondzauberer um den charismatischen Sänger Fernando Ribeiro einfach viel zu exzellente Musiker. Doch die komplette "Memorial" will einfach nicht so zünden wie noch "The Antidote" im Jahr 2003 - besonders wenn am Ende des neuen Outputs nach all der kraftvollen Düsternis ein unverständlich-lascher Song wie 'Luna' steht, der wie ein Fremdkörper mit einer nervigen weiblichen Stimme als Begleitung von Fernando vor sich hinträllert. Doch freilich gibt es reichlich Entschädigung für solch einen groben Aussetzer: Der Opener 'Finisterra' oder das folgende 'Memento Mori' sind echte Granaten ohne Rückflugschein, schicke Mischungen aus wütendem Death Metal und der schwarzmetallischer Energie - also genau die Art von genialem Geist, der schon den MOONSPELL-Alltime-Hit 'Alma Mater' zu einer Hymne für die Ewigkeit werden ließ.
Ebenso steht auf der Platte ein Klassik-Massaker: 'Proliferation' spielt mit vertrackten Breaks auf Orchester-Basis, nervösem Drumming, Frauen-Chören und strangen Synthie-Zwischenparts. Was für eine Geräuschkulisse! Doch eben nicht überall! Songs wie 'Blood Tells!' besitzen leider eindeutige Schwächen in ihrer Dramaturgie, sind eben nur auf krasse Härte-Effekte aus, ohne dabei aber das Gefühl der ersten Alben zu treffen. Doch an diesen damals fast schon epochalen Werken müssen sich MOONSPELL messen lassen, wenn sie musikalisch einen so deutlichen Blick zurück in ihr eigenes Schaffen wagen. Bei all dieser Kritik geht dann fast unter, dass Frontmann Fernando auf "Memorial" kreischt, bellt und brüllt wie selten zuvor - intensiv, intensiv, intensiv... So bleibt ein über 60 Minuten hin zwiespältiges, aber dennoch gutes Album einer immer noch schillernden Band, deren Mut zu diesem gänzlich unkommerziellen Wagnis anzuerkennen ist. Doch diese vier Musiker können es eigentlich noch viel besser - und deswegen werden MOONSPELL auch mit einer durchwachsenden Scheibe wie "Memorial" weiter interessant bleiben.
Anspieltipps: Finisterra, Memento Mori, Proliferation
- Redakteur:
- Henri Kramer