MOORE, VINNIE - Collection – The Shrapnel Years
Mehr über Moore, Vinnie
- Genre:
- Instrumentaler Gitarrenrock
- Label:
- Mascot Records / Rough Trade
- Release:
- 24.03.2006
- In Control
- Daydream
- Lifeforce
- Hero Without Honor
- The Maze
- Cryptic Dreams
- Defying Gravity
- Last Road Home
- Alexander The Great
- Out And Beyond
- Meltdown
- Check It Out!
Wer erinnert sich noch an die gute alte Sendung "Hard'n'Heavy", die damals von Annette Hopfenmüller moderiert in TELE 5 von Ende der 80er bis Anfang der 90er gelaufen ist?
Das war nämlich mein erster Berührungspunkt mit VINNIE MOORE, ohne es zu wissen. Die Sendung hatte nämlich ein tolles Gitarrenintro, was ich heute noch für die passendste Eröffnung einer Rock- oder Metal-Sendung halte. Leider wusste ich damals noch nicht, von wem das eigentlich stammt.
Glücklicherweise bin ich so auf VINNIE MOORE gestoßen (Dank an Thomas und Roland!), der mit seinem neoklassischen Debüt "Mind's Eye" 1986 zusammen mit YNGWIE MALMSTEEN, der gerade ein Jahr vorher sein Debüt veröffentlicht hatte, wegweisend für viele Nachwuchsgitarristen war. Obwohl sich VINNIE MOORE im Gegensatz zu MALMSTEEN in den Folgejahren auch anderen Stilen, wie z. B. dem Blues oder dem Flamenco und verschiedenen Sounds noch mehr geöffnet hat und dafür auf Gesang verzichtet hat, ist wie bei MALMSTEEN übrigens auch, in der Referenzbewertung vieler Gitarrenmagazine immer nur das jeweils erste Album zusammen mit Veröffentlichungen anderer Gitarrenheroes wie TONY MACALPINE, STEVE VAI oder JOE SATRIANI vertreten.
Weitere Ansatzpunkte, an denen Ihr VINNIEs Klängen gelauscht haben könnt, vielleicht ohne es zu wissen, waren evtl. eine Pepsi-Werbung aus dem Jahre 1985, die erste VICIOUS RUMORS "Soldiers Of The Night", das 1991er ALICE COOPER-Werk "Hey Stoopid", auf dem viele geniale Gitarristen mitgewirkt haben oder die letzten UFO-Veröffentlichungen, auf denen er MICHAEL SCHENKER ersetzt hat.
Dementsprechend lesen sich die Namen seiner Mitmusiker auf seinen instrumentalen Soloplatten, die nicht weiter kommentiert werden müssen: Zum Beispiel Tommy Aldridge und Steve Smith am Schlagzeug oder Tony MacAlpine und Jordan Rudess an den Keyboards, um nur ein paar davon zu nennen.
Lange Vorrede kurzer Sinn: VINNIE MOORE sollte zumindest jedem ambitionierten Rockgitarristen ein Begriff sein!
Wer das noch nicht von sich behaupten kann, der kann etwas Nachhilfe in Form der gerade erschienenen Teil-Best-of-Scheibe bekommen, da hier viele seiner wichtigsten Stücke vertreten sind, wie z. B. 'Lifeforce' oder 'In Control' von "Mind's Eye", dessen erste Takte als Eröffnungs-Jingle der eingangs erwähnten Sendung "Hard'n'Heavy" hergehalten hatten. Das Debüt ist mit vier Songs genau wie die 2001er-Veröffentlichung "Defiying Gravity" völlig zu recht am stärksten vertreten, da diese Alben am ehesten dem neoklassischen Stil gerecht werden und für mich zu den stärksten zählen. Die Songs von VINNIE sind melodiös gehalten und haben meistens eine einprägsame Refrainmelodie, die teilweise mit Hochgeschwindigkeit, aber auch langsameren feelingbetonten Läufen eingerahmt wird. Gerade auf den älteren Stücken ist das Ganze von klassischen Hardrock- und Metalriffs und Powerdrumming untermauert, was gerade für Metalfans das Anhören von Instrumentals sehr angenehm macht.
Den Bekanntheitsgrad seines Kollegen YNGWIE konnte VINNIE nie erreichen, da er eher auf die Musik fixiert war und auf die Extravaganzen des anderen Meisters verzichtet hatte, obwohl beide gerade in den 80ern zusammen mit ein paar anderen wie z. B. TONY MACALPINE als die Begründer des Post-Blackmoreschen-Neoklassizismus gehandelt wurden. YNGWIE konnte durch sein in jeder Hinsicht extremes Spiel, sein gutes Händchen, gerade was die Sängerwahl betraf, und nicht zuletzt durch seine extravaganten Posen und Eskapaden einen höheren Bekanntheitsgrad erreichen. VINNIE konzentrierte sich hauptsächlich auf die Instrumentalmusik und blieb im Vergleich zu YNGWIE eher im Hintergrund. Im spieltechnischen Vergleich verbietet sich in dieser Klasse natürlich die Frage, wer besser oder schlechter ist. YNGWIE hat seinen Stil außer durch sein spezielles Equipment u. a. durch seinen Anschlag geprägt, der fast immer sehr hart und aggressiv, sowie gerade bei den sehr schnellen Läufen minimal vor dem Metronom ist, um eine noch höhere Geschwindigkeit vorzutäuschen. VINNIE spielt dagegen auch die sehr schnellen klassischen Läufe locker aus dem Handgelenk und stellt für mich eines der Aushängeschilder der 80er-Jahre Guitarhero-Generation dar. Um nicht noch mehr zu langweilen, gehe ich jetzt nicht noch näher ins Detail.
Natürlich ersetzt diese Best-of nicht den Back-Katalog von VINNIE. Sie ist aber eine gelungene Zusammenstellung, bei der jeder für sich selbst entscheiden kann, sich mehr von ihm zuzulegen. Es muss natürlich noch erwähnt werden, dass sich diese Best-of nur auf die bei Shrapnel veröffentlichten Scheiben bezieht. So wurden hier Stücke seines ebenfalls guten Zweitwerks "Time Odyssey" und des auch rockig und bluesig orientierten 1996er Outputs "Out Of Nowhere" überhaupt nicht und Songs seines 1991er Werks "Meltdown" nur in 2000er Live-Versionen berücksichtigt.
Als Einstieg kann ich jedoch diese Collection ohne weiteres empfehlen und lege die zeitgleich veröffentlichte TONY MACALPINE "Collection – The Shrapnel Years" ebenfalls ans Herz.
Anspieltipps: In Control, Daydream, Lifeforce, The Maze, Last Road Home
- Redakteur:
- Tilmann Ruby