MORAX - The Amulet
Mehr über Morax
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- High Roller Records / Soulfood
- Release:
- 21.02.2025
- The Amulet
- Belial Rising
- A Thousand Names
- Seven Pierced Hearts
- Inverted Church
- The Snake
- Phantom Sleeper
- The Descent
Vertrackt, melodisch, thrashy, geradlinig, aber jederzeit: Heavy Metal (mit kräftigem Proto-Anstrich)!
MORAX aus Bergen in Norwegen nennt sich das Nebenprojekt von Remi A. Nygård, der hier alle Instrumente selbst bedient und auch für das komplette Songwriting verantwortlich zeichnet. Er zockt bereits seit geraumer Zeit in verschiedenen Bands und Projekten. Die relevanteste dürfte hier wohl die Thrash Metal-Band INCULTER sein, die nun schon seit über einer Dekade zugange ist und es in dieser Zeit auf drei Alben und diverse andere Veröffentlichungen gebracht hat.
Mit Thrash Metal hat das Schaffen von MORAX auf dem vorliegenden Langdreher "The Amulet" hingegen nur sehr bedingt zu tun, denn meistenteils läuft die ganze Chose doch eher unter dem Label Heavy Metal. Dieser wird uns hier allerdings auf - im positiven Sinne - sehr verschrobene und unkonventionelle Art mit einer kleinen, aber sehr feinen Kauz-Note vorgesetzt.
Der eröffnende Titeltrack kommt als Intro daher und 'Belial Rising' darauffolgend als flotte, riffstarke Heavy Metal-Nummer mit ordentlich Biss, Spaß in den Backen und einer gehörigen Portion PRIEST-Spirit. Zweifelsohne ein fluffiger und rasanter Einstieg. Zwei Reminiszenzen fallen mir hier sogleich ins Auge, beziehungsweise flattern mir in die Gehörgänge. Zum einen erinnert mich der Gesang gerade in den schnellen und rasanteren Passagen sehr an den jungen und draufgängerischen Snake von VOIVOD, während die Gitarrenarbeit mich des Öfteren in RAMsche Stahl-Landschaften entführt. 'A Thousand Names' setzt bereits das erste stattliche und markante Ausrufezeichen: lupenreiner und schnörkelloser Edelstahl mit exzellenten Hooklines, treibender Schlagwerkverrichtung und tollen Soli und Riffs steht hier auf der Karte. Genau so muss das! Das schleppende, mit balladesken Tönen versehene und bombastische 'Seven Pierced Hearts' ist dann auf acht Minuten verteilt nicht weniger als eine ehrwürdige Verbeugung vor den aus Birmingham stammenden Gentlemen von BLACK SABBATH. Allerdings frönt man hier nicht explizit der Ozzy-Phase, denn die Nummer würde eigentlich auf jedem Album der späten 80er eine verdammt gute Figur abgeben. Ganz gleich, ob der Sänger hier Gillan, Hughes oder Martin heißt.
Dass Remi A. Nygård uns hier nicht mit schablonenhaftem und mittelprächtigem Heavy Metal abzuspeisen versucht, stellt er auch auf dem verspielten 'Inverted Church' wieder eindrucksvoll unter Beweis, wobei man nie so genau weiß, welch irrwitzigen Wendungen und Umwege das Stück hier mitunter so nimmt. 'The Snake' (welch ein Zufall, der Titel!) macht dann ohne große Umschweife keinen Hehl aus des Masterminds thrasherfüllter Vergangenheit. Speedlastig und straight auf den Punkt geht es hier zur Sache. Der wunderbar punkige Schlagzeugstil erinnert nicht nur hier an den legendären Philthy Animal von MOTÖRHEAD. Mit 'Phantom Sleeper' ist es nun an der Zeit für des Albums grandioseste Nummer. Progressiv, vertrackt und positiv abgedreht kann der gute Mann nämlich auch, langweilig wird es also noch immer nicht, was hier nicht nur die vorzügliche Gitarrenarbeit und die großartige Auflösung zum Ende des Songs hin erkennen lässt. 'The Descent' als Albumcloser zieht in spaciger Manier noch einmal ein paar Parallelen zu den kanadischen Heavy Hard Rockern von SPELL, die zuvor hier und da ebenfalls während einiger Passagen schon musikalisch Pate gestanden sind.
Alle, die ihren Schwermetall ein wenig entrückt und verschachtelt mögen, wohl dosierte Anleihen an die glorreichen 80er aber dabei auch nicht missen möchten, sind mit dem Kauf dieser äußerst abwechslungsreichen Platte allerbestens beraten. Die CD-Version des Albums enthält im Übrigen auch die vorherige EP "Rites And Curses" als Bonustracks.
Anspieltipps: A Thousand Names, Phantom Sleeper
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Stephan Lenze