MORGOTH - Ungod
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2015
Mehr über Morgoth
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Century Media (Universal)
- Release:
- 27.03.2015
- House Of Blood
- Voice Of Slumber
- Snakestate
- Black Enemy
- Descent Into Hell
- Ungod
- Nemesis
- God Is Evil
- Traitor
- Prison In Flesh
- The Dark Sleep
Einen Ticken stärker als "Surgical Steel" von CARCASS, aber immer noch "nur" solide: mit "Ungod" hat MORGOTH die hohen Erwartungen nicht erfüllt!
"Ungod" ist wohl eines der am heißesten erwarteten Metal-Outputs des noch recht jungen Jahres 2015. Nach der durchwachsenen "God Is Evil"-Single wurden die Erwartungen etwas gedämpft. Aber gab es das nicht schon oft genug, dass auf eine schwache Singleauskopplung ein mächtiges Album folgte? Man denke nur an die schwache "Crawl"-EP von ENTOMBED - niemand hätte danach wirklich mit einem Genrehighlight rechnen können, das "Clandestine" dann geworden ist.
Mit dem Comeback-Album des deutschen Death-Metal-Urgesteins MORGOTH verhält es sich leider nicht so wie bei den Schweden im Jahr 1991, das muss man mit Ernüchterung feststellen. "Ungod" ist solide. Aber seien wir mal ehrlich: Wer will denn schon ein durchschnittliches Album von der einst stärksten deutschen Todesmetall-Band? Die große Schwäche des neuen Albums ist schlichtweg das Songwriting. Höhepunkte sind rar gesät, alles plätschert irgendwo dahin. Damit spiegelt sich auch der Eindruck wider, den man bei den Liveshows von MORGOTH gewinnen konnte: wirklich motiviert scheinen nur Basser Sotirios und Drummer Marc. Die Urmitglieder um den entlassenen Sänger Marc, Sebastian und Harry, wirken auf der Bühne hüftsteif und irgendwie nicht wirklich "Metal". Spekulationen über die Gründe der Reunion lasse ich an dieser Stelle einfach mal außen vor.
Tatsächlich ist es Karsten "Jagger" Jäger, Interimssänger und hauptamtlicher Shouter bei DISBELIEF, der "Ungod" aus der absoluten Mittelmäßigkeit reißt. Sein ausdrucksstarkes Organ verleiht den Songs Tiefe, die rein instrumental kein einziges Mal in den knapp über 45 Minuten erreicht wird. Vorhersehbare Tempowechsel, 08/15-Death-Metal-Riffs und eine Produktion ohne Ecken und Kanten: das hat MORGOTH vor vielen, vielen Jahren schon mal viel besser hinbekommen. Mit Wehmut denke ich an Göttergaben wie "Cursed" oder "Odium" zurück. Mann, Mann... Wie ich Ex-Schlagzeuger Rüdiger vermisse, dessen Spiel so dermaßen tight war und der vor allem auf "Cursed" mit einer kreativen Ader überzeugen konnte, die nur wenige Drummer des Extreme Metal hatten bzw. immer noch haben.
Ein Beispiel für die Ideen- und Hilflosigkeit bei MORGOTH gefällig? Beim Mittelpart von 'God Is Evil' (was ein bescheuerter Songtitel!) wird dreist beim Introriff des "Cursed"-Übersongs 'Exit To Temptation' abekupfert. Klar, wenn schon kopieren, dann lieber bei sich selbst - aber Selbstkopisten wie BOLT THROWER oder AT THE GATES haben in einem Song mehr Bandbreite als die Deutschen über eine gesamte Albumlänge.
Ich hoffe nur, dass Jagger auch ja Interimssänger bleibt und nicht fest bei MORGOTH einsteigt, denn ich als Fan würde lieber auf die Todesmetaller verzichten als auf DISBELIEF - Ihr könnt mir glauben, wie sehr es schmerzt, diese Worte zu schreiben.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Haris Durakovic