MORTAJAS - Mortajas
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2021
Mehr über Mortajas
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Rafchild Records
- Release:
- 28.04.2021
- Un Final
- Harapos
- Sangre De Mi Sangre
- Caretas
- El Amortajado
Purer, trauriger, getragener, schöner Doom Metal aus Chile. Gönnt ihn euch!
Dass Chile ein ziemlich heißes Pflaster für hochklassigen Doom Metal ist, das weiß man nicht erst seit Felipe Plaza Kutzbach eine stattliche Präsenz in der internationalen Zeitlupenszene erlangt hat, sondern schon wenn man sich vor fünfzehn Jahren beim "Doom Shall Rise" herum getrieben hat, konnte man einige bemerkenswerte Regungen aus der Andenrepublik vernehmen. So verwundert es kaum, dass sich Rafchild Records mit MORTAJAS einen zwar noch relativ unbeschriebenen, aber deshalb keineswegs zu unterschätzenden Vertreter der chilenischen Doom-Gilde ins Roster geholt hat.
Das selbstbetitelte Debütalbum war zu Beginn des Jahres bereits in Chile erschienen, erfährt aber nun über das Marburger Label einen offiziellen europäischen Release, und jener sollte Freunde klassischen Dooms auf jeden Fall aufhorchen lassen, denn die Band überzeugt nicht nur durch das wunderbare, leicht psychedelische Artwork mit seinen grotesken Fratzen, sondern auch durch eine sehr reduzierte Produktion, die zu derlei Doom-Klängen perfekt passt. Das klingt trocken, ohne zu stauben, minimalistisch, ohne zu dünn zu sein, differenziert, denn man kann perfekt nachvollziehen, was die einzelnen Instrumentalisten tun. Vor allem der wuchtige Bass von Daniel Pérez Saa ist toll in Szene gesetzt, das Schlagzeug von Rodrigo Figueroa beherrscht das Spiel mit der Dynamik hervorragend, und Marcos Contreras lässt seine Gitarre monolitisch und raumgreifend ihre sorgenvollen Leads und elegisch walzenden Riffs scheinen, während er mit tiefer, sonorer Stimme seine bedeutungsvoll intonierten spanischen Vocals zum Besten gibt, die hier und da auch von seinen Mitstreitern stimmlich flankiert werden, wie dies etwa sehr ausgiebig bei 'Harapos' der Fall ist, oder auch mal bissiger, doloröser wie bei 'Caretas', das durch eine erhöhte Schlagzahl und ein aggressiveres Instrumentalarrangement die elegische Grundstimmung auch mal durchbricht.
Dass man als Hörer bei fünf Songs mit einer durchschnittlichen Spielzeit von knapp zehn Minuten natürlich einiges an Aufmerksamkeit und etwas Geduld mitbringen muss und keinen "Easy Listening Doom" erwarten kann, sollte klar sein. Gleich ob die Band schwer und zermalmend walzt, oder ob sie mit unverzerrt gezupften Gitarren dezent krautrockig verspielt ätherische Klanglandschaften malt, wie in weiten Teilen von 'Sangre De Mi Sangre', hier habt ihr es nicht mit Doom-Smashhits zu tun bei CANDLEMASS und auch nicht mit garstig bärbeißigen Doom-Rockern wie bei SAINT VITUS. Der kompositorische Ansatz ist weit elegischer, getragener, sphärischer; wäre fast dem Funeral Doom nahe, wenn wir hier Gruftatmosphäre, Growls und Keyboards addieren würden. Doch diese Fehlen zur Gänze. Die Band benötigt nur das traditionelle Instrumentarium einer klassischen Doom-Metal-Band. Keine Effekthascherei, kein Theaterdonner, keine prätentiöses Beiwerk. Nur purer, trauriger, getragener, schöner Doom Metal aus Chile. Gönnt ihn euch, wenn ihr Lust darauf habt, in weit entrückte Doomwelten einzutauchen!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle