MORTIIS - Ånden Som Gjorde Opprør (Re-Release)
Mehr über Mortiis
- Genre:
- Atmospheric Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Funeral Industries
- Release:
- 03.11.2017
- En Mørk Horisont
- Visjoner Av En Eldgammel Fremtid
Eines der vielen unterschätzten Projekte des Mannes mit der langen Nase
Auch wenn MORTIIS nach seinem Ausstieg bei EMPEROR bekanntgab, dass er sich nicht mehr mit den Grundinhalten des Black Metals identifizieren kann, hat der norwegische Künstler noch jahrelang mit Genre-ähnlichen Ideen gearbeitet und vor allem seinen ersten Alben noch eine deutlich schwarzmetallische Prägung verliehen. Inzwischen hat sich MORTIIS vornehmlich elektronischen Experimenten hingegeben und ist in dieser Sache auch äußerst aktiv, steht aber dennoch zu seiner Vergangenheit, die er mit einigen Re-Releases nun noch einmal aufleben lässt.
Den Auftakt macht dabei der zweite Longplayer "Ånden Som Gjorde Opprør", mit dem sich MORTIIS anno '95 gegen die weitere Verrohung der Szene stellte. Der falsche Idealismus widerstrebte ihm von Anfang an, die Primitivität war ihm ein Gräuel, und so schuf er in der Folge eine epischen Soundtrack, der seinerzeit dem Gothic-Sektor zugeordnet wurde, der aber durchaus Zitate aus dem bombastischen Black Metal mit sich führt, die immer wieder mit pompös aufgebrachten Folk-Arrangements konkurrieren. Der größte Teil des Materials basiert zwar auf einem kaum abgeänderten Keyboard-Thema, das an sich aber so viele heroische Wesenszüge in sich trägt, dass man sich relativ schnell von Songs wie 'En Mørk Horisont' und 'Visjoner Av En Eldgammel Fremtid' mitreißen lässt - zumal beide Nummern im großen Spannungsfeld ihrer individuell jeweils rund 20-minütigen Darbietung kleine Geschichten erzählen, für die es keine weitere vokale Untermalung benötigt, weil die wiederkehrenden Melodien alleine ausreichend Aussagekraft haben.
Damals wurde das Album für seinen kitschigen Sound niedergemacht und vor allem von der Corpsepaint-Fraktion abgelehnt. Betrachtet man "Ånden Som Gjorde Opprør" jedoch mit dem Abstand von immerhin 22 Jahren, lernt man erst zu schätzen, welches Golddstück MORTIIS zu Beginn seiner Sololaufbahn abgeliefert hat. Gerade wenn man die eindringliche Atmosphäre der beiden Kompositionen mit den teils befremdlichen neueren Werken vergleicht, kommt man nicht umhin, retrospektiv Beifall zu klatschen - und gleichzeitig die Neuauflage zu empfehlen, die mit neuem Artwork und verbessertem Sound weitere Argumente liefert, sich noch einmal etwas ausdauernder mit der MORTIIS-Vergangenheit auseinanderzusetzen. Ein tolles Stück nordische Musikgeschichte!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Björn Backes