MOSS - Sub Templum
Mehr über Moss
- Genre:
- Drone
- Label:
- Rise Above
- Release:
- 13.06.2008
- Ritus
- Subterraen
- Dragged To The Roots
- Gate III: Devils From The Outer Dark
Ein paar einleitende Worte, bevor jemand auf falsche Gedanken kommt: Grundsätzlich mag ich Doom sehr, vorwiegend in seiner episch-melodischen Spielweise, aber auch wenn er zermürbend, zerstörerisch und düster aus den Boxen walzt. Ich kann mich sowohl an CANDLEMASS, wie an WARNING (UK) oder ESOTERIC erfreuen, wobei ich für letztere schon nicht besonders oft in Stimmung bin. Aber wenn, dann rotiert so eine ESOTERIC auch gerne mal einen ganzen Abend bei mir. Außerdem gehöre ich vielleicht zu den Vieles-Gutfindern und Schönrednern, denen es an manifestierten Grundsätzen zu vermeintlichen Reinheitsgeboten in unserer Musik fehlt. Möglich. Vielleicht rufe ich heuer auch zu schnell:"Kult!", wenn irgendwelche alten Säcke, für die sich mehrere Dekaden kein Aas interessiert hat, zu einer einmaligen Reunion zusammen finden. Auch möglich. Aber: Es gibt Grenzen. Grenzen für düstere Musik und Grenzen für kultige Musik.
Und genau jene Grenzen überschreiten MOSS aus England für mit ihrem zweiten Werk um Lichtjahre. Da kann das noch so sehr von einem ELECTRIC-WIZARD-Onkel produziert worden sein, wenn es schlecht ist, wird es dadurch nicht besser. Und nebenbei bemerkt ist diese Produktion neben den Songs an sich, ein weiteres – wenn auch gewolltes - Übel.
Was das Trio auf "Sub Templum" abliefert hat mit Musik nur noch marginal etwas zu tun. Nach einem völlig überflüssigen Intro, dessen gemurmelte Worte man selbst unter einem guten Kopfhörer nicht verstehen kann, folgen drei Kompositionen mit einer Spielzeit von über einer Stunde. Außergewöhnlich lang. Bereits nach sechs Minuten von 'Subterraen' drücke ich genervt die "Restspielzeit"-Taste und traue meinen Augen kaum. Noch weitere 17 Minuten soll ich dieses monotone, völlig übersteuerte Debakel ertragen? Ich ergebe mich der schnöden Hoffnung, irgendwann würde so etwas wie ein Rhythmuswechsel, eine Gitarrenharmonie, ein verständliches Wort des Sängers oder sonst ein Lichtblick ertönen. Vergeblich. MOSS zelebrieren ihre Unmusikalität und versuchen lediglich eine finstere Atmosphäre zu erschaffen. Finster sind meine Gedanken, in der Tat, aber eher dahin gehend, dass ich mich maßlos ärgere, dass ein Label für so einen Schwachsinn Geld ausgibt und talentierten Musikern Verträge verweigert werden. Finster auch deshalb, weil ich meine Zeit mit dieser nihilistischen Rotze verplempern muss, die angeblich eine Aussage haben soll. Wenn das so ist, warum versteht man dann von den – vielleicht sogar tollen – Texten nichts?
Wahrscheinlich bin ich einfach zu dämlich für solche Kunst, wer weiß. Aber das alleinige Dreschen von vermeintlich apokalyptischen Floskeln macht für mich noch keinen Kult aus. Ich bin der letzte, der den Underground-Gedanken nicht nachvollziehen kann und ich stehe nicht auf moderne Triggersounds, aber das hier klingt so dilettantisch, dass man glauben muss, MOSS würden einfach ihr Unvermögen Musik zu machen, hinter einem möglichst schrägen Image verbergen. Auch das haben andere bereits erfolgreich vorgemacht, keine Frage. Man denke sowohl an MÖTLEY CRÜE wie auch an VENOM. Aber in beiden Fällen gab es extrem kurzweilige Ergebnisse. Und zumindest Conrad aka Cronos hat ja nie ein Hehl daraus gemacht, wie wenig ernst er sich sieht. Entertainment halt.
Aber MOSS sind das genaue Gegenteil von Entertainment. Sie sind ein Ärgernis, das bei jeder weiteren Minute des Anhörens anschwillt wie eine Geschwulst. Wenn sie Emotionen wecken wollen, ist ihnen zumindest das bei mir gelungen. Selten war ich so genervt über eine CD wie bei "Sub Templum". Vielleicht wollen sie ja genau diese Resonanz erzeugen. Dann und nur dann, ist dieses Werk absolut genial.
Anspieltipps kann ich mir wohl sparen, da der wissende Genießer eh' immer das komplette Werk zelebrieren wird.
- Redakteur:
- Holger Andrae