MOTöRHEAD - Kiss Of Death
Mehr über Motörhead
- Genre:
- Rock'n'Roll
- Label:
- Sanctuary Records/SPV
- Release:
- 25.08.2006
- Sucker
- One Night Stand
- Devil I Know
- Trigger
- Under The Gun
- God Was Never On Your Side
- Living In The Past
- Christine
- Sword Of Glory
- Be My Baby
- Kingdom Of The Worm
- Going Down
Durchstreift man mal die gut sortierten, seit dem Debüt von MOTÖRHEAD lückenlosen (na ja, fast), teils mit Staubkörnern belegten POWERMETAL.de-Archive, fällt auf, dass die Engländer ein beliebter Gast in unserer Rezensions-Ecke waren und immer noch sind. Insgesamt sind sie elf Mal vertreten, mit Studioalben und einer Hand voll Liveaufnahmen, was aber nur einen Bruchteil ihrer bisherigen Diskografie ausmacht. Nein, wir wollen die jetzt nicht alle aufzählen. Nur soviel: Mit seinen 60 Lenzen beginnt für Lemmy mit "Kiss Of Death" sein 31. Karrierejahr. Kinners, wie die Zeit vergeht: 1977 noch mit ihrem Selftitled-Debüt frisch, gesund und mit vollem Elan an der Rock-Treppe ganz unten angelangt. Heutzutage ist zwar die Gesundheit angeschlagen, musikalisch mit ganzem Engagement sind sie aber weiterhin mit von der Partie, haben alle Stufen genommen und sind schon lange zu Rock'n'Roll-Göttern mutiert.
"Kiss Of Death" gibt mit Sicherheit keine weltbewegenden Neuerungen oder gar Innovationen her, will man im Grunde auch gar nicht, aber ein eingefleischter Rock'n'Roll-Fan wird seine alljährliche Portion Lemmy, Phil sowie Mickey mit offenen Armen empfangen. Dass alles beim Alten geblieben ist, zeigt uns auch schon der Opener 'Sucker'. Ein typischer MOTÖRHEAD-Song inklusive "Suuucker!"-Mitgröhlpart, was uns der Frontmann wie aus dem Lehrbuch vormacht. Wunderbar auf's Maul. Bei 'One Night Stand' wird zwar weniger gebrüllt, was aber nicht heißen soll, dass man hier einen Gang runterschaltet. Dieser Song handelt von seiner alten Liebe (oder eher gesagt: "It was just a one night stand") Moa Holmsten, die Frontfrau bei MELDRUM ist. Wie bei seinen Vorläufern wird uns auch in 'Devil I Know' ein toller, mitbrüllbarer Refrain geboten, klingt ein wenig wie 'One Night Stand' oder die Nummer fünf der Scheibe, 'Under The Gun'. In die gleiche Kerbe wie 'Sucker' schlägt übrigens auch das kernige 'Trigger'. Mit der Halbballade 'God Was Never On Your Side' kommt etwas Abwechslung in das MOTÖRHEAD-typische Schema. Hier wird Gottes Handeln, das Ian Kilmisters (so Lemmy mit bürgerlichem Namen) Auffassung nach blind und wegschauend ist, in Form von anklagenden Worten kritisiert. Ein fettes Solo gibt's auch noch obendrauf. Für das hat sich aber diesmal nicht der hauseigene Klampfer ins Aufnahme-Studio begeben, sondern POISON-Gitarrist C.C. Deville, der sein Talent mehr als nur unter Beweis stellt. Schließlich kommt 'Living In The Past' ungewöhnlich um die Ecke gegroovt. Bei 'Christine' wird sich dann aber mal wieder über eine unbekannte Frau ausgelassen und gleichzeitig ordentlich gerockt. "Christine!" kann man auch noch nach fünf Bier gut mitschreien. 'Sword Of Glory' zieht die Zügel dann wieder etwas an (mit genialem Solo von Phil!), 'Be My Baby' kann das Tempo gut halten, bietet uns einen mehrstimmigen Chor - und das voll und ganz nur mit Lemmy. Auch mal wieder etwas Neues. Ihre düstere und mysteriöse Ader zeigen MOTÖRHEAD in 'Kingdom Of The Worm' und wir werden bei 'Going Down' mit einem fetten Arschtritt von der Platte verabschiedet, wobei besonders die fette Klampfe am Ende mit dem mitgehenden Bass und dem flotten Schlagzeug wieder einmal das geniale Zusammenspiel der Band aufzeigen.
MOTÖRHEAD waren MOTÖRHEAD, sind MOTÖRHEAD und werden immer MOTÖRHEAD bleiben. Lemmys Stimmarbeit ist wie immer einzigartig, Phil ist weiterhin ein begnadeter Gitarrist und dass sich Mickey wunderbar in die Riffarbeit einfinden kann, ist nicht erst seit gestern bekannt. "Kiss Of Death" mag kein Meilenstein mit Überhits wie 'Ace Of Spades' oder dergleichen sein - aber eine weitere geile, herrlich rotzige Platte in der Diskografie mit wenig Neuerungen, dafür mit viel, viel Altbewährtem. Fans kaufen sich das sowieso, wer bisher noch nichts von den Motorköppen kennt, sollte dringend der Scheibe ein Ohr widmen. Nur diejenigen, die noch nie etwas mit den Jungs anfangen konnten, sollten auch hier die Finger von lassen. Aber auch nur die.
Anspieltipps: So ziemlich alles.
- Redakteur:
- Daniel Schmidt