MOTOR SISTER - Get Off
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2022
Mehr über Motor Sister
- Genre:
- Hardrock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Metal Blade Records
- Release:
- 06.05.2022
- Can't Get High Enough
- Coming For You
- Right There, Just Like That
- Sooner Or Later
- Excuse Me, Your Life Is Exposed
- Lion's Den
- 1,000,000 Miles
- Pain
- Bulletproof
- Bruise It Or Lose It
- Time's Up
- Rolling Boy Blues
Zünftiges Kraftpaket von alten Bekannten.
In den 90ern gründeten Sänger und Gitarrist Jim Wilson sowie weitere Mitglieder der ROLLINS BAND ihre Zweitgruppe MOTHER SUPERIOR, die mehrere Alben veröffentlichte. Nachdem die Band allmählich zerfallen war, wurde die Mutter Oberin zur einfachen Schwester degradiert und begann ein zweites Leben als MOTHER SISTER. Hier wird Jim Wilson durch Gitarrist Scott Ian (ANTHRAX), dessen Ehefrau Pearl Aday (PEARL), Stieftochter des im Januar verstorbenen MEAT LOAF, Bassist Joey Vera (FATES WARNING, ARMORED SAINT) und dem vielbeschäftigten Schlagzeuger John Tempesta (EXODUS, TESTAMENT, THE CULT u.a.) unterstützt. Sieben Jahre nach dem ersten Album, das vor allen aus Neueinspielungen von MOTHER-SUPERIOR-Material bestand, steht die Band nun mit ihrem Zweitwerk "Get Off" in den Startlöchern, das überwiegend neue Lieder enthält.
In der amerikanischen Bikersprache soll "to get off" bedeuten, kurz vor einem drohenden Unfall vom Motorrad abzuspringen. Weitere Bedeutungen sind mutmaßlich zumindest billigend in Kauf genommen worden. Auf jeden Fall präsentiert sich "Get Off" als ein schnelles, hartes, einfaches und zumeist gut gelauntes Hardockalbum. Gesungen werden die Lieder im unregelmäßigen Wechsel von Jim Wilson, Pearl Aday oder beiden, wobei die Refrains fast durchgehend im Duett vorgetragen werden. Beim Anhören der Musik wie auch der kraftvollen, durchdringenden Rockstimmen beider Sänger schoss mir immer wieder der frühere MONTROSE- und VAN-HALEN-Sänger Sammy Hagar durch den Kopf.
Dass MOTHER SISTER hier eine recht homogene Scheibe mit hohem Wiedererkennungswert abgeliefert hat, bedeutet nicht, dass den Hörer hier Eintönigkeit erwartet. Fast alle Stücke haben ein eigenes Gesicht erhalten. Am auffälligsten in dem Programm sind sicher die Mid-Tempo-Nummer 'Sooner Or Later', die Powerballade 'Pain' (bezeichnenderweise das einzige Lied über fünf Minuten) sowie 'Lion's Den' mit deutlichen Rhythmus- und Tempowechseln. Daneben sind auch einige nette Details zu entdecken, etwa die rustikalen, aber durchaus gut arrangierten Doppel-Leadgitarren im Eröffner 'Can't Get High Enough' oder das irre abdrehende Leadbreak von 'Right There, Just Like That'. Der KISS-Tribut 'Times Up' mit leichten Anleihen beim geehrten Quartett und das finale 'Rolling Boy Blues' als einzige MOTHER-SUPERIOR-Neuinterpretation beschließen die Scheibe.
Offenkundig ist MOTHER SISTER eine Band, in der Freunde zusammenspielen, wenn es die Zeitpläne ihrer Hauptgruppen zulassen. Und da nutzen sie die Gelegenheit, auch mal andere musikalische Ideen umzusetzen. Insofern sollte klar sein, dass hier niemand auf Thrash Metal der Marke ANTHRAX oder Prog Metal im Stil von FATES WARNING zu warten braucht. "Get Off" bietet schnörkellosen, partytauglichen Hardrock, der auch ein paar ruhigere und ernstere Momente zulässt.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Stefan Kayser