MOUNT SALEM - Endless
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2014
Mehr über Mount Salem
- Genre:
- 70s Rock/Doom/Psychedelic
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Metal Blade
- Release:
- 28.02.2014
- Good Times
- The Tower
- Lucid
- Full Moon
- Mescaline
- Mescaline II
- Hysteria
- The End
Mit MOUNT SALEM auf den Gipfel des Female Fronted Doom Rock?!
Auch wenn am Ende eine andere Band ganz oben auf meinen 2013er-Poll-Listen steht, ist die Entdeckung von JEX THOTH das feurigste musikalische Ereignis des letzten Jahres. Jex und ihre (austauschbaren) Sidekicks haben mit "Blood Moon Rise" ja einen großen Schritt weg vom harten Doom in Richtung Psychedelic und Art Rock gemacht, wobei Jex sich noch mehr als zuvor als Sängerin in Szene setzte. Doch kaum hat man darüber nachgedacht, ob daraus vielleicht eine Lücke entstanden sein könnte, prescht eine neue amerikanische Band dazwischen, nämlich MOUNT SALEM. Mit dem gleichen Geist der JEX'schen "Totem"-EP, aber noch brachialer klingenden Gitarren und beinahe ebenbürtiger Sängerin ähnlicher Klangfarbe prischt MOUNT SALEM mit mächtig Dampf auf den Kesseln nach vorne und - ich nehme es vorweg - trifft bei mir voll in den Aortenbogen. Wer oder was ist also dieser Mount Salem?
Ich finde beim Browsen durch die Youtube-Kanäle einen sehr schönen Kommentar eines Users, der im Örtchen Mount Salem in Ontario gelebt hat und dort in der Nähe einen gruseligen Platz namens "Hell's Gate" beschreibt: Eine Anlage mit riesigen Eisentoren, die der Eingang zu einem verfallenen Haus waren. Die Dorfjugend ging dort immer nachts zu Halloween hin und hat sich dort gewaltig gefürchtet.
Stellt euch dieses Szenario vor und hört euch die schweren Tony-Iommi-Gedächtnis-Riffs des Openers 'Good Times' an, gespielt von Kyle Morrison, Gitarrist der erst 2012 in Illinois gegründeten Band MOUNT SALEM. Ich bin sicher, der oben genannte Youtube-User erinnert sich beim Hören dieser Musik an das "Hell's Gate" zuück und er wird diese Erinnerung nicht mehr als beängstigend, sondern auch als "gute Zeit" empfinden. Vielleicht fängt er sogar an zu schwelgen, wenn er die weibliche Gesangs-Stimme hört und entsinnt sich seiner Jugendliebe, die damals auch mit dabei war, in den Halloween-Nächten. Eventuell sah sie ja so aus wie die hübsche Sängerin Emily Kopplin, dunkle Haare, schöne Augen, roter Lippenstift und dann der Hut auf. Möglicherweise konnte sie ja sogar auch so gut singen.
Emily ist keine sensationelle Virtuosin mit ihrer Stimme, keine alles beherrschende Floor Jansen. Sie legt jedoch einhundertzehn Prozent ihrer Gefühle für die Musik in die selbige, verleiht ihr Substanz und Tiefe. Die Schwere kommt dann mit ihrer Orgel, die die herrlich vordergrüdigen Gitarren-Akkorde umspült, und getragen wird die Musik von einem deutlichen, knarzigen Bass.
MOUNT SALEM spielt keine Musik für Techniker, denn sie ist durch und durch mit einfachsten Mitteln gestrickt. MOUNT SALEM spielt keine Musik für Hektiker, denn sie lässt sich Zeit, um auf den Hörer zu wirken und bewegt sich meist im getragenen Tempo. MOUNT SALEM spielt keine Musik für Moderne und Innovations-Suchende, denn sie legt ungemeinen Wert auf die Instrumentierung, Aufnahmetechnik und den Klang der alten Instrumente und Effektgeräte. MOUNT SALEM spielt von der ersten bis zu letzten Minute Gefühlsmusik im Sinne alter BLACK SABBATH, die echter und natürlicher nicht sein könnte. Wie immer bei solcher Musik kann man das derbe langweilig finden, wenn einen das Gefühl nicht erreicht.
Doch wisst ihr, was ich jetzt mache? Erstmal lauter. Dann suche ich mir einen Gegenstand, der sich als Luftgitarre eignet, stelle meinen linken Fuß auf die Kommode, mache noch lauter und lasse mich gehen. Die große Faszination der alten, harten Rockmusik kann man auch noch anno 2014 mit fast vierzig im heimischen Wohnzimmer erleben. Denn diese CD hat magische Momente. Viele sogar, übersinnlich und unerklärlich und für Wenige nachvollziehbar vielleicht, aber bei MOUNT SALEM für mich auch nach dem zehnten Durchgang reproduzierbar. Ich sage nur: Das 'Mescaline'-Doppel!
Nein, das Album ist nicht "in allen Belangen perfekt", objektiv gesehen sogar weit davon entfernt (wenig innovativ, in ähnlicher Form schon da gewesen etc.), ist aber für mich jetzt schon unersetzbar. Was kann man denn mehr wollen? Vielleicht schnell einen noch besseren Nachfolger und einen Livegig? In der Hoffnung vielen von euch dort die Hand zu schütteln, ein kräftiges "Ja"!
P.S.: MOUNT SALEMs Debut "Endless" wurde schon im Frühjahr 2013 veröffentlicht, die EP ist aber schon längst vergriffen. Diese Scheibe hier ist die Wiederveröffentlichung von Metal Blade, auf der zwei ganz neue Stücke ('The Tower', 'Mescaline II') vertreten sind.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Thomas Becker