MOURNING KNIGHT - A World Of Dreams
Mehr über Mourning Knight
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 4.50
- Label:
- Just For Kicks
- Release:
- 18.08.2023
- A Fractured Fairytale
- The Great Escape
- Return To Earth
- Duel In The Sun
- The Harlequin's Carnival
Britisch angehauchter Prog aus den USA mit erheblichen Defiziten.
"A World Of Dreams" ist ein Album der Überraschungen. Die erste ist, dass es sich um eine Band aus den USA handelt, denn US-amerikanisch klingt hier überhaupt nichts. Vielmehr scheint die Truppe um Jason Brower, der die Keyboards und das Schlagzeug bedient und daneben noch für den Gesang verantwortlich zeichnet, eher in britischen Progsounds zuhause zu sein. Die zweite Überraschung ist, dass das Album aus dem Jahr 2023 stammt und nicht, wie ich sofort vermutete, auf 1974 zurückgeht und einfach nur remastered wurde.
Überraschung Nummer drei ist, dass das Album mit dem längsten und monumentalsten Stück beginnt, dem beinahe 17-minütigen 'A Fractured Fairytale'. Und die letzte Überraschung ist, das ausgerechnet dieses Lied mit seinen PINK FLOYD-Anleihen und GENESIS-Dekoration mächtig schnarchig aus den Boxen tönt. Okay, nach ein paar Durchläufen bemerke ich nach sechs Minuten so etwas wie Drive, aber insgesamt ist das musikalisch eher bieder. Zusätzlich runzelt sich meine Stirn bei der Gesangsdarbietung, die doch auch eher, nun ja, progressive Hausmannskost ist. Die häufig eingesetzte weibliche Stimme säuselt eine widerhakenlosen Melodie, klingt dabei wenig überzeugend und, ja, teilweise sogar neben der Spur. Und wenn man ehrlich ist, ist Jason auch kein Gesangstalent. Es tut mir leid, gerade bei Progressive Rock, speziell im musikalischen Fahrwasser der großen Alten des Genres ist das absolut zu wenig.
Auf dem Album befinden sich noch vier weitere Stücke, von denen das frische 'The Great Escape' mit coolem Groove und Breitwandsythies hervorsticht, das aber auch irgendwie altbacken klingt. Im Soloteil wird es spannend, wenn die Musiker ihren Instrumenten freien Lauf lassen und jammen. Das ebenfalls deutlich kürzere 'Duel In The Sun' klingt auch interessanter und kraftvoller, das über zehnminütige 'Return To Earth' dagegen ist eher auf dem Niveau des Openers. Den besten der drei Longtracks mache ich am Ende in 'The Harlequin's Carnival' aus, aber leider ist bei mir zu diesem Zeitpunkt alle Spannung gewichen, obwohl die Mischung aus frühen GENESIS und MARILLION, gepaart mit etwas Neoprog, zeitweise ganz ordentlich klingt. Zumindest solange Jason nicht singt - hier klingt er oftmals wirklich stark überfordert, was besonders nach einigen Durchgängen immer mehr zu einem negativen Faktor wird.
Leider bleibt unter dem Strich ein nur mäßiges Progalbum, das unter langatmigen Kompositionen leidet und obendrein im Gesangsbereich erhebliche Defizite aufweist. Das verleidet mir auch die guten Instrumentalparts, die ohnehin schon nicht so reichlich vorhanden sind. Im Progbereich gibt es viele bessere Veröffentlichungen, MOURNING KNIGHT kann leider keine Kaufempfehlung einheimsen.
- Note:
- 4.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger