MUDVAYNE - L.D. 50
Mehr über Mudvayne
- Genre:
- Neo Metal
- Monolith
- Dig
- Internal Primates Forever
- -1
- Death Blooms
- Golden Ratio
- Cradle
- Nothing To Gein
- Mutatis Mutandis
- Everything And Nothing
- Severed
- Recombinant Resurgence
- Prod
- Pharmaecopia
- Under My Skin
- (K)now F(orever)
- Lethal Dosage
Obwohl ich eigentlich versuche, als anerkannter Allesgutfinder möglichst offen an CDs heranzugehen, unterlaufen auch mir mal vorschnelle Urteile, die sich im Nachhinein als unzutreffend herausstellen.
MUDVAYNE hatte ich nach ersten Hördurchgängen als billige SLIPKNOT-Kopie abqualifiziert, die möglichst schräg, wirr und unzusammenhängend durch die Gegend lärmt.
Alles völliger Blödsinn, wie ich nach dutzenden Durchläufen von „L.D.50“ zugeben muss, die vier optischen Psychos haben mit SLIPKNOT musikalisch nicht viel gemein, eigentlich mit keiner anderen Nu Metal-Band, allerhöchstens noch mit TOOL, von denen man mehrere fragmentarische Einflüsse auf dem Album finden kann.
Aber was machen MUDVAYNE denn nun für Musik? Ganz einfach: eine faszinierende, originelle Mischung von Nu Metal-Elementen mit mannigfaltigen Versatzstücken aus anderen musikalischen Bereichen und komplexen Songstrukturen, die dafür sorgen, dass man mehrere Durchläufe braucht, bis man die CD in ihrer Gesamtheit begriffen und verstanden hat, mit einem Wort gesagt: MUDVAYNE spielen progressiven Nu Metal.
Dabei bedeutet progressiv aber nicht, dass hier Freunde der 345 Breaks per minute Fraktion auf ihre Kosten kommen, denn die Band hat viele einfache, knallende Riffs am Start, die den Einstieg in die CD erleichtern und schon beim ersten Durchlauf für den ein oder anderen Part oder gar Songs sorgen, die sofort im Ohr haften bleiben, z.B. „Dig“ oder auch „Death Blooms“.
Vor allem letztgenannter Track ist ein echter Hammer, mit fetten Riffs, sehr abwechslungsreich und dennoch eingängig und mitreißend gestaltet. Definitiv das Highlight der CD.
Aber auch das schon genannte „Dig“, das nach dem sicken Intro „Monolith“ die Scheibe eröffnet, weiß mit seinen moshigen Rhythmus und der aggressiven Grundstimmung zu begeistern.
Der schon angesprochene TOOL-Einfluss äußert sich am stärksten bei dem sechsminütigen „Prod“, ein sehr abwechslungsreiches Stück, ebenfalls von fetten Riffs dominiert und mit punktgenauen, überraschenden Breaks glänzend, die immer zum richtigen Zeitpunkt dem Lied eine Wende geben.
Aber bei MUDVAYNE ist auch die Bassarbeit verdammt wichtig und abgedreht. Das Bassolo bei „Under My Skin“ ist schon erste Sahne und sorgt für die ganz besondere Note. Nicht nur dort, auch bei dem ziemlich langen „“(K)now F(orever)“ setzt der Bass deutliche Akzente in dem groovig-schleppenden Stück, das wiederum mit coolen Riffs aufwarten kann.
Eine andere Seite zeigt dann „Nothing To Gein“, das zwar ebenfalls sehr schleppend wirkt, aber durch den klaren Gesang und einer gewissen Melancholie verdammt viel Eingängigkeit entwickelt.
Ein weiteres Highlight ist auch noch “Everything And Nothing“; aus einem hektischen Anfang entwickelt sich ein geil groovender Song mit ruhigeren Momenten und verzerrtem Gesang. Hitpotenzial findet man außerdem noch bei „Internal Primates Forever“, psychotische Effekte treffen auf moderne Jumpgrooves und sorgen für einen Widerhakeneffekt.
Ich könnte jetzt noch ellenlang weiterschreiben, aber alle Elemente, Einflüsse und Effekte hier aufzuzählen, würden den Rahmen sprengen.
Ob Doublebassgewitter, krankes Gebrülle, jazzige Parts oder noisiges Geschredder, MUDVAYNE bedienen sich hemmungslos bei allem Möglichen, um daraus ihren ganz eigenen, originellen Sound zu kreieren.
Für den normalen Nu Metal-Konsumenten wird das hier zu anstrengend sein, aber auch die Proggies, die unter Progressive Metal nur DREAM THEATER und Co. verstehen, werden an „L.D.50“ kläglich scheitern.
Interessant sind MUDVAYNE hingegen für alle, die neuen, modernen Sounds etwas abgewinnen können und auf vertrackte, schwer durchschaubare Songs, die trotzdem mit eingängigen Parts aufwarten, stehen. Wer es dann noch schafft, die nötige Geduld mitzubringen, wird auch vom MUDVAYNE-Virus (genau wie ich) infiziert werden und anfangen, die KING CRIMSON-Fans zu lieben. They fuckin‘ rule!
Anspieltips: Death Blooms, Dig, (K)now F(orever), Nothing To Gein, Internal Primates Forever, Everything And Nothing
- Redakteur:
- Herbert Chwalek