MULHOLLAND DRIVE - The New Heights Of Levitation
Mehr über Mulholland Drive
- Genre:
- C.O.R.E.
- Release:
- 07.09.2006
"...komplett in Eigenregie fertig gestellt". Das Kürzel verdient immer den Respekt vor der Arbeit, dem Zeitmanagement und der nicht versiegenden Spielfreude und auch vor dem ständigen "sich laufend aufraffen müssen". Die Band MULHOLLAND DRIVE aus Dortmund hat dies geschafft. Sie legt hier 'The New Heights Of Levitation' vor, ein gesundes Album, von dem ein Höchstmaß an Energie ausstrahlt. Was Vokalist Brian Phillips, Drummer Carsten Umbeck, Basser Thilo Küppenbender und Gitarrist Bastian Vogel da gebräut haben, hat ungemein nüchtern betrachtet das Zeug zu einem Geheimtipp. Wobei, wenn man sich dies wünscht, ist das ja auch blöde, die Jungens haben gehörig Schmackes im Gebälk, diesen Status zu verlassen.
Punktgenaue Einsätze der Soundwand treffen sich mit dem sehr professionellen Hartgespräch des Sängerknabens, um in Zusammensetzung kaum eine Lücke der Langeweile oder Sonstiges zuzulassen. Umbeck bearbeitet gekonnt und manierlich die Felle. Die Band legt Wert auf schneidigen Klang. Auf nahezu perfektionistische Weise werden die jeweiligen Duette innerhalb der Soundwand erprobt und eingesetzt. Mal kämpft die Drum gegen die anrennende Flut der beiden Saiter an, dann wieder legt sich ein melodiöser Part Gesang über den gesamten Vorgang. Zum Titelstück existiert auch ein Video, welches bildhaft die Energie des Vierers live andeutet. Wohl nicht umsonst sind die Bühnenqualitäten oftmals hervorgehoben worden. M.D. haben sich rangehalten, haben einen außerordentlich wilden Sound kreieren können. Die Wildheit aber verlässt nie die Zäune eines selbst gesteckten und durchdachten Rahmens, der das Ganze dann auch rund und vor allem hörbar macht. Es stellt sich der Effekt ein, dass man sich dabei erwischt, sich auf diesen Sound zu freuen. Auch wenn es gehörig scheppert, hat man das Gefühl, dass Brian Phillips trotz der Härte der Hintergrundausbrüche mit seinem Gesang einem eigens für diesen Hintergrund geschaffenen Muster folge. Das ist nicht beliebig. Das wirkt durchdacht.
Tja, die Liste derjenigen, deren Publikum von MULHOLLAND DRIVE unterstützend wachgerüttelt wurde liest sich auch recht ansehnlich: NAPALM DEATH, DONOTS oder auch GWAR. Die Band firmierte seit 1998 unter dem Namen FOUR VERSUS, nach dem Austausch der Drummer war die heutig gültige Besetzung und ein Neubeginn geschaffen.
Sowieso, ungern nur benutze ich "Die klingen wie..." – aber hier Referenzen zu nennen, das ist eher als anerkennende Hervorhebung zu lesen. Denn, hallo, wir setzen hoch an: DEFTONES, REFUSED, auch FEAR FACTORY – also die Größen des Theaters. Auf dem Album findet sich übrigens als Zusatz das Video des Titelsongs, was die Sache auch optisch mehr als nur unterstützt.
Ausflug: Wer den Film MULHOLLAND DRIVE kennt, der kann sich gewiss an diese unterschwellige Bedrohlichkeit erinnern, die teilweise mit seltsamen Stilbrüchen zerstört worden ist. Irgendwas passiert gerade dann, wenn sich der Zuschauer in diese trügerische Ruhe des Films hinein begeben hat. Der Song 'Murder Scene' hat es geschafft, solch eine Stimmung einzukreisen und auszulassen. Schön. Es gibt da die Erkenntnis der Aufeinanderfolge von Täuschung, Zusammenbruch und Aufbau, immer wieder und wieder. Als dann alles zusammenstürzt, wird das im Film wie auch auf dieser Platte künstlerisch effektvoll verarbeitet. Für diese bittere Erkenntnis braucht man den richtigen Soundtrack. Beide Institutionen mit dem Namen MULHOLLAND DRIVE besitzen ihn.
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben