MUR (FRA) - Mur
Mehr über Mur (FRA)
- Genre:
- Post Hardcore / Progressive / Noise
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Doweet Records
- Release:
- 26.02.2014
- Hugo Suits
- Hermetic Party
- Feed The Swamp
- Dominance
- I'd Rather Have You Dead Than Pregnant
Post Hardcore der etwas anderen Sorte.
Ich weiß nicht, ich weiß nicht... Prinzipiell bin ich dem durchgeknallten Krach gegenüber ja durchaus aufgeschlossen, der uns ein ums andere Mal vom Westufer des Rheins aus erreicht. Und was frankophone Bands in den vergangenen Jahren in Sachen Post Metal, Hardcore, Noise und Sludge so hervorgebracht haben, war stets faszinierend, und teilweise wirklich erstklassig. Die Voraussetzungen, mit MUR und dem selbstbetitelten Erstling der Franzosen warm zu werden, stehen zunächst also nicht schlecht – und das obwohl die fünf Songs auf "Mur" mit diversen Black-Metal-Einflüssen versehen sind, also jener Musikrichtung, mit der ich noch nie warm geworden bin (was mit Sicherheit auch in Zukunft genau so bleiben wird).
Doch bei "Mur" handelt es sich zunächst einmal um eine durchaus faszinierende Angelegenheit. Besagte Schwarzmetall-Elemente halten sich für meinen Geschmack absolut im Bereich des Erträglichen, ja peppen das Material der jungen Band auf eine ganz eigene Weise auf. Viel Noise, Hardcore und elektronische Quälereien sind ebenfalls im Spiel. Ohne zur Überlänge zu tendieren, wird über die fünf Nummern hinweg ausgiebig experimentiert; fieses Gedresche und Geschrei wechselt sich ab mit gelegentlich nachvollziehbaren Grooves und ausgedehnten, hinterhältig verzerrten Flächenklängen. Klare Strukturen dürfen selbstverständlich nicht erwartet werden, doch Fans von CONVERGE, ENTER SHIKARI oder 7 ANGELS 7 PLAGUES, die auf MUR gestoßen sein sollten, haben mit Sicherheit auch nichts anderes erwartet. Der Opener 'Hugo Suits' trifft den Ton auch ganz gut, wobei ich bereits an dieser Stelle bekennen muss, dass die Schmerzen bei mir die Faszination überwiegen. Und dieses Missverhältnis wird leider auch im weiteren Verlauf durch die klangtechnischen Quälereien von MUR nicht besser. 'Hermetic Party' kommt mit vertrackten Math- und Post-Hardcore-Elementen daher, lässt mich aber so kalt wie ein Fachbuch über höhere Mathematik. Im weiteren Verlauf der Kurzspielplatte nimmt der Noise einen noch höheren Stellenwert ein; Phasen in denen einfach nichts passiert außer nerviges Lärmen der Synthesizer wechseln sich ab mit völlig strukturlosen Dresch-Parts. Auch weitere Durchläufe erweisen sich als wenig hilfreich beim Versuch, einen tieferen Zugang zur Musik von MUR zu finden. 'Dominance' wartet zwischendurch mit Ansätzen von musikalischer Eingängigkeit auf, verlässt diesen Pfad allerdings alsbald wieder, um dem Hörer mit schwarzmetallisch-lärmenden Prügeln die Eingeweide umzupflügen. Anschließend wieder der offenbar obligatorische ausgedehnte Krach aus Gitarrenfeedbacks und Synthie-Quietschern.
Abgefahren? Ja. Intelligent? Wahrscheinlich. Spannend? Nun ja, im Prinzip schon. Aber vor allem: Ziemlich anstrengend ist "Mur" ausgefallen. Natürlich größtenteils eine Frage des Geschmacks – doch der muss in diesem Fall schon recht exotisch liegen. Dieser Kurzspieler wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit jedenfalls nicht wieder den Weg in meinen CD-Spieler finden. Wer sich generell mit strukturlosem Post Hardcore samt Black-Metal-Einsprengseln anfreunden kann, findet mit MUR womöglich einen kleinen Geheimtipp - ich für meinen Teil bin allerdings froh, wenn ich meinen Ohren nun wieder etwas weniger anstrengendes Klangmaterial zuführen kann.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause