MURDOC - The Green
Mehr über Murdoc
- Genre:
- Extreme Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Spinefarm Records
- Release:
- 23.03.2012
- Devon
- Patch
- Changeling
- Adore
- Two In One
- Trinkets Of Deceit
- D.I.D.
- By Omission
Komplexer In-Your-Face-Stoff
Es ist bemerkenswert, wie sehr sich die Szene derzeit vor dem Zustandekommen neuer Trends und Modebewegungen schützt. Der Djent-Begriff ist gerade erst dabei, sich zu entwickeln und Fuß zu fassen, da wird er auch schon verurteilt und angeprangert. Insofern brauchen sich die Schweden von MURDOC erst gar keine Gedanken zu machen, mit derlei Schubladen in Verbindung gebracht zu werden - auch wenn ihr progressiver, brachialer Stoff wohl ziemlich exakt das ist, was die Journaille als Djent oder dezente Abwandlung dessen charakterisiert.
Doch die sechs Skandinavier scheren sich eigentlich wenig um ihr oberflächliches Erscheinungsbild; stattdessen lassen sie brutale Grooves, vertrackte Arrangements und ihre außergewöhnlich ausdrucksstarke Energieleistung für sich sprechen. MURDOC sind In-your-face, dies jedoch mit einem komplexen Hintergrund, ohne sich dabei allerdings in wilde Taktspielereien zu verzetteln. Im Gegenteil: Die acht Songs des neuen Albums "The Green" sind grundsätzlich sehr straight, rollen manchmal wie ein höllischer Blast über den Zuhörer, wissen jedoch auch um die Bedeutung fokussierten Songwritings. Gelegentlich, und das ist bestimmt kein Zufall, fühlt man sich an die nicht ganz so abgefahrenen Kompositionen der Landsmänner von MESHUGGAH erinnert, auch wenn MURDOC womöglich noch eine Spur aggressiver bei der Sache sind. "The Green" ist vielleicht die Antwort auf eine Platte wie "Catch 33", die im Kontext der Kollegen ein bisschen unterschätzt wurde. Anspruch und Brutalität vermengen sich zu einem sehr direkten Geschoss, während instrumental ein alles vernichtendes Feuerwerk abgeschossen wird. Die Rhythmusfraktion bei MURDOC verdient ein Sternchen, ebenso Shouter Johan Ljung, der sich mit Inbrunst alles aus der Seele brüllt, was sich dort festgesetzt hat. Und bei Songs wie 'Devon', 'Patch' und auch 'Changeling' fällt es der Truppe, die zu großen Teilen aus den zu Grabe getragenen Blackies von MÖRK GRYNING besteht, ziemlich leicht, Glanzpunkte zu setzen, da das Songwriting hier sehr linear und dennoch mit einigen Tücken gestaltet ist.
Insofern braucht es keinen Djent oder anders beschriebenen Unsinn, um den Noten von "The Green" gerecht zu werden. Es reicht einerseits die MESHUGGAH-Parallele, da diese auf einem gleichwertigen Niveau aufrechterhalten wird, doch andererseits ist es auch die Vermengung von Extremem und Anspruchsvollem, die hier auf Anhieb auf Gegenliebe stößt. Wenn nämlich selbst eine halbwegs melodische Nummer wie 'D.I.D.' von einer Aggression gezeichnet ist und zugleich ihre kompositorischen Ambitionen zur Schau stellen kann, dann hat die Band alles richtig gemacht. Sehr starker Release!
Anspieltipps: Devon, Changeling, Trinkets Of Deceit
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes