MUSHROOM CLOUD - In Mad Minute
Mehr über Mushroom Cloud
- Genre:
- Thrash Metal / Modern Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Mighty Music
- Release:
- 09.09.2013
- Time To Shine
- Purifire
- Broken Record
- Follow The Blind
- Needless Fight
- American Genius
- Final Cut (Apple Pie)
- Fuck Alt Delete
- Bipolar
- No Escape
Ewig junger Thrash Metal
Die Frage, wie es mit METALLICA in den 90er Jahren weitergegangen wäre, hätte die Band nicht für anderthalb Dekaden ihre thrashigen Wurzeln vergessen, hat sich im doppelten Sinne erübrigt: Zum einen hat die Truppe mit "Death Magnetic" vor nicht allzu langer Zeit irgendwie doch noch die Kurve gekriegt, zum anderen haben in der Zwischenzeit zahllose weitere Formationen die Grundideen des Thrash Metal aufgegriffen und in vielschichtiger Weise weiterentwickelt. Mit MUSHROOM CLOUD greift eine junge Truppe aus Aarhus gefühlte zehn Jahre zu spät ins Geschehen ein, was die Dänen allerdings nicht davon abhält, mit ihrem Debütalbum "In Mad Minute" einmal mehr zu beweisen, dass gerade in Skandinavien verstanden wurde, wo in Sachen Modern Thrash der Hammer zu hängen hat.
MUSHROOM CLOUD, das klingt zunächst putzig, nach dem Bewusstwerden der sinngemäßen Übersetzung dann recht plump; auch das Albumcover ist, gelinde gesagt, schlicht ausgefallen. Doch was zählt sind bekanntlich die inneren Werte, und - Chapeaux! - das Trio aus Dänemark vermag mit seiner energischen Mixtur aus klassischem Thrash Metal, einigen Melodic Death-Elementen sowie diversen Modern Metal-Einflüssen durch die Bank zu überzeugen. Verpackt in Tue Madsens knackiges Soundgewand, klingt das Resultat fett, modern und oldschool-referenziell zugleich. Bloß keine Scheu vor der namhaften Konkurrenz! Morten Langerhuus' beeindruckend aggressive Gesangsstimme erinnert je nach Variation an die jungen Herren Hetfield, Fridén oder Lewis, während Dmitriy Mukhamedovs Gitarrensoli zwischen einfallsreichen Zitaten, fiesen Riffs und gespannt lauernden Melodien pendeln. Schlagzeuger Simon Kristensen unterfüttert diese wild gewordene Thrash-Maschinerie mit dem nötigen Antrieb, technisch und energetisch voll auf der Höhe.
Leider, leider hat es nun aber seit der Jahrtausendwende schon zuhauf Kapellen gegeben, die in eine vergleichbare Kerbe geschlagen haben. Als Pionier wäre MUSHROOM CLOUD vielleicht zur europäischen Speerspitze der Bewegung avanciert; heutzutage muss die Band sich den Vorwurf gefallen lassen, immer wieder stark nach Genregrößen wie IN FLAMES oder MACHINE HEAD zu klingen. Damit würde man den jungen Dänen allerdings nicht gerecht werden: "In Mad Minute" ist beileibe kein müder Abklatsch, bewegt sich vielmehr durchweg auf hohem Niveau und weiß von Anfang bis Ende zu unterhalten. 'Purifire' beispielsweise ist ein starkes Stück metallischer Vernichtungswut, teilweise mit todesmetallischem Gesang, und im Kontrast dazu mit einem genial zurückgenommenen Refrain sowie einem filigranen Interlude versehen - IN FLAMES lässt grüßen, mehr aber auch nicht. In 'Broken Record', einer Thrash-Attacke nach altem Schlage, klingt Herr Langerhuus wie James Hetfield zu seinen allerbesten Zeiten, während 'Follow The Blind' MACHINE HEAD hier und da zitiert, sich aber nie an das Flaggschiff aus Oakland anbiedert. Ganz großes Kino ist das ambivalente 'Bipolar', hin- und hergerissen zwischen unkontrollierter Wut und gestammelter Verzweiflung. Und ausgerechnet 'Fuck Alt Delete', also der Song mit dem albernsten Titel, sollte Metalfans aller Coleur ein zufriedenes Grinsen ins Gesicht zaubern: Mit seinem ultracoolen Oldschool-Riff und dem barbarisch stampfendem Thrash-Rhythmus vermählt MUSHROOM CLOUD ganz einfach SLAYER mit MANOWAR unter dem Segen von TESTAMENT. Hier feiern die Dänen sowohl sich selbst als auch die ganz alte Garde.
Nur die Tatsache, dass MUSHROOM CLOUD nicht als Wegbereiter gelten kann, sondern nur dem Gefolge des Modern Thrash zuzuordnen ist, schmälert das Gesamtbild in erster Linie. Auch etwas mehr hochklassige Tracks hätten "In Mad Minute" gut zu Gesicht gestanden, schließlich ist die Band dazu in der Lage, was die hier folgenden Anspieltipps mühelos unter Beweis stellen. Dennoch gibt es am Debüt der Dänen aus musikalischen Gesichtspunkten nichts Wesentliches auszusetzen, und die Tatsache, dass an diesem Album Metalheads aus allen Lagern ihre Freude haben sollten, spricht Bände. Wirklich gute Arbeit, meine Herren.
Anspieltipps: Purifire, Fuck Alt Delete, Bipolar
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timon Krause